Meine Augen schauen auf die riesigen Buchstaben BW die an dem Gebäude haften und ich halte 2 Becher Kaffee in meinen Händen. Neben mir, auf der Bank steht mein Rucksack und mir entweicht ein kleines seufzen.
Wie zu erwarten, hatte ich gestern kein Glück und jedes Motel in dieser unfreundlichen Stadt hat mich abgewiesen. Ich verbrachte die Nacht auf der Bank bei dem Obdachlosen. Wie jene Nacht zuvor. Er knurrte leicht über meine Anwesenheit. Jedoch sagte er nichts weiter. Vielleicht lag es an dem Geld was ich Ihm an dem Morgen zuvor gegeben habe. Zumindest hoffte ich es lag daran. Immerhin habe ich Ihm auch diesen Morgen einen Geldschein überreicht.
Sein missbilligen Blick mir gegenüber, ließ mich erst zurückweichen. Beim Anblick des Geldscheines erkannte ich seine Gier. Er war auf das Geld angewiesen und brummte nur leise mit einem Nicken. Woraufhin ich mich schnell mit meinem wenigen Gepäck davon bewegte. Allerdings bin ich auch früh aufgebrochen. Da ich an meinem ersten Arbeitstag nicht zu spät erscheinen wollte und das Bedürfnis hatte, mich bei Sam irgendwie erkenntlich zu zeigen.
Auf dem Weg zu dem riesigen Firmengebäude zermürbte ich mir meinen Kopf, wie ich am besten meine Dankbarkeit ausdrücken kann. Dabei wollte ich mein Budget nicht zu sehr reizen.
Erst als ich kurz vor der Firma an einem kleinen Café vorbeikam, erinnerte ich mich an den Kaffee in seinem Büro. Sicherlich ist nicht gerade viel zum Dank. Aber es war eine Möglichkeit.
Nun saß ich hier auf der Bank, starrte die beiden Becher in meiner Hand an und schweifte in meinen Gedanken wieder ab.
An den Abend zuvor. Als ich die Bank erreichte.
Bevor ich eingeschlafen bin, sprach ich mir Mut zu, dass ich heute mit Sicherheit ein Dach über den Kopf finde. Bis ich in den immer wiederkehrenden Traum zurück kehrte.
Früher war der Traum anders. Da tauchte dieser schwarze Wolf nicht auf. Immer nur die beiden Wesen neben mir und auf der anderen Seite des Baches die beiden Wölfe. Sie sahen mich nur kurz an und machten sich dann verspielt auf den Weg.
Aber seit jenem Ausflug alleine ohne meine Eltern woraufhin sie kurz darauf starben, ist dieser schwarze Wolf in meinem Traum.
Meine Brust zieht sich wieder schmerzvoll zusammen und ich beobachte wie langsam das Leben in meine Umgebung taucht. Die Menschen sich in der Anzahl vermehren und ihren Weg zielstrebig fortsetzen.
„Guten Morgen Nora! Du bist früh dran!" erklingt die Stimme von Sam und ich beobachte wie er sich auf die Bank zu mir gesellt.
Zufrieden nicke ich und reiche Ihm den Becher. Leise frage ich nochmal nach ob ich mir Schwarzen Kaffee richtig eingeprägt habe und bekomme ein freundliches Lächeln als Antwort.
„Ich sitze jeden Morgen hier und genieße es zu beobachten wie Sie alle zur Arbeit eilen. Allerdings habe ich meinen Kaffee heute Morgen vergessen. Da ich noch etwas erledigen musste." Sam nimmt anschließend einen Schluck und tippt auf einen Karton neben sich.
„Nun Mach schon auf! Das ist für dich!" fordert er mich mit einem leichten Grinsen auf und ich bin etwas verwirrt.
Nachdem er mich wieder aufgefordert hat, hebe ich den Deckel an und erblicke ordentlich zusammen gelegte Kleidung darin.
„Ich gehe davon aus, es ist die richtige Größe. Dein Outfit ist zwar gut für ein Café, aber dieses ist besser geeignet für den Empfang. Betrachte es als Willkommens Geschenk und Entschuldigung, weil du es so schwer hattest in dieser Stadt." Anschließend nimmt Sam wieder einen Schluck und steht auf.
„Es wird Zeit. Wir sollten an deinem ersten Tag nicht zu spät sein. Nora, Hopp."
Fordert er mich auf, bevor ich meine Einwände einbringen kann. Hastig greife ich nach meinem Rucksack und dem Karton und folge Ihm in eiligen Schritten.
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Die Chroniken von Silver-Blood
WerewolfDionora (Nora) ist mit ihren 20 Jahren auf sich alleine gestellt. Seit dem Tod ihrer Eltern verweilt Sie nie lange an einem Ort. Geplagt von dem immer wiederkehrenden Traum von einem Einhorn und Wölfen. Welche Nora daran erinnern niemanden zu Vertra...