7. Kapitel

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Wincent

Ich werde vom Wasserplätschern in der Dusche wach. Langsam öffne ich die Augen und versuche meine Krücken neben dem Bett zu nehmen. Sanft trete ich auf den Fuss auf und humple leise zum Badezimmer. Lautlos öffne ich die Tür und blicke mich um. Leichter Dunst vom heissen Wasser benebelt mich. Ich sehe wie Clara vor dem Waschbecken steht und ihre Haare über dem Waschbecken durchkämmt. Mit einem Schwung wirft sie die Haare zurück und blickt in den Spiegel. Erschrocken schaut sie zurück und sieht mir direkt in die Augen. Ich stütze mich auf meine Krücken, obwohl ich nur eine Bandage trage. Ich hatte im Winter vor einem Jahr ein Tag nach Weihnachten einen Rodelunfall und musste mich einer Operation unterziehen und lange mit Krücken und einem Schiene rumgelaufen. Anfang März dieses Jahr war eine Reha angesetzt und mir wurde nochmals ein Röntgenbild gemacht, leider habe ich noch einen Knorpelschaden im Sprunggelenk. Der Arzt meinte sie müssen nochmal eine kurze Operation machen und den Knorpel rausnehmen. Ich sitz also wieder mit einer kleinen Schiene und Krücken in der Reha um mein Fuss wieder vollkommen belastbar zu machen. Ich hoffe wirklich dass das bis Mitte Juni wieder gut ist, damit ich dann die Sommershows spielen kann. „Hast du mich erschreckt. Hab ich dich geweckt?" fragt sie leicht nervös. Ich befeuchte meine Unterlippe indem ich leicht mit der Zunge darüber fahre und versuche eine Antwort zu finden: „Ah, jein", stammle ich. Clara blickt mich schockiert an und ich rette mich noch: „ein bisschen vielleicht." Ich kann nicht aufhören sie anzustarren, nur im Badetuch gewickelt und mit Kuschelsocken steht sie vor mir. Sie macht einen Schritt auf mich zu und schon passiert es, ihr rutscht das Badetuch herunter und nun steht sie vollkommen nackt vor mir. Nervös hebt sie das Tuch hoch und lässt es wieder fallen voller Aufregung. Ich stelle eine Krücke an die Wand und hebe es leicht hoch, sodass sie sich nicht ganz bücken muss. „Danke", stammelt sie und hält sich das Tuch wieder vor ihren Körper. Leicht errötet blickt sie zu Boden auf ihre Füsse. Ich drehe mich um und verlasse das Bad, sodass sie sich alleine fertig machen kann. Ich setze mich auf mein Bett und lege die Krücken zu Boden. Als ich hochblicke sehe ich wie Clara auf mich zukommt. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken", sagt sie und gibt mir die Decke. Ich lächle dankend und decke mich zu. „Falls du Hilfe brauchst einfach melden, also soweit ich da bin", gibt sie noch von sich und dreht sich um und legt sich dann ins Bett. „Macht es dir was aus wenn YouTube im Hintergrund läuft?" fragt sie mich. „Ne, mach ich auch immer so", gebe ich zur Antwort. Sie stellt etwas auf dem iPad ein und wir versuchen einzuschlafen. Gedankenverloren blicke ich die Decke an und überlege wie ich Clara wieder aus dem Loch bringe. Während ich so drüber nachdenke schlafe ich ein. Ich schrecke vom Wecker klingeln hoch und ich richte mich im Bett auf. Ich blicke zu Claras Bett, die sich langsam streckt und sich aufsetzt. „Guten Morgen", krächze ich und versuche meine Stimme wieder zu finden. Ich krame meine Krücken hervor und stosse meine Hand vom Bettenrand ab und humple mühsam ins Bad vorbei an Clara die noch im Bett sitzt. Im Bad angekommen plumpse ich auf die Toilettenschüssel. Ein kurzer Schmerz durchfährt mich und ich kneife meine Augen zusammen. Mühsam steige ich in die Duschkabine und ziehe die Türen zu. Ein kurzer kalter Wasserstrahl spritzt auf meine Brust und ich halte es schnell hinunter zu meinen Füssen und drehe mit der andern Hand die Wärme an der Armatur und stecke dann die Brause wieder an die Halterung um mich zu duschen. Kurze Zeit später sitze ich vor dem Spiegel mit dem Hocker der unter dem Waschbecken steht und ich putze mir die Zähne. Die Tür geht einen Spalt auf und Clara lugt durch die Tür. „Moin, darf ich reinkommen?" fragt sie. Ich nicke ihr zu und sie quetscht sich durch die leicht geöffnete Tür und mit einem Hops ist sie auch schon in der Dusche. Ich beobachte sie wie sie ihr Langes Shirt auszieht und aus ihrem Slip schlüpft. Sie hat schon einen verdammt heissen Hintern. Ich schüttle leicht den Kopf um die Gedanken wegzuwischen, dann halte ich mich am Waschbecken fest und stehe langsam auf. Der Hocker rücke ich zurück unter das Waschbecken und verlasse mit den Krücken die an die Wand gelehnt sind das Bad. Im Zimmer angekommen lege ich den Bademantel auf das Bett und ziehe mir ein frisches Shirt welches ich aus dem Schrank nehme an. Ich setze mich mit der Hose die ich vom Stuhl genommen habe und streife sie über. Nur noch die Vans anziehen und schon bin ich fertig. Ich humple mit meinen Krücken zur Tür vorbei am Badezimmer, in welchem es stillt ist. Sie muss mit Duschen fertig sein. „Bis später, ich muss zum ersten Termin", sage ich und verlasse das Zimmer. Auf dem Weg zum Zwischengespräch beim Arzt begegne ich der Klinikleiterin. „Wo ist Frau Beyer?" fragt sie mich. „Duschen, glaube sie ist auch bald fertig", sage ich mit einem leichten Lächeln. Sie nickt und geht an mir vorbei und ich setze meinen Weg fort. Wie ich auf den Boden blickend weiterlaufe stosse ich fast mit einem Herrn zusammen. „Hey, pass doch auf", kommt prompt genervt von ihm. „Entschuldigung, ich war in Gedanken", gebe ich schuldig zu. Ich hebe mein Kopf und blicke in ein Herrn mit blondem Haaren und blauen Augen. Das muss dieser Werth sein, David Werth. Der Tischgenosse von Clara. Ich versuche ein freundliches Gesicht aufzusetzen und schlängle mich an ihm vorbei. Doch bevor ich weitergehen kann hält er mich am Arm zurück: „Warte. Ist Clara in deinem Zimmer?" Ich blicke ihn mit grossen Augen an und versuche eine Ausrede zu erfinden: „Wie kommst du darauf?" gebe ich ihm eine Gegenfrage. Er zuckt und sagt: „Naja, sie ist immerhin MEINE Tischnachbarin und nicht deine. Sie ist meine Freundin." Der letzte Satz versetzt mir ein Stich in die Brust. „Ja sie ist in meinem Zimmer. Die Leitung hat das so angeordnet", gebe ich zu. Ich weiss nicht, aber ich kann diesen Typen nicht ausstehen. „Die Leitung wird schon wissen was sie tut", gebe ich zur Antwort. Er dreht sich wortlos um und geht. Nach diesem Unerfreulichen Zusammentreffen mit dem Typen muss ich mich erstmal zur Ruhe bringen. Völlig in Trance betrete ich das Arztzimmer und ehe ich mich versehe liege ich bis zu den  Knien in einer Röhre.

War schon fast dran gewöhnt ans AlleinseinWhere stories live. Discover now