venom

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Felix POV

Schockiert sah ich den Älteren an, unfähig zu begreifen, mit welchem Gedanken er all die Jahre leben musste. Es war, als würde eine Klinge aus Schmerz durch mein Herz schneiden, als mir klar wurde, dass er wirklich glaubte, ich hätte ihn verlassen.

„Jun, so war das nicht!"

Die Worte kamen zitternd über meine Lippen, doch ich wusste, dass sie nicht durchdringen würden.

„Hör auf, mich anzulügen, Yongbok! Du bist gegangen, so wie alle anderen! Du musst es sein – du wirst es sein! Es gibt kein Zurück mehr!"

Sein Gesicht war von einer Mischung aus Wut und Verzweiflung gezeichnet. Ohne mich ein weiteres Mal anzusehen, stand er auf, die Wut verwandelte sich in einen Sturm, der ihn mit sich riss, und stürmte aus dem Raum. Die Tür knallte mit einem ohrenbetäubenden Geräusch hinter ihm zu, als würde sie die verzweifelte Stille zerschmettern, die zwischen uns schwebte.

Immer wieder strömten heiße Tränen über meine Wangen, unkontrolliert, als ich daran denken musste, was wirklich passiert war. Der Schmerz schnitt tiefer, als ich versuchte, die schrecklichen Erinnerungen zu verarbeiten.

„Nein! Bitte!"

Ich schrie die leere Luft an, hoffte inständig, dass sie mir Gehör schenken würde. Doch nichts geschah. Ich saß hier, eingeengt in einem kleinen, metallenen Käfig, umgeben von Dunkelheit und Einsamkeit. Die Kälte des Raumes kroch in meine Knochen, während ich weinend zusehen musste, wie meinem Vater eine Menge Geld übergeben wurde. Er, der mich nicht einmal eines Blickes würdigte, und ich fühlte mich, als wäre ich unsichtbar, in einem Schatten gefangen.

„Jun?!"

Der Gedanke an meinen Bruder war wie ein Lichtstrahl in dieser Dunkelheit. Ich wusste, dass er nicht zuhause war, doch ich hatte keine andere Wahl. Ich hoffte inständig, dass er wie ein Held auftauchen und mich hier rausholen würde. Doch die Hoffnung war wie ein flüchtiger Traum, der mir entglitt. Mit einem letzten Ruck wurden alle Türen geschlossen, und mit verschwommener Sicht sah ich zu, wie das Haus, in dem ich lebte, immer weiter aus meiner Sicht verschwand. Es war, als würde ich von einer Welle der Trauer erfasst werden.

„Leg dich lieber hin, die Fahrt wird lang und die Tage danach noch länger."

Die Stimme des großen Mannes riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah zu ihm hoch, und ein Schauer der Angst überkam mich. Er machte mir Angst. Seine kalten Augen und die schneidende Stimme waren wie ein Eisblock, der meine Hoffnung erstickte.

Ohne darüber nachzudenken, drehte ich mich ein paar Mal in dem viel zu kleinen Käfig und legte mich mit dem Rücken zu dem Mann hin, schloss die Augen und hoffte, ich würde bald aus diesem Alptraum aufwachen. Vielleicht, nur vielleicht, würde ich beim Aufwachen in meinem eigenen Bett liegen, und alles wäre nur ein schlimmer Traum gewesen.

Chan POV

„Hast du mich vermisst, Bang?"

Die Worte waren ein bitterer Stachel in der Stille, während ich auf den leeren Raum vor mir starrte. Es war mittlerweile eine Woche vergangen, seitdem der Jüngere verschwunden war, und wir schienen einfach keine richtige Spur zu seinem Aufenthalt ausmachen zu können. Die Frustration brannte in meiner Brust wie ein unstillbarer Durst.

Wütend zerknüllte ich das Stück Papier in meiner Hand, das mit einem Hinweis beschriftet war, der uns nur wieder in eine Sackgasse geführt hatte. Jedes Mal, wenn ich an diese Suche dachte, überkam mich eine Welle der Ohnmacht.

„Hast du nicht schon genug Spielchen gespielt, Lee?! Lass Felix in Ruhe, er hat nichts damit zu tun!"

„Er heißt also jetzt Felix, huh?"

My little HybridWo Geschichten leben. Entdecke jetzt