1. Kapitel

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Clara

Es ist soweit, ich muss für ein paar Wochen in eine Klinik, wegen meiner Depression. Ich merke wie ich mich immer mehr zurück ziehe und niemanden mehr an mich ranlasse. Deshalb ist eine stationäre Behandlung unvermeidlich. Meine Therapeutin hat mir eine schöne Klinik in München, die ebenfalls eine Reha beinhaltet, rausgesucht, damit ich mal komplett raus aus meinen eigenen vier Wänden kommen kann. Ich steige gerade aus dem Auto meines Freundes und nehme den Koffer aus dem Kofferraum. Die Klinikleiterin begrüsst mich freundlich und sagt: „Ich hoffe sie werden sich wohl fühlen Frau Beyer, wir haben ein Einzelzimmer für sie vorbereitet. Ich hoffe sie werden sich gut erholen." Ich nicke ihr zu und rolle mit dem Koffer zum Eingang. Ein letztes Mal winke ich meinem netten Freund der mich hierher gefahren hat zu und verschwinde in der grossen Eingangstür. Eine junge Frau bringt mich zu meinem Zimmer. Es liegt im dritten Stock und wir fahren mit dem Aufzug hoch. Dann geht's noch einen längeren Gang nach hinten und die letzte Tür links ist es. Neben meinem Zimmer scheint einen grossen Aufenthaltsraum zu sein. Sie öffnet die Tür zu meinem kleinen Reich und ich trete ein. Ein Bett, einen Schreibtisch, einen Lesesessel und ein Badezimmer, so wie eine kleine Wohnung. Ich stelle meinen Koffer neben der Tür ab und blicke mich im Zimmer um. Ein grosses Fenster rundet das alles ab, schön, hell. Ich drehe mich auf dem Absatz um und bedanke mich bei der Dame. „Vielen Dank. Sieht gut aus. Darf ich ein paar Bilder an der Wand aufhängen?" fragte ich. Sie zuckt mit den Schultern und sagt: „Das muss ich mit der Leiterin absprechen ob das ok ist." Sie lässt mich alleine und ich packe meinen Koffer aus. Die Klamotten verstaue ich in dem weissen Kleiderschrank der neben dem Schreibtisch steht. Meinen Laptop lege ich auf den Tisch und hänge ihn gleich an den Strom. Den Kulturbeutel lege ich ins Bad und wasche mir gleich die Hände. Dann setze ich mich auf das Bett und lege mein Buch, den Wecker und mein Handy auf das Nachtschränkchen. „Es ist Essenszeit", ruft einen Pfleger der kurz die Tür aufmacht und mir Bescheid sagt. Ich bedanke mich und mache mich auf den Weg in die Cafeteria hinunter. Ich nehme die Treppe, die ist näher an meinem Zimmer als der Aufzug. Vor dem Eingang steht ein weiterer Pfleger und weist mir den Platz zu. Ich habe ein Platz weit hinten. Er begleitet mich zu meinem Platz. Ich rücke den Stuhl zurecht und setze mich hin. Ein paar Minuten später nimmt ein blonder Mann mir gegenüber Platz und lächelt mich an: „Hey, du bist sicher neu hier. Ich bin David. Freut mich dich kennen zu lernen." Ich nehme die hingereichte Hand und stelle mich vor: „Ja ich bin heute Nachmittag angekommen. Ich bin Clara Beyer. Freut mich ebenso dich kennen zu lernen." Uns wird Wasser eingeschenkt und die Teller hingestellt. Gemüselasagne und Salat. Sieht lecker aus und wir fangen an zu essen. „Mahlzeit", sagt David. Ich nicke ihm zu und lächle. Schmeckt gar nicht so übel. Und dieser David ist irgendwie niedlich. Ohne ein Wort zu sagen essen wir zu Abend und kurze Zeit später werden die Teller wieder abgeräumt. „Kaffee oder Tee?" fragt uns eine Kellnerin. Ich tippe auf den Tee und bedanke mich. Eine weitere Kellnerin bringt uns sogar Nachtisch. Haselnusseis. Ich liebe Haselnusseis! Ich löffle das Eis schnell auf und lege den Löffel neben das kleine Schälchen hin. Während David noch am Eis rumwerkelt nippe ich an dem Tee, der für meinen Geschmack doch noch ein bisschen zu heiss ist.

Nach dem gemeinsamen Essen ziehen sich alle wieder zurück, die einen in den Garten, die anderen in den Gemeinschaftsraum und wiederum andere in ihr Zimmer. Ich habe mich für mein Zimmer entschieden. Ich setze mich auf den Drehstuhl und starte den Laptop. Ich öffne das Mailprogramm und schaue wer mir alles so schreibt. Die Werbungen lösche ich direkt. Ich starte auf dem Laptop mein Musikprogramm und lasse Musik laufen während ich den Rest aus dem Koffer auspacke. Gerade läuft Taylor Swift mit Blank Space und ich singe mit. Auch wenn ich laut mitsinge, ist mir im inneren zum Weinen zumute. Ich nehme aus dem Schrank eine frische Unterhose und Kuschelsocken und verschwinde im Bad. Ich lege das Badetuch auf das Waschbecken und tapse in die Badewanne und schliesse den Vorhang. Dann drehe ich das Wasser auf und lasse das Wasser nur über mich rieseln. Ich schliesse die Augen und geniesse die Wärme die mich umgibt. Ich schäume mein Haar mit meinem Shampoo ein und mein Lieblingsduschmittel reibe ich auf meinem Körper ein und dusche es danach wieder ab. Als ich fertig bin und das Wasser abdrehe ist mir richtig kalt und ich wickle meinen Gänsehaut übersäten Körper ein. Ich ziehe mein Slip und die Kuschelsocken an. Danach werfe ich das Badetuch über die Vorhangstange und sprühe meine Achseln mit Deo ein. Danach kämme ich mir die Haare und verlasse das Bad. Dann kuschle ich mich ins Bett und lasse auf meinem iPad YouTube laufen. Die Vorhänge lasse ich offen damit es nicht ganz dunkel ist. Ebenso lasse ich eine leichte Lichterkette an. Ich drehe mich im wieder im Bett hin und her und kuschle mich dann in mein Kissen. Dann schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen werde ich vom Weckdienst geweckt. „Guuuuten Morgen", ruft jemand ins Zimmer und kommt danach ins Zimmer, weil ich mich immer noch nicht bewegt habe. „Morgen Frau Beyer, Wachen sie auf, Es ist ein sonniger Morgen im Frühling. Es ist neun Uhr", sagt sie fröhlich. Genervt setze ich mich auf. Ich hasse solche Menschen die so früh morgens so ekelhaft freundlich sind. Die Dame stellt meine Lichterkette aus und öffnet dann das Fenster. Frische Luft. Ich atme tief ein und werfe die Bettdecke zurück und schlurfe aus dem Bett ins Badezimmer. „Frau Beyer, sie haben gleich Wassergymnastik, dann Maltherapie und dann Mittag. Sie brauchen sich nicht gleich zu duschen das können sie nach der Wassergymnastik machen", erklärt mir die Pflegerin freundlich. Ich putze mir die Zähne, kämme mir die Haare und ziehe mich um. Die Schmutzwäsche lege ich hinter der Badezimmertür ab bis ich etwas Besseres gefunden habe. Ich folge ihr aus dem Zimmer und hinunter in den Poolbereich. Dort werde ich einem netten Herren übergeben und er zeigt mir die Umkleide und gibt mir ein Badeanzug. Den habe ich leider zuhause vergessen. Dann laufe ich zum Beckenrand und bleibe überrascht stehen. 

War schon fast dran gewöhnt ans AlleinseinWhere stories live. Discover now