Clara
Gerade verlasse ich das Zimmer um zur Maltherapie zu gehen. Diese Therapie befreit mich um endlich all das was mich beschäftigt auf eine grosse Staffelei zu malen. Auch wenn es mir dadurch nicht wirklich mit meiner Gesundheit besser geht. Aber ich denke aus einer Depression zu finden braucht Zeit, viel Zeit. Wenn sie überhaupt wieder weg gehen kann. Denn ich glaube immer noch dass Depression eine Chronische Krankheit ist und kommt und geht wie es ihr passt. Ich betrete gerade den Mal Raum und nehme an meiner Staffelei Platz. Ich stosse einen tiefen Atemzug aus und nehme von dem Tisch neben der Staffelei den Pinsel und tunke ihn in Farbe. Langsam lasse ich die Pinselhaare auf die Leinwand gleiten. Ich lasse mich selbst überraschen was daraus wird. Kurz tunke ich erneut in die Farbe und male dann wieder über die Leinwand. Ich will erstmal einen blauen Hintergrund machen. Ich bin selbst gespannt wie das Ergebnis aussieht. Inzwischen reinige ich den Pinsel und tunke in dann in weisser Farbe. Damit forme ich jetzt kleine Wolken auf der Leinwand. Die Stunde ist bereits um und ich verlasse mit leicht blauen und weissen Farbflecken auf der Wange den Raum. Ein kurzer Zwischenstopp in unserem Zimmer um die Farbe loszuwerden und dann weiter zum Mittagessen zu gehen. Gerade wie ich die Tür zum Zimmer von Wincent und mir betreten will kommt mir David in die Quere. „Na, wie läuft's so mit Wincent?" Ein leichter Unterton von Eifersucht ist in seiner Stimme zu vernehmen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und versuche möglichst gelassen zu wirken: „Normal, er ist nett zu mir und hilft mir wo ich Hilfe brauche;" berichte ich. „Na klar, man merkt doch dass du ein Auge auf ihn geworfen hast", gibt er schnippisch zurück. Ich schüttle den Kopf und betrete ohne ein weiteres Wort das Zimmer und lasse sie ins Schloss fallen. Ich laufe ins Bad und wasche mir die Hände und versuche mit einem Waschlappen die Farbe aus meinem Gesicht zu bekommen. Ich muss sehr viel rubbeln um alles wegzubekommen, sodass meine Wangen völlig rot werden. Ich creme sie noch ein und verlasse das Bad. Vom Kleiderschrank hole ich ein frisches Shirt was ohne Farbflecken ist und verlasse das Zimmer wieder. Ich bin nicht bereit den Tisch mit David zu teilen heute. Er hat mich viel zu wütend gemacht. Diese Gedanken beschäftigen mich bis ich im Speisesaal bin und David schon an unserem Tisch sitzt. Eine Pflegerin huscht gerade an mir vorbei und ich versuche sie zu stoppen: „Dürfte ich für heute bei Wincent sitzen? Ich möchte nicht bei David sitzen wir haben grade eine Auseinandersetzung gehabt." Sie blickt mich mit ihren blauen Augen eindringlich an und nickt dann: „Ok, für heute ist das ok. Aber sagen sie den Kellnern Bescheid. Herr Weiss wird in ein paar Minuten dazukommen", sagt sie und fährt ihren Weg fort. Erleichtert laufe ich an unserem Tisch vorbei und setze mich Gegenüber Wincents Stuhl. Ich sage dem Kellner Bescheid, dass ich heute hier statt bei David sitze. Er nickt und bringt mir wie üblich das Wasser. Von weitem sehe ich wie Wincent durch den Raum humpelt und kurz aufblickt. Ein leichtes Lächeln huscht über seine Lippen und er setzt seinen Weg fort. Er blickt kurz verstohlen zu David der den Blick auf sein Teller gerichtet hat und setzt sich kurze Zeit später mir gegenüber. Er kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und schenkt sich das ebengebrachte Wasser in das Glas. Warum schmunzelt er so? Sein Lächeln ist schon echt schön. Seine sanften Lippen kleben gerade an dem Wasserglas und lassen das Wasser in den Mund. Ich nehme einen tiefen Atemzug und widme mich dem Teller der uns eben vor die Nasen gereicht werden. Mmh, Lasagne mit Gemüse. Riecht schon mal richtig gut. Hoffentlich schmeckt es genauso wie es riecht. Ich schneide die Lasagne und nehme eine Gabel voll vor den Mund und puste leicht um es leicht abzukühlen. Zu heiss, kann man das Essen nicht geniessen. Immer wieder lasse ich mein Blick zu Wincent schweifen. Gott, sein Lächeln, seine Augen, die so eine ruhige, Sensibilität ausstrahlt, seine Haltung. Er ist einfach ein wundervoller Mann. Wie ich fertig bin lege ich das Besteck auf den Teller und warte bis Wincent ebenfalls fertig ist. Der Kellner kommt auf uns zu und räumt die leeren Teller ab. „Wie war die Maltherapie?" fragt mich Wincent in die Stille. Ich zucke leicht zusammen, denn ich bin überfordert mit der Frage. „Äh, gut, ja. Das Bild ist noch nicht fertig aber bis jetzt gefällt es mir", gebe ich mit einem kurzen Lächeln von mir. Er grinst mich an und widmet sich dann dem Schokoeis zu, dass nun vor uns steht. Langsam löffle ich das Eis. Ich geniesse es aber ich muss zugeben ich bin voll von der Lasagne. Eine Pflegerin kommt auf uns zu und gibt Wincent neue Anweisungen: „Herr Weiss, sie haben gleich die Laufbandeinheit in der Sporthalle. Dann Yoga und dann dürfen sie sich ausruhen." Er nickt und sie hilft ihm vom Stuhl aufzustehen. „Bis später, Clara", sagt er noch bevor er geht. Ich lächle als Dank und trinke das Wasser aus dem Glas leer. Wie ich wieder alleine am Tisch sitze fühle ich mich so leer. So Einsam, so traurig. Meine Pflegerin kommt auf mich zu um mich abzuholen. „Frau Beyer, Mathias freut sich auf die Gymnastik mit ihnen", sagt sie während wir den Speisesaal verlassen. Im Poolbereich angekommen ziehe ich meine Klamotten aus, den Badeanzug habe ich heute Morgen schon angezogen, sodass es schnell geht. Ich betrete den Pool. Mathias schwimmt bereits im Wasser und wartet auf mich. Also laufe ich schnell zum Geländer das ins Wasser geht und steige die Stufen ins Wasser herunter. „Frau Beyer, freut mich. Kommen sie, fangen wir an", sagt er und gibt mir die rosa Poolnudel. Ich beginne mit den Übungen. Er verlangt aber heute viel von mir. Härtere Übungen, die ich noch nie gemacht habe. Aber ich gebe mein bestes. Ich muss ja schliesslich Bewegung haben. Die letzte Übung die ich machen muss ist sehr schwer. Wie ich mein Bein leicht anwinkle, verkrampfe ich mich und verliere die Kontrolle über meinen Körper. Ich wirble hektisch mit den Händen wild umher und habe Angst. Solche Angst zu ertrinken. Mathias kommt so schnell angeschwommen und nimmt mich auf den Arm. Und schwimmt zum Gelände. Er legt mich daneben auf den kalten Fliesen-Boden und steigt dann selber aus. Er kniet sich neben mich und versucht mich zu beruhigen: „Frau Beyer, atmen sie ein und aus. Wo ist der Krampf genau?" Ich zeige auf das Bein und die Wade. Er fährt mit der Hand darüber und versucht es zu massieren um den Krampf wegzubekommen.
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War schon fast dran gewöhnt ans Alleinsein
FanfictionDiese Geschichte könnte triggernde Inhalte haben. Viel Spass beim lesen.