Kapitel 13

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Die nächsten Tage liefen ab wie die zuvor. Ich wachte meistens durch einen Albtraum auf, dann schlich ich mich aus dem Haus. Zumindest versuchte ich es immer, aber er wachte jedes Mal davon auf. Egal wie leise ich war. Ich erledigte meine tägliche Routine und versuchte dann, etwas zum Essen zu jagen oder zu pflügen.

Doch leider sah die Beute der letzten Tage schlecht aus. Mit jedem Tag, an dem ich weniger zu essen hatte, spürte ich die drückende Last und Erschöpfung immer deutlicher. Dennoch gab ich nicht auf, sondern kämpfte weiter, denn aufgeben war keine Option. Nachdem ich ihn dann immer aufs Klo gelassen hatte, durfte er sich im Fluss waschen.

Immer wenn wir dann zurück waren, schaute ich seine Wunde an, die ziemlich gut aussah und auch gut verheilte. Aus unerklärlichen Gründen war ich glücklich darüber. Auch wenn er und ich uns immer besser verstanden, war ich genauso vorsichtig wie am allerersten Tag. Schließlich vergaß ich nicht, was er war und mein Herz pochte jedes Mal in seiner Nähe viel zu schnell.

Am Abend saßen wir dann immer vor dem Feuer und unterhielten uns. Ich erzählte ihm ein, zwei Sachen über mein Leben und er versuchte mir einiges über seine Welt beizubringen. Er hatte mir vor allem erzählt, wie die Politik da draußen funktionierte.

Jede größere Stadt hatte einen Alpha und eine Luna, die die Anführer waren. Außerdem gab es Rudel, zu denen dann alle Werwölfe gehörten, die auf den Anführer hörten. Außerdem gab es eine königliche Familie, die über alle Rudel regierte und über den Alphas stand. Neben den Alphas und der königlichen Familie existierte ein Rat, der aus Vertretern verschiedener Wesen und Arten bestand. Dieser Rat war dem König untergeordnet und diente als Beratungsorgan für wichtige Entscheidungen. Es gab auch für jede Art von Wesen einen eigenen König.

Als er mir die ganze Politik versucht hatte zu erklären, rauchte mein Kopf. Ich verschlang förmlich die Informationen. Jetzt wusste ich zumindest, wohin ich musste und was mein nächstes Ziel war. Der Tod des Werwolfkönigs und der Tod des Rates. Wie ich das anstellen wollte? Das wusste ich noch nicht.

Wir redeten nicht viel über den Krieg. Ich wollte mich nicht daran erinnern. Und er sich vielleicht auch nicht oder er hatte Angst, mir Geheimnisse zu verraten, die ich als Mensch nicht erfahren durfte. Cain war zu mir aber ziemlich offen und ab und zu lachten wir sogar zusammen, was mein Herz jedes Mal erwärmte. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal gelacht hatte und wie gut sich das anfühlte.

„Ich habe heute leider wieder nicht viel zum Essen dabei", meinte ich, während er sich wieder in den Stuhl setzen musste. Wir waren gerade vom Fluss zurückgekehrt und jetzt wurde es Zeit zum Essen.

„Nur ein paar Beeren, aber du kannst ein paar mehr als ich haben. Schließlich brauchst du bei deiner Größe mehr als ich", schlug ich vor und erhob mich vom Boden, da er nun wieder an den Stuhl gefesselt war. Ich ging in die Küche, holte die Beeren und verteilte sie in zwei kleine Schalen. Als ich zurückkehrte, fiel mir sofort sein Gesichtsausdruck auf. Er starrte aus dem Fenster, seine Miene war kalt und hart, ein Ausdruck, den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Normalerweise wirkte er freundlich, fast sanft, trotz unserer ungewöhnlichen Situation, zumindest ließ er so gut wie nie seine Maske fallen. Irgendwas bedrückte ihn.

„Du kannst alle Beeren haben", meinte er dann plötzlich und sah mich ernst an. In seinem Ton lag etwas, beinahe befehlshaberisch, dass keinen Widerspruch duldete. Sein Ausdruck war fest und entschlossen. Obwohl mich seine Worte und die Art, wie er sie aussprach, einschüchterten, musste er sich daran erinnern, wer hier das Sagen hatte.

„Nein, du isst genauso viele Beeren wie ich. Du brauchst genauso Nahrung wie ich, besonders in deinem Zustand. Also nimm die Beeren und iss." Meine Worte klangen bestimmt, obwohl mein Herz schneller schlug. Ich wollte ihm zeigen, dass ich mich nicht einschüchtern ließ, auch wenn seine plötzliche Veränderung mir Angst machte.

Herzen in Fesseln: Mein Gefangener, mein MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt