Julian
Nachdem ich diese Streunerin in ihr Motel gebracht habe, stehe ich noch ein paar Minuten in der Nähe und beobachte das Zimmer. Mein Wolf wehrt sich gegen die Vorstellung zu gehen. Er tobt in mir wie ein verrückter, als ich mich endlich durchsetze.
Noch immer ist Cerberus der Meinung diese kleine Frau ist unsere Gefährtin. Da wir mit Ihr keinen direkten Augenkontakt bisher gehabt haben, kann auch keine erste Bindung stattgefunden haben. Mein Wolf und ich sind uns sonst sehr oft in allem einig. Nach langer Zeit entfacht zwischen uns eine hitzige Diskussion.
Er ist der festen Überzeugung, wir müssen hier Wache halten. Alleine wegen Sam. Dabei erinnere ich Ihn, wie ich Sam zurück ins Rudelhaus befohlen habe. Knurrend gibt Cerberus mir Recht. Aber aus irgendeinem Grund hat er an Nora ein starkes Interesse. Ich muss zugeben, der Geruch ist ungewöhnlich gut für eine Streunerin. Selbst mir gefällt dieser. Ein Verlangen diesen Geruch nochmal tief zu inhalieren steigt in mir auf. Selbst für mich ist dieses Verhalten seltsam.
Wenn ich so über ihren Duft nachdenke, verstehe ich langsam warum Sam an Nora Gefallen gefunden hat.
In meinen Gedanken verloren, hebe ich meine Hand. Ein Taxi kommt neben mir zum Stehen und ich lasse mich zu meinen Wagen bringen. Es wird Zeit zum Rudelhaus aufzubrechen. Da Sam vor mir ankommt, muss ich mich beeilen. Dieses Gespräch will ich so schnell wie möglich hinter mir bringen.
Als ich mit meinem Auto losfahre, pressen sich meine Finger fest um das Lenkrad. Mein Fuß drückt das Gas durch und mit quietschenden Reifen fahre ich los. Während meiner Fahrt durchbreche ich mehrere Verkehrsgesetze. Geschwindigkeitsüberschreitung ist nur eines davon. Zu meinem Glück kenne ich die Strecke auswendig und halte mich auf der Straße auf, wo selten kontrolliert wird. Alleine aus dem Grund, weil man weiß wie oft unsere Wölfe in einem Notfall hier entlangfahren. Am Ende will sich der örtliche Gesetzeshüter nicht mit wütenden Wölfen anlegen.
In meiner Wut kontaktiere ich meinen Beta Alex über die Gedankenverbindung. Ein knurrender Befehl geht zu ihm heraus. Er soll ebenfalls zum Rudelhaus zu kommen. Bevor er weiter Nachfragen kann, kappe ich die Verbindung und schweife wieder in meinen Gedanken ab.
Die Erinnerung an den Geruch von Nora kommt in meinem Kopf erneut hervor. Cerberus meldet sich sofort. Während er völlig von Ihr begeistert ist, warne ich Ihn. Wir wissen immerhin nichts über diese Fremde. Auch machen die Schwankungen in ihrem Geruch mir Sorgen. Als ich Sie in meinen Armen gehalten habe, entging mir nicht wie ungewöhnlich leicht Sie für einen Wolf ist. Abgesehen von Ihrer winzigen Größe.
Nach einer kurzen Fahrtzeit, wegen dem extremen überschreiten des Tempolimits, komme ich endlich an. Wütend auf das Ereignis im Park stürme ich an meinen Wachen vorbei. Direkt in das Rudelhaus hinein. In meinem Büro warten schon mein Beta und Gamma. Alex wirkt völlig verschlafen. Aber beide sehen mich ehrfürchtig an.
Meine ganze Wut prallt auf Sam ein. Durch seine Missachtung meiner Befehle. Auch wegen Jessica, die sich gegen die Friedensregeln der Stadt entschieden hat. Ihre unerlaubte Verwandlung und versuchter Angriff ist ein klarer Verstoß. Unser Rudel ist für das Einhalten der Regeln in der Stadt zuständig. Gerade von meinen Wölfen erwarte ich bestes Verhalten in dem Punkt. Bisher gab es auch keine derartigen Zwischenfälle.
Mit nur wenigen Sätzen habe ich mein Gamma in seine Schranken gewiesen. Ehrfürchtig bietet er mir seinen Nacken an. Diesmal kann er mich nicht milde stimmen. Das Grollen aus meiner Brust macht es Ihm bewusst. Sam verliert langsam seine Farbe in seinem Gesicht. Das Klopfen seines Herzens gelangt an meine Ohren. Die Geschwindigkeit lässt mich seine Angst noch deutlicher erkennen.
„Beschaffe die Informationen! Wenn du noch einmal meinen direkten Befehl missachtest, reiße ich dir deinen Kopf von den Schultern! Geh mir aus den Augen! Komme erst wieder mir Ergebnissen! So lange bist du von allen anderen Aufgaben entbunden!"
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Die Chroniken von Silver-Blood
VlkodlaciDionora (Nora) ist mit ihren 20 Jahren auf sich alleine gestellt. Seit dem Tod ihrer Eltern verweilt Sie nie lange an einem Ort. Geplagt von dem immer wiederkehrenden Traum von einem Einhorn und Wölfen. Welche Nora daran erinnern niemanden zu Vertra...