Blut, Verzweiflung und der Bruch einer Vereinbahrung

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~Lokis Sicht~


Schmerzvoll kam ich auf dem Boden auf und stöhnte kurz auf vor Schmerz. DIESER VERDAMMTE BARTON! Sollte ich ihn noch einmal in die Finger bekommen, würde er leiden müssen wie noch nie zuvor in seinem Leben! Doch plötzlich musste ich an Clary denken, die auch mit mir von dem Chariot geschleudert wurde.

Also richtete ich mich schnell auf und blickte mich um. Dann sah ich sie mitten in den verbrochenen Scheiben liegen. Überall um sie herum lag Blut und viele kleine Splitter hatten sich den Weg in ihre Haut gesucht. Sie war überall so sehr zerkratzt, dass ich nicht mehr sagen konnte was von dem Sturz kam und welche Verletzungen sie schon vorher gehabt hatte. Doch ich sah wie sich langsam ihr Brustkorb hob und senkte und sofort viel ein klein wenig Anspannung und Panik von mir ab.

Doch als ich dieses grausige Bild so vor mir so ansah, musste ich sofort an etwas anderes denken, was schon so viele Jahre zurück lag, dass ich es beinahe schon vergessen hatte.



~Lokis Erinnerung~


Es ist schon eine Woche vergangen, seit unseren Ausflug nach Vanaheim. Seitdem habe ich Clary nicht mehr gesehen. Ich hatte sie nach unserer Rückkehr sofort in ihre Gemächer getragen. Ich sah sie immer noch vor mir, wie sie ihr verweintes Gesicht an meine Brust drückte und am ganzen Leib zitterte. Diesen Dieb zu töten, der dabei gewesen war mich umzubringen, war wahrlich keine große Herausforderung für sie gewesen. Danach damit umzugehen war allerdings etwas gänzlich anderes.

Wütend schlug ich, meine beiden Hände zu Fäusten geballt, gegen die geschlossene Tür meiner Gemächer. Ich verfluchte mich und meine Unachtsamkeit! Hätte ich mich nicht so sehr auf Clary konzentriert, wäre mir der Dieb schon längst aufgefallen. Doch ich war von Clarys Anblick, wie sie geschickt einen Baum hinaufkletterte um unsere Position aus zu machen, viel zu abgelenkt gewesen, als dass ich den Dieb sofort bemerkt hätte.

Wieder fing ich an durch meine Gemächer zu tigern und vor mich hin zu grübeln. Egal wie oft ich es auch bis jetzt versucht hatte, Clary ließ keinen zu sich hinein. Die Tür zu ihren Gemächern war fest verschlossen und nicht einmal die Dienstmädchen durften zu ihr hinein. Ich rieb mir meine Nasenwurzel und ging auf meinen Balkon. Als ich meinen Blick hob, konnte ich nicht weit von mir den Balkon von Clary ausmachen. Wieder versetzte es mir einen Stich ins Herz als ich daran dachte, wie ihr jetziger Zustand wohl sein musste.

Plötzlich hörte ich ein energisches Klopfen an meiner Tür und stöhnte genervt auf. Ich wusste nur zu gut wer vor meinen Gemächern stand und wie ein verrückt gewordenes Bilgenschwein versuchte meine Tür zum einstürzt zu bringen. Doch ich dachte nicht einmal daran ihn hineinzulassen. Sein Gebrüll half mir in keinster Weise und seine Bitte, ich solle zu Clary gehen, war ich schon ein paar Mal nachgekommen, ohne Erfolg. Doch natürlich ließ es dies nicht auf sich beruhen.

„Loki Bitte! Clary geht es immer schlechter. Sie isst nicht mehr, sie trinkt nicht mehr, sie lässt niemanden zu sich hinein. Ich will mir ihren jetzigen Zustand nicht einmal vorstellen. Bitte, Bruder! Du bist der Einzige, den sie vielleicht zu sich hinein lässt. Du warst schließlich an ihrer Seite, als es geschah! Auf mich hört sie nicht, dass hat sie noch nie getan. Aber auf dich hört sie! Du hast sie schon immer zur Vernunft gebracht!", hörte ich Thor vor meiner Tür schreien und dies machte mich noch wütender, als ich es sowieso schon war.

Mit festen Schritten lief ich zu der Tür meiner Gemächer und riss diese wutentbrannt auf. Vor mir stand ein erstaunter und erleichterter Thor. Er wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als ich ihn auch schon unterbrach.

„GLAUBST DU, ICH WÜSSTE DAS NICHT? DENKST ICH HÄTTE ES NICHT VERSUCHT ZU IHR ZU GELANGEN!? KANNST DU DIR IN DEINEM MICKRIGEN HIRN NICHT AUSMALEN WIE ICH TAG FÜR TAG VOR IHRER TÜR STEHEN UND SIE ANFLEHE SIE MIR ZU ÖFFNEN?!", brüllte ich Thor an, mein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt und meine Hände zu Fäusten geballt.

Was bildete er sich eigentlich ein, der große, starke Thor? NICHTS begriff er, rein GAR NICHTS! Doch so schnell meine Wut über ihn auch kam, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Erschöpft fuhr ich mir mit den Händen über mein Gesicht und ließ mich gegen den Türrahmen fallen, sodass ich jetzt an ihm lehnte. Mir war nur allzu klar, dass Thor Recht hatte und dass er sich nur um Clary sorgte. Doch es brachte mich zum verzweifeln, dass er mich immer wieder um etwas anflehte, woran ich schon so oft gescheitert war.

„Versuch es Loki, bitte! Wir alle machen uns sorgen um sie. Den ersten Mann, den man zu Hel geschickt hat vergisst man nie und es wird auch nicht leichter mit der Zeit. Doch wir dürfen nicht zulassen, dass die Schuld Clary auffrisst. Versuch es, um Clarys willen.", flehte er mich noch einmal an und legte seine Hand beruhigend auf meine Schulter.

„Ich werde es versuchen, um Clarys willen.", gab ich seinem Flehen nach und ließ ihn allein zurück, als ich mich auf den Weg zu Clarys Gemächern machte.

Als ich direkt davor stand, meine Faust schon erhoben zum Klopfen, stockte ich kurz. Wieder wurde mir bewusst was für ein elender Versager ich war und das dies nur meine Schuld ist. Thor hätte sie besser... Sofort verdrängte ich diesen Gedanken wieder und wurde schlagartig wütend auf mich selbst. ICH WAR LOKI! ICH BIN KEINE DIESER ELENDEN, SICH SELBST BEMITLEIDENDEN WÜRMER! Wieder atmete ich schwer aus, bevor ich dann schließlich doch an die Tür klopfte. Doch wieder kam keine Reaktion. Wieder klopfte ich, doch es geschah genau das gleiche wie vorher, nämlich nichts. Wieder und wieder klopfte ich und wurde dabei immer energischer. Ich hatte es satt!

„CLARY VERDAMMT NOCH EINS! ÖFFNE MIR DIE TÜR ODER ICH BENUTZE MEINE MAGIE UM SIE ZUM EINSTURZ ZU BRINGEN!", drohte ich ihr und erhob dabei meine Stimme so laut, dass meine Stimme sicher auch auf den nahe liegenden Fluren widerhallte.

Und da vernahm ich es! Erst leise Schritte und dann das gewünschte Klicken einer sich entriegelden Tür. Ich riss die Tür schon beinahe auf, doch was ich sah ließ mich es Atem stocken. Verwüstung, Chaos und... Blut und mitten in alle dem saß Clary, nun gegen ihr Bett gelehnt und ins leere starrend. Ihre beiden Arme waren von Kratzern überseht genau wie ihre Beine. Überall an ihr klebte ihr eigenes Blut und es war nicht gerade wenig.

Sofort lief ich auf sie zu und kniete mich zu ihr nieder, doch ich traute mich nicht die zu berühren. Ich wusste nicht was passieren würde wenn ich dies tat. Plötzlich drehte Clary leicht den Kopf zu mir und warf mir einen kurzen Blick zu. Doch dieser eine Moment reichte um zu sehen wie sehr die Trauer und vor allem Schuld in ihnen stand. Schuld...

„Du gibst dir die Schuld an allem was passiert ist, nicht wahr? Du denkst nur deinetwegen musste er sterben?", fragte ich sie leise flüsternd und legte ganz sanft und kaum merklich meine rechte Hand auch ihre rechte Schulter.

„Hätte ich diese dumme Idee nicht gehabt nach Vanaheim zu reisen, währe all dies nicht geschehen. Sie hätten und nie entdeckt und er hätte dich nie töten wollen. Ich hätte ihn nie...", hauchte sie und brach dann beim letzten Satz ab, weil ihr immer noch die Tränen über die Wangen liefen.

Sie schlang sie Arme um ihren Körper und fing an mit ihren Fingernägel über ihre Haut zu kratzen. Daher also das ganze Blut und die Kratzer. Sie tat sich selbst weh... Schnell fasste ich mit der einen Hand um sie und legte meine Hand auf ihre und genau das gleiche machte ich auch bei der anderen. Ich packte beide Hände, hielt sie fest und zog Clary an mich.

„Du trägst keine Schuld.", flüsterte ich ihr behutsam ins Ohr.

Plötzlich entriss sie mir ihre Hände und schubste mich nach hinten, sodass ich nun die Decke bewundern konnte. Ich atmete einmal hörbar aus um meinen aufsteigenden Ärger zu zähmen und hob dann meinen Kopf um nach Clary zu sehen. Diese stand nun direkt vor mir und sah herablassend auf mich hinab.

„WAS VERSTEHST DU SCHON! DU WARST SCHLIEßLICH NICHT IN DER LAGE IHN ZU TÖTEN! HÄTTEST DU ES GETAN, ERGÄNGE MIR ES JETZT NICHT SO! WENN ES DICH NICHT KÜMMERT UND BERÜHRT JEMANDEN UMZUBRINGEN, WARUM HAST DU ES DANN NICHT GETAN?!...", schrie sie mich voller Wut und Verbitterung an.

Ich setzte mich währenddessen auf und fuhr mir dann genervt kurz mit der Hand durch mein Haar. Noch während ihres Vortrags packte ich ihre beiden Hände, mit denen sie wild herumgestikulierte und ließ sie somit verstummen. Ich setzte den härtesten Gesichtsausdruck auf, denn ich in dieser Situation aufbringen konnte und sah sie somit gleichgültig, zornig und genervt an. Ich wusste, Mitleid würde ihr jetzt nichts bringen. Sie brauchte jemand der sie auffing, ihr aufhalf und dann mit ihr ihre ersten Schritte tat. Und genau dies tat ich jetzt.

„Du hörst mir jetzt einmal genau zu! Du trägst keine Schuld! Du hast mich und dich selbst lediglich verteidigt und der Einzige, der Schuld an seinem tot ist, ist der Dieb selbst der uns beide töten wollte! Also entweder du verkriechst dich weiterhin wie ein kleines Menschlein in deinen Gemächern und ertrinkst in Selbstmitleid oder du hörst endlich damit auf und wirst wieder die junge selbstbewusste Frau die ich meine beste Freundin nennen darf! Also, für was entscheidest du dich?", hielt ich ihr meine Predigt und versuchte dabei so hart und gefühllos mit ihr zu sein wie es gerade ging.

Und es schien zu wirken. Sie schloss kurz die Augen, ehe sie mich mit neuer Entschlossenheit ansah und mir dann in die Arme fiel um gleich wieder anzufangen zu weinen, aber dieses Mal vor Erleichterung.

„Wird es irgendwann leichter?", flüsterte sie an meiner Brust, währen ich ihr beruhigend durch Haar strich.

„Nein, aber es dient als Warnung, dass wir niemals ein Leben leichtfertig beenden sollten.", antwortete ich ihr Wahrheitsgemäß, ehe ich sie hochhob und aus ihren Gemächern trug.

Clary sah mich erst überrascht und dann ein wenig genervt an. Ich wusste wie sehr sie es hasste, wenn ich so etwas tat. Sie sagte mir dann immer ständig, dass sie kein kleines Kind mehr sei und selbst laufen könne. Und auch dieses Mal brachte sie diesen Spruch und wollte sich von mir losreisen, doch ich dachte nicht einmal daran sie herunter zu lassen.

„Loki was sollt das, was hast du vor? Ich komme mir vor wie eine Zwangsverheiratete Frau, also lass mich herunter. Ich werde mich schon nicht wieder in meine Gemächer verkriechen.", meinte sie und versuchte wieder sich irgendwie von mir zu befreien.

Dieser lächerliche Versuch brachte mich nur zum lachen, was Clary genervt ausatmen ließ.

„Ich werde dich jetzt sofort in die Heilkammern bringen und keine Widerrede. So wie du Aussiehst können wir dich nicht wieder hinaus in die Freiheit lassen.", meinte ich scherzend und fing mir dafür einen Klaps auf den Hinterkopf ein, bevor Clary ihren Kopf erschöpft an meine Schulter lehnte.

„Es tut mir leid.", flüsterte sie und es klang, als ob die kurz davor währe einzuschlafen.

Wer weiß schon wann sie das letzte Mal geschlafen hatte? Deswegen ließ ich es zu und fragte nicht weiter worauf sie es bezogen hatte, denn es war mir egal. Sie schuldete mir für nichts eine Entschuldigung und sie brauchte auch nicht meine Vergebung. Sie brauchte einzig und allein die Vergebung von sich selbst.



~Gegenwart Loki~


Schnell verbannte ich diese Erinnerung aus meinem Kopf und wollte zu Clary gehen, um zu sehen wie ich ihr helfen kann, als sich mir plötzlich etwas in den Weg stellte. Nun stand vor mir der Hulk und schleudert mich mit einem Fausthieb in die nächste Ecke, weg von Clary.

„Vergiss sie!", schrie wieder diese Stimme in meinem Kopf, doch ich ignorierte sie.

Ich verbannte diese Stimme so gut es ging aus meinem Kopf und richtete mich wieder auf nur um wieder vor dem Hulk zu stehen.

„GEH UND VERPRÜGEL DIE CHITAURI! VERSCHWINDE! ICH HABE BESSERES ZU TUN!", brüllte ich den Hulk an und wollte an ihm vorbei um zu Clary zu gelangen, doch wurde ich plötzlich gepackt und hin und her geschleudert.

Ich wusste nicht mehr wo oben oder unten war. Ich konnte nur noch den unerträglichen Schmerz spüren, als mein Körper immer und immer wieder mit voller Wucht auf dem harten Boden aufschlug, bis es endlich vorbei war. Doch ich war nicht mehr im Stande mich zu bewegen. Mein ganzer Körper schmerzte und ich musste kämpfen um nicht ohnmächtig zu werden. Ich wusste nicht wie oft mein Kopf auf den Boden aufgeschlagen war. Doch ich spürte wie mein Verstand plötzlich klarer wurde. Ich fühlte mich plötzlich ... so befreit. Als wäre ein unglaublicher Druck von mir gewichen. 

„Damit ist unsere Zusammenarbeit wohl beendet Laufeyson. Viel Spaß mit deiner kleinen Asin, wenn sie denn noch am Leben ist. Und selbst wenn, wirst du es nicht lange genießen können. Sie wird mit dir für dein Versagen büßen.", sprach die Stimme ein letztes Mal in meinem Kopf, bevor sie sich hoffentlich für immer von mir löste und mich endlich freigab.

We are broken ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt