Kapitel 23

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Keylum

«Keylum? Sie ist wieder da.»

Verdammt, Soona!

Ich schnappte mir sofort meine Autoschlüssel, mein Handy nah an mein Ohr gepresst: «Wie geht es ihr?»

Mir war sehr wohl bewusst, dass Théo seine nächsten Worte ganz genau abwägte, bevor er sprach: «Unverändert. So wie es ihr auch die letzten Tage schon ging. Kurzes Kleidchen, betrunken und sie bekommt wahrscheinlich gar nicht mehr mit, dass sie angetanzt wird.»

Ich stieg in mein Auto und rieb mir über die Stirn. Seit wir im Krankenhaus waren, schmerzte diese Stelle fast tagtäglich: «Behalte sie im Auge! Ich bin unterwegs.»

Dann legte ich auf und fuhr in Richtung des Clubs, in den Soona fast täglich abends hinging. Ihre Art der Bewältigung...

Würde es nach mir gehen, hätten wir darüber gesprochen. Wir hätten darüber geredet, welche Alternativen es gäbe. Und, dass sie das Alles nicht mit sich alleine ausmachen müsste.

Aber seitdem die Ärztin uns damit konfrontierte, dass wir wahrscheinlich nicht auf natürlichem Wege ein Kind bekommen könnten, schottete Soona sich ab. Vor mir und generell vor Jedem. Sie vernachlässigte sogar ihren Job in der Bar. Und hätte ich nicht einiges an Geld springen lassen, wäre sie schon längst rausgeflogen.

Doch mit ihr zu reden? Das kam gar nicht in Frage! Zumindest nicht für Soona. Jedenfalls probierte ich es, noch als wir im Krankenhaus waren. Ich probierte es auch zwei Tage später, in der Hoffnung, dass sie dann bereit dazu wäre. Aber nichts da... Sie antwortete nicht auf meine Nachrichten und öffnete mir auch nicht die Tür, wenn ich zu ihr kam.

Natürlich würde mich eine einfache Tür nicht aufhalten, aber ich wollte Soona nicht auch noch mehr aufregen und stressen.

Das bedeutete jedoch nicht, dass ich sie unbeobachtet und unbeschützt ließ. Wodurch ich auch vor ein paar Tagen erfuhr, dass sie jeden Abend in einem zwielichtigen Club ging, um sich zu betrinken und zu vergessen.

Ihre Art der Trauerbewältigung...

Wenn ich es noch nachträglich beeinflussen könnte, wünschte ich mir, dass mein Körper und meine Spermien das Problem wären. Sodass nicht Soona Diejenige sein müsste, die sich die Schuld dafür gab.

Noch dazu, weil es nicht ihre Schuld war!

Natürlich war es nicht schön zu hören, dass wir keine Kinder bekommen könnten. Noch dazu, weil ich mich schon lange mit dem Gedanken angefreundet hatte, ein Baby mit ihr zu bekommen. Wie sie schwanger mit meinem Kind sein würde... Aber für Soona war die Vorstellung noch viel schlimmer, dass es nicht funktionierte.

Sie war schon einmal Mutter und sie wollte es wieder sein. Und nun klappte es nicht...

Es musste schrecklich für sie sein... Das war mir bewusst, aber es brachte nichts, dass sie ihren Kummer in Alkohol zu ertränken versuchte. Stattdessen sollten wir darüber reden und sie sollte sich auch frei fühlen, deswegen zu weinen.

Aber auch das hatte sie nur im Krankenhaus gemacht. Sobald ich sie jedoch in den Arm nehmen wollte, baute sie eine Mauer um sich herum auf und wischte die Tränen sofort weg. Als würde sie mir nicht zeigen wollen, dass sie weinte. Als hätte sie Angst, Schwäche zu zeigen.

«Sir.» Der Türsteher des Clubs nickte mir respektvoll zu und die Schlange vor der Tür wich sofort zu allen Seiten aus, um mir Platz zu machen. Manche schienen mich zu erkennen und neigten sofort ihre Köpfe vor mir. Andere waren wahrscheinlich Touristen, welche mir aufgrund meiner Statur und meines Auftretens trotzdem aus dem Weg gingen.

Mine. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt