4. Kapitel

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Clara


Ich laufe mit der Yogamatte in den Garten und suche mir einen schönen Platz aus. Ich lege mich auf die Matte und versuche mich zu entspannen und blicke zum Himmel hoch. „Hey", sagt eine mir bekannte Stimme, die plötzlich neben mir kniet. Ich blicke direkt in die wunderschönen braunen Augen von Wincent. „Hi", gebe ich leicht lächelnd zurück. „Ich hab dich beobachtet bei der Wassergymnastik. Du bist gut", sagt er weiter. Ich lächle und kneife meine Augen wegen der Sonne leicht zusammen. „Danke. Ich hab dich schon am ersten Tag bei der Therapie gesehen", sage ich und hoffe das er mich bemerkt hat. „Ah, ja stimmt, der Name kommt mir bekannt vor"; kommt von ihm. „Ja und am selben Tag auch in der Sporthalle, du hast mich nur nicht gesehen", grinse ich weiter. „Hallo!? Frau Beyer, Herr Weiss, passen sie bitte auf! Die erste Übung startet", sagt die Yogalehrerin. Ertappt setzen wir uns still nebeneinander hin und horchen den Worten von der Lehrerin. Ej, da braucht man doch ein Körper aus Gummi! Ich bin doch nicht so beweglich! Ich versuche die erste Übung zu machen und blicke angestrengt zu Wincent und schaue wie er sie macht. Ok, Wow, wie krass, er kann sie. Ich bin leicht neidisch, dass er es viel schneller kapiert und meistern kann als ich. Die Lehrerin macht Runden und gibt leichte Hilfestellung. „Frau Beyer sie machen das schon gut, sie dürfen sich gerne mehr trauen. Versuchen sie's mal", sagt sie während sie an mir vorbei geht. „Herr Weiss, das sieht super aus, weiter so", sagt sie an Wincent gewandt. Ich schmunzle in mich hinein und widme mich wieder der Übung. Als die Stunde vorbei ist nehme ich die Matte an mich und verschwinde im Haus. Ich höre hinter mir Krücken und Schritte die schnell näher kommen und mir jemand meinen Arm hält: „Wohin so eilig?" Ich drehe mich um und Blicke in die Augen von Wincent. „Äh, ich muss die Matte zurück ins Zimmer legen und dann zum Essen, danach muss ich in ein Doppelzimmer, die Leitung meint ich bin zu oft allein. Die wollen mich zwingen mehr mit Menschen zu sein, was ich eigentlich gar nicht will"; gebe ich von mir. Ich blicke zu Boden. Wincent hält immer noch meine Hand und lächelt mich an. „Was ist?" frage ich: „Würdest du meine Hand loslassen?" „Gar nichts, Ich denke die Leitung weiss was sie tut. Die haben ja schliesslich eine Ausbildung in dem Bereich gemacht. Klar natürlich" kommt von ihm und lässt meine Hand los. Ich nage an meiner Unterlippe und verschwinde in mein Zimmer ziehe mich um und sprühe Deo auf meine Achseln und verlasse das Zimmer wieder um zum Speisesaal zu kommen. Von weitem sehe ich David der sich gerade hinsetzt. „Hey Clara, na alles klar?" fragt er mich als ich mich an den Tisch setze. Ich nicke und schenke mir eine Tasse Tee ein. Der Tee dampft aus der Tasse und ich blicke starr dem Dampf nach. Ich hab so keine Lust, das Zimmer zu wechseln! Ich will in dem Zimmer bleiben. Ich will mich zurückziehen können. Auch wenn ich die Leitung verstehe, das ist nur ihr Job und den wollen sie gewissenhaft machen.Nach dem Essen laufe ich in mein Zimmer und packe meine Sachen, für das Doppelzimmer. Das gefällt mir nicht, ganz und gar nicht. Ich hoffe nur, dass die Person mich in Ruhe lässt. Gerade als ich im Bad meine Sachen in den Kulturbeutel packe kommt eine Pflegerin und sagt mir in welchem Zimmer ich untergebracht werde. „Soll ich ihnen helfen Frau Beyer?" fragt sie mich bevor sie sich zur Tür dreht. Ich schüttle den Kopf und bedanke mich für das Angebot. Leicht überfordert setze ich mich erstmal aufs Bett um nachzudenken was ich zuerst packen soll. Ich nehme die Bilderrahmen von der Wand und lege sie sanft in den Koffer. Dabei höre ich vom iPad Musik: Bei Taylor Swifts Musik fühle ich mich so froh, so frei, so glücklich. Ich lasse meine Playlist mit den Alben „Fealess", „Speak Now" und „1989" alle in der Taylors Version sowie das Album „Lover" laufen. Gerade läuft „Sparkls Fly". Ich summe mit und bin völlig in meiner Blase verfallen. Völlig in Gedanken werfe die Klamotten in den Koffer und den Laptop oben drauf dann schliesse ich den Koffer und nehme den Rest noch in meine Handtasche und verlasse das Zimmer. Auf dem Weg treffe ich auf David, der gerade dabei ist in sein Zimmer zu gehen. „Hey, verlässt du die Klinik?" fragt er mich leicht endtäuscht. Ich schüttle den Kopf und erkläre ihm: „Ich werde in ein Doppelzimmer verfrachtet." „Schade kommst du nicht in mein Zimmer", sagt er zu Boden blickend. OK, jetzt weiss ich Bescheid, er mag mich mehr als ich denke. Irgendwie ja niedlich, aber ich habe kein Interesse an ihm. Jedenfalls nicht so wie er sich das wünscht. „Hey, ich bin doch immer noch deine Tischgenossin. Das werde ich bleiben bis ich wieder abreise", gebe ich zurück. Ich laufe weiter und durchsuche das Stockwerk nach der Zimmernummer die mir gesagt wurde. Auf dem Weg begegne ich der Klinikleiterin: „Frau Beyer auf den Weg in ihr neues Zimmer?" fragt sie und bleibt vor mir stehen. Ich nicke und blicke zu Boden. „Ja, mit wem teile ich den nun ein Zimmer?" fragte ich und blicke ihr direkt in die Augen. Sie beisst sich grinsend auf die Unterlippe und läuft weiter. Äh, was soll das jetzt sein? Was soll da heissen? Wieso sagt sie nichts? Ich schüttle mit geschlossenen Augen meinen Kopf und laufe dann verwirrt weiter. Das letzte Zimmer am Ende des Ganges müsste es sein. Zielstrebig steure ich auf das Zimmer zu und klopfe an die Tür. Nichts, scheint keiner da zu sein. Ich versuche es noch ein zweites Mal. Wieder nichts. Langsam drücke ich die Türklinke herunter und trete langsam ein. „Hallo? Jemand da?" frage ich in den Raum. Scheint leer zu sein. Ich lege den Koffer neben dem Bett ab und setze mich darauf. Ich versuche herauszufinden mit wem ich das Zimmer teilen muss. Ich blicke mich im Raum um. Ein heller Raum, mit geöffneten Gardienen. Das eine Bett ist voller Klamotten sowie einen Rucksack. Hier muss ein echter Chaot hausen. Plötzlich wird die Tür geöffnet und ein brauner Wuschelkopf betritt das Zimmer. Es ist Wincent!

War schon fast dran gewöhnt ans AlleinseinWhere stories live. Discover now