6. Kapitel

116 5 6
                                    

Clara

Ich bin so in meinem Buch vertieft, dass ich nicht merke wie Wincent sich neben mir auf das Bett setzt. „Erde an Clara, du liest zu oft", sagt er grinsend und versucht mir mein Buch neckisch weg zu schnappen. Unsere Hände berühren sich und ich fange an zu lachen. „Hey, lass das", grinse ich und mit einem Ruck versuche ich das Buch wieder zu bekommen, doch statt das Buch in meiner Hand zu halten, falle ich auf den Rücken und Wincent fällt auf mich. Mit grossen Herzklopfen blicke ich in seine braunen Augen und nage an meiner Unterlippe. Dieser Augenblick ist gerade richtig Magisch und ich versuche das zu realisieren. Wincent blickt mich ebenso verdutzt wie überfordert an. Sein Blick wandert zu meinem Buch und er richtet sich wieder auf. Ich starre in seine wunderschönen braunen Augen und versuche mit meinen Händen mein Handy zu greifen. Wincent blickt auch die ganze Zeit in meine Augen und fährt sich langsam durch die Haare. Kopfschüttelnd verlässt Wincent mein Bett und humpelt Richtung seines Bettes. Ich blicke ihn nachdenklich an. Er tut mir schon Leid, dass er auch noch schmerzen hat. Ich versuche mich wieder auf mein Buch zu konzentrieren, doch kann mein Blick nicht von ihm wenden. Er sieht einfach verdammt sexy aus! Ich tippe nervös auf meinem Handy und schreibe meiner Freundin Anja. Anja ist seit Schulzeit meine beste Freundin und hat mich ermutigt diesen Schritt in die Klinik zu gehen gegeben. Meine Nachricht an Anja: „Hey Anja, ich habe seit heute ein neues Zimmer. Ich teile es mit Wincent. Wincent Weiss! Holy Shit! Er muss mich mehr unter Leute bringen, naja und ich versuche ihm zu helfen mit seinem kaputten Fuss. Falls du mich mal besuchen willst, würde ich mich freuen <3." Gesendet. Gespannt warte ich auf die Antwort von ihr ab. Nach dem ich Minutenlang auf das Handy gestarrt habe lege ich es auf den Nachtschrank und widme mich wieder meinem Buch. Die halbe Seite ist gelesen und ich bin schon wieder in dieser Fantasiewelt abgedrivted. Selbst das Klopfen an der Tür kann mich nicht aus der Welt holen. Erst als die Pflegerin mir auf die Schulter klopft und zum Essen einlädt komme ich in die graue Realität zurück: „Hallo Frau Beyer, es ist Essenszeit." Ich zucke zusammen und lege das Buch beiseite. Ich werfe einen kurzen Blick zu Wincent der sich mit der linken Hand versucht die Krücken an das Bett zu ziehen. Ich hechte auf und gebe ihm sanft die Krücken in die Hände. Ein „Danke", kommt lächelnd von ihm. Dann steht er auf und humpelt aus dem Zimmer. AN der Tür bleibt er stehen und blickt mich an: „Kommst du?" Ich nicke und streife mir ein Cardigan über und folge ihm in den Speisesaal. „Schade dass wir nicht zusammen an einem Tisch sitzen können", gibt Wincent von sich wie er sich auf einen Stuhl niederlässt und die Krücken beiseite stellt. Ich lächle und blinzle kurz und laufe dann an ihm vorbei zu David der sich schon an unserem Tisch gesetzt hat. „Hey Clara, wo warst du heute Nachmittag? Ich hab dich im Garten vermisst", sagt er während dem ich mich sanft auf den Stuhl niederlasse. Oh, Mann. Kann der mich nicht einfach in Ruhe lassen. Ich will nicht immer mit Leuten zu tun haben! Das ich genervt bin von dieser Frage zeige ich ihm jedoch nicht und versuche ein freundliches Lächeln aufzusetzen. „Ich hab mein neues Zimmer einräumen müssen und ja ich hab Wincent noch geholfen bei ein paar Kleinigkeiten", gebe ich von mir während ich Tee in meine Tasse fliessen lasse. Ich dreh mich kurz zu Wincent um der gerade die volle Gabel in den Mund steckt und selbst dabei sexy aussieht! Ich nage an meiner Unterlippe und drehe mich wieder David zu. Der blickt mich jedoch düster an. „Äh was ist los?" frage ich und stopfe mir ein Stück Brot in den Mund. David schüttelt den Kopf und entgegnet: „Nichts." Das nehme ich ihm aber nicht ab. Ich glaub er mag mich mehr als ich gedacht habe. Irgendwie süss, aber ich will nichts von ihm. Er ist nur ein Freund, mehr nicht. Es wird auch nie mehr sein, weil ich kein Interesse an einer Beziehung habe. Mit keinem von hier. „Spuks schon aus was ist los?" frage ich erneut. „Ach, es ist nur, weil du mit dem Schönling abhängst. Ich habe gehofft das wir ein bisschen zusammen abhängen können", gibt er kleinlaut zu. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und nehme ein Schluck von meinem Tee. Ein letzter prüfender Blick zu David der sich dem Essen gewidmet hat und ich drehe mich leicht zu Wincent um. Wincent blickt gerade auf den leeren Teller vor ihm und legt das Besteck darauf. Ein Lächeln huscht über meine Lippen und ich dreh mich zurück. David schlürft gerade an seinem Tee und wie ich sehe dass er mich angestarrt hat schweift sein Blick schnell auf den Boden. David ist eifersüchtig, würd ich sagen. Ich höre wie Krücken vom Stuhl genommen werden und wie sie auf den Boden aufkommen und an mir vorbeilaufen. Zusammen mit Wincent. Er bleibt kurz stehen und fragt: „Kommst du auch gleich? Nur damit ich weiss das ich nicht gleich auf die Toilette gehe und nix mehr hör." Dabei grinst er mich leicht an. Ich nicke und folge ihm. Endlich bin ich David los. Ich hoffe sehr dass ich den Tischplatz wechseln kann. Auf dem Weg zum Zimmer begegnet uns Herr Thoma, mein Wassergymnastiklehrer. „Frau Beyer morgen fällt leider aus, ich muss leider zu meiner Mutter, die Krank geworden ist. Vielleicht findet sich noch jemand der mich vertreten kann, sonst würde es einfach nächste Woche weitergehen", sagt er und sein Blick ruht zwischen Wincent und mir. Ich nicke ihm zu und folge Wincent der schon ein bisschen vorgegangen ist. Wincent bleibt vor unserem Zimmer stehen und blickt zu mir zurück. „Ich schlage hier schon wurzeln", sagt er und grinst. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und öffne die Tür. Wincent humpelt hinein und lässt sich auf sein Bett welches noch voller Klamotten ist plumpsen. Ich schliesse die Tür und verschwinde im Bad, wasche mir die Hände und verlasse das Bad danach wieder. Ich blicke erst zu Wincent der sich nun auf das Bett gelegt hat und sein Bein hochlagert und dann auf mein eigenes Bett. Ich überlege was ich nun machen soll. Soll ich mich zu Wincent setzen oder auf mein Bett und weiterlesen? Ich weiss nicht, irgendwie möchte ich Wincent ja auch helfen, aber ich brauch halt auch meine Ruhe. Die scheine ich im Moment nur im Badezimmer zu haben. Wincent scrollt durch sein Handy und starrt auf sein Display. Er scheint auch seine Ruhe haben zu wollen. Also werde ich mich auf mein Bett sitzen und noch ein wenig in meinem Buch herumblättern. Nur in meiner Fantasie kann ich im Moment glücklich und Gesund sein. Jedes Mal wenn ich lese, Musik höre, in mein Tagebuch schreibe, Träume oder Geschichte schreibe fühl ich mich so geborgen, so wohl. Ich merke wie meine Augen zufallen und ich einnicke. 

War schon fast dran gewöhnt ans AlleinseinWhere stories live. Discover now