Kapitel 22

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Soona

Zehn Jahre zuvor...

Hernán war drei Jahre älter als ich und dennoch dachte ich, dass er zumindest ein wenig Angst haben würde. Schließlich würden wir es gleich mi padre erzählen...

«Du siehst aus, wie ein Lamm welches man gleich zur Schlachtbank führt. So schlimm wird es schon nicht, Soona.» Bemerkte er lachend, ohne sich bewusst zu sein, was gleich auf ihn zukäme. 

Hoffnungsvoll versuchte ich es genauso positiv zu sehen, wie er. Es gelang mir jedoch nicht ganz so gut und so verrutschte meine aufgesetzte Maske schnell wieder. Schließlich kannte ich meinen Vater und ich wusste, dass er nicht begeistert davon sein würde, dass ich in einen seiner Männer verknallt war und mich dieser auch noch geschwängert hatte. 

Mit SIEBZEHN!

Nichts, was ich so früh wollte und definitiv auch nicht geplant hatte. Aber ändern konnte ich es nun auch nicht mehr. Außerdem waren Hernán und ich auch nicht gerade vorsichtig gewesen. Zwar hatte ich mich vor meinem ersten Mal ausreichend belesen, aber dabei hatte ich anscheinend das Kapitel zum Thema "Verhütung" übersprungen. Oder es lag daran, dass Hernán und ich schon seit Wochen und Monaten miteinander flirteten und wir uns dann einfach nicht mehr zurückhalten konnten. 

Und so passierte es schließlich, als er sich eines Nachts in mein Zimmer schlich. Er kam durchs Fenster geklettert und noch ehe sich unsere Lippen das erste Mal richtig berührten, lagen wir auch schon nackt auf meinem Bett. 

Der Sex war so, wie ich es gehört hatte. Schmerzhaft und entspannen konnte ich mich auch nicht wirklich. Doch ich war in Hernán verknallt, weswegen ich den Schmerz auch in Kauf nahm. 

Genauso, wie ich für unsere Liebe es in Kauf nahm, dass mein Daddy wahrscheinlich von mir sehr enttäuscht sein würde...

«Ich habe Angst...» Gab ich schließlich zu, als wir Seite an Seite über die Gänge unseres Anwesens liefen und dem Arbeitszimmer meines Vaters immer näher kamen. Meine Hände waren schweißnass und befeuchteten dadurch wahrscheinlich auch schon längst Hernán's Handflächen, weil er meine hielt. 

«Das wird schon gutgehen!» Kurz stoppte er und hielt mein Gesicht in seinen Händen, ehe er mir einen sanften Kuss auf die Lippen gab. «Ansonsten werden wir einfach zusammen, ein neues Leben anfangen. Du, ich und der Kleine.»

Federleicht strich er über meinen geschwollenen Bauch. Mittlerweile war ich bereits im fünften Monat schwanger. So lange hatten wir es schon hinausgezögert, es meiner Familie zu erzählen. Und bis jetzt fiel es auch nicht großartig auf, da ich einen recht kleinen Bauch hatte und alles Andere mit weiter Kleidung verdecken konnte. 

Aber nun wurde es immer schwieriger...

Zudem hatte eines unserer Dienstmädchen das Ultraschallbild unseres Kleinen gefunden. Das Ultraschallbild, welches ich ständig bei mir trug. Auch, weil es bezeugte, dass wir einen Sohn bekommen würden. Es war für mich heilig. Doch ich vertraute der Frau nicht, dass sie es nicht meinem Vater zeigen würde. 

Und, wenn es tatsächlich dazu käme, würde ich es ihm zuvor lieber selbst beichten.

«Bereit?» Fragte Hernán mich ein letztes Mal und als ich nickte klopfte er laut und mutig an die Tür vom Arbeitszimmer meines Daddys. 

«Herein.» Hörte ich sofort die unverwechselbare Stimme meines Vaters. Wie immer bekam ich davon eine beklemmende Gänsehaut. 

Doch nun gab es kein Zurück mehr. Denn Hernán trat bereits entschlossen nach vorne und zog mich hinter sich her, genau in die Höhle des Löwen. 

Mine. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt