Einleitung

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Einleitung Lucifer

An einem unbekanntem Ort in der Hölle, strahlte das allgegenwärtige, dunkelrote Licht des Pentagramm-Mondes durch eines der kleinen Fenster. Es erleuchtete nichts in dem engen und viel zu vollgestelltem Raum, tauchte ihn aber in einen geheimnisvolles rot. Drei Kerzen, alle in verschiedenen Stadien ihres Lebens, standen auf einem mit Zetteln überfülltem Schreibtisch und flackerten ruhig vor sich hin. Bei nährem Hinsehen, stellte man fest, dass der Tisch übersät war mit ungeöffneten Briefen, alten Zeitungen oder nur Zeitungsausschnitten, Bastelwerkzeug, Skizzen und kaum lesbaren Notizen. Doch das alles wurde gekonnt vom Besitzer dieses Schreibtisches ausgeblendet.
Lucifer blickte nur kurz gedankenverloren aus dem Fenster und versuchte abzuschätzen wie spät es wohl sei. Er seufzte schwer und schaute dann doch zu Entenförmigen Wanduhr hinüber. Das Entchen lächelte ihm die genauer Uhrzeit entgegen und zauberte so ein kleines aber breites Lächeln auf das angespannte Gesicht des Höllenfürsten.
"Ach Charlie... Ich weiß einfach nicht, wie ich es formulieren soll. Du bist mein Ein und Alles und wichtiger, als alles andere in dieser Welt! Liebend gern würde ich dir ein Vater sein, wie du ihn verdienst, doch die Erinnerung an deine Mutter.... Du siehst ihr so ähnlich, mein Schatz. Du bist eine Tochter, wie ich sie nicht verdient habe. Ich muss dir etwas gestehen... Ich bin weniger, als du wirklich von mir denkst. Deine Träume sind so groß -und auch wunderbar- aber hoffnungslos. Um diesen Traum zu erreichen, müsstest du mich..."
Abermals seufzte Lucifer, schlug diesmal aber zusätzlich die Hände über seinen Kopf zusammen. Er krallte sich verzweifelt in seine weiss-blonden Haare und durchwuschelte sie. "Ach vergiss es, Charlie!!"
Er zerknüllte das Stück Papier, welches anscheinend ein Brief an seine Tochter werden sollte und warf ihn in eine diverse Ecke. Die Papierkugel landete auf vielen weiteren Ihresgleichenund rollte ungeschickt den Hügel hinunter unter dem sich gewiss mal ein Mülleimer befunden hatte.
Lucifer stand auf, schnipste die Kerzen elegant aus, und errichtete sich mühelos ein Portal nach draußen. Während er hindurchging, wandelte sich auch seine Kleidung und Frisur wieder in den Normalzustand. Das Portal verschwand augenblicklich als der letzte Rest seines Körpers hindurchgeglitten war. Der König der Unterwelt setzte sich müde und erschöpft auf die einzige Bank, die der kleine Hügel zu bieten hatte. Es befand sich nichts auf dem Hügel außer ein paar zerborstenen Bäumen und Staub. Trotzdem war es einer von Lucifers Lieblingsorten, den hier konnte er allein sein und hatte dennoch einen wunderbaren Blick über Pentagramm City. Das wiederaufgebaute Hotel seiner Tochter, befand sich ebenfalls in seinem Blickfeld und er lächelte als er registrierte, dass dort Licht brannte.
Es war noch gar nicht so lang her, dass die viel zu kurzfristige Ausrottung, provoziert von Adam, fehlgeschlagen war. Kurz vorher hatte er endlich wieder Kontakt mit seiner Tochter aufgenommen und sich ihr verschrieben. All die Jahre, die er allein zwischen seinen Büchern, Kerzen und Enten verbracht hatte, hatten ihn abgelenkt. Abgelenkt von allem: seinen Verpflichtungen in der Hölle, seinem gebrochenem Herzen, welches Lilith in ein zerfetztes Stück Scheiße verwandelt hatte und auch die Führsorgepflichten eines liebenden Vaters. Es war ihm lange schwer gefallen sich Charlie anzunähern. Er wollte ihr nicht das Leben schwerer machen, als es ohnehin schon war. Doch als sie ihn einlud, brach das Eis um ihn und er konnte sich ihr endlich offenbaren als das, was er ihr schon immer sein wollte: Ein Vater. Ein Vater, der sie in ihren Träumen zu unterstützen versucht.
Leichter gesagt als getan, denn Charlie erzählte ihm von dem Hazbin Hotel und dem Leitbild bestehend darin, eingecheckte Sündern zu erlösen, indem sie sie durch Rehabilitation in den Himmel geschickt und so die Überbevölkerungskrise der Hölle und die anhaltenden jährlichen Ausrottungen entgegenwirken würde. Wenn Charlie die Wahrheit über den Himmel nur akzeptieren würde....
Er hatte versucht es ihr zu sagen, schon oft, doch er brachte es nicht über sein Herz. Er, Lucifer und zugleich Charlies Vater, war eines der Dinge, die ihrem Traum einen Riegel vorschoben. Und das hatte Gründe.... Viele Gründe.... Doch wie sollte sein naives, junges Mädchen schon von all den düsteren Seiten dieser Welt wissen?
Lucifer beschloss bei ihr zu bleiben. Er baute nach der letzten Zerstörung mit ihr und den Mitarbeitern das Hotel wieder auf und versprach ihr zu helfen. Doch eigentlich wollte er sie nur schützen... Lucifer wusste, wie das enden würde und wollte sie zumindest auf ihrem Weg begleiten um dann für sie da zu sein, wenn sie scheitern und verstehen würde, dass er Recht gehabt hatte: Es war nicht möglich auf diese Art erlöst zu werden.
Ein Wind erfüllt von süßer Verwesung wehte Lucifer durch seine Kleidung. Er erfrischte seine tiefen, nagenden Gedanken und erinnerte ihn daran, wie gut es ihm tat Charlie ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Lucifer erhob sich von der verrotteten Bank und streckte seinen müden Körper durch. Er dehnte sich, sprang im Kreis und drehte 2 Saltos bis er sich wieder gut fühlen konnte.
"Wird Zeit meine Kleine mal wieder mit meiner großherzigen Anwesenheit zu beehren!", rief er laut zu sich selbst, lachte kurz, schnipste sich ein Portal zu recht und trat hindurch.

Einleitung: Alastor

Der kalte Raum wurde in Zerstörung getaucht. Alles war kaputt, instabil oder dreckverschmiert. Ein kleiner, roter Knopf zog die Aufmerksamkeit auf sich. Er blinkte und piepte leise und rhythmisch vor sich hin während sich ein warmer, staubiger Wind durch ein angekipptes Fenster drückte.
Der Radioturm wurde beim Wiederaufbau natürlich nicht vergessen, dennoch war er leer. Die Außenfassaden waren erneuert und sogar verbessert worden, doch im Innerem wütete das Chaos. Der Bewohner und Manager des Hazbin Hotels war nach dem Kampf mit Adam verschwunden. Doch der Radioturm blieb aktiv. Das heißt der Radiodämon musste noch....
Eine knarrende Tür aus den inneren Räumlichkeiten verriet, dass jemand hier war. Niemand konnte diese Gemächer betreten, dafür hatte der Dämon, der hier gehaust hatte gesorgt. Ein dunkler Schatten breitete sich zwischen all dem Gerümpel aus und erhob sich bedrohlich über den kleinen rot pulsierenden Knopf. Sein Leuchten wurde von Dunkelheit verschluckt, ehe sich sanft ein rot behandschuhter Finger auf ihn legte.
Gefolgt von einem düsterem Röcheln und einem krächzendem Unterton erhob sich eine Gestalt in der Dunkelheit. Alastor war am Leben. Alastor der Radiodämon drückte den Knopf und ein kleines Lämpchen schaltete auf 'On Air'.
"Meine lieben, blutlustigen Freunde der Hölle. Ich bin wieder da! Euer liebstes und sündhaftestes Radioprogramm ist für Sie wieder verfügbar. Es hat sich ergeben, dass die viel zu verfrühte, lächerliche Ausrottung bedauerlicher Weise den Radiomast beschädigt hatte. Doch dies behindert uns jetzt nicht mehr das Programm wieder aufzunehmen! Ich bitte um ihr tiefstes Verständnis und erhoffe mir eine grandios-verfluchten Neuanfang! Danke!" Damit ließ er den Knopf wieder los -das Schild 'On Air' blieb allerdings aktiv um im Hintergrund musikähnliche Dinge abzuspielen.
Alastor rückte sich seinen Umhang zurecht, schob mit dem Fuß ein paar zerstörte Sachen beiseite und setzte sich auf seinen Stuhl. Während er lächelnd ein Bein über das andere legte und aus dem Fenster sah, begann er einen Monolog: "Oh Charlie, Charlie, Charlie.... Daddys kleiner Liebling, mh? Du hast mir Einblick in deine unschuldige Seele gewährt nur damit ich dir verrate, was dein ach so toller Dad dir verschwiegen hat. Ich muss mir nun wirklich gut überlegen, wie ich meinen Wunsch bei dir einlöse, haha! Du hast mir die Zügel deiner Seele zugesichert, mein Herz. Oh und ich werde sie brauchen um das zu erreichen, was ich will..."
Alastor stand auf und ging zum Fenster. Er kicherte in sich hinein und beobachtete das Treiben der nicht weit entfernten Stadt. Noch interessierten sich nur wenige für den Anblick des umgebauten ehemaligen Morningstar-Anwesens. Das Hazbin Hotel war zwar ein Wunsch der Tochter Lucifers, doch es war klar, dass es nicht lange dauern würde bis Charlie ihn mit ins Boot holen würde. Alastor wusste im allgemeinen was jeder über Lucifer wusste. Unter anderem, dass er ähnliche naive, und zum Scheitern verurteilte Ambitionen hatte, wie jetzt seine Tochter. Er versagte auf tragische Weise. Würde der König der Hölle einfach so zusehen, wie seine allesgeliebte Tochter dieselben Fehler wie er begeht? Natürlich nicht.
Alastor's Kichern verwandelte sich in ein hasserfülltes Lachen. Sein breit-grinsendes Gesicht, ließ die Ekstase, die sich in seinem Körper breit machte dunkelrot nach außen leuchten. Das kleine Geweih zwischen seinen pelzigen Ohren wuchs. Seine Körpergröße nahm zu, Die dunkle Atmosphäre machte sich erneut breit in seinem Turm. Die Begierde und sein Zorn waren  nahezu greifbar. Nur seine roten Augen und das 'On Air' Schild gaben noch diffuses Licht ab.
Plötzlich löste sich alles in sekundenschnelle wieder auf. Alles schien normal -mehr noch- es wirkte sogar etwas aufgeräumter und sauber als vorher.
Alastor's Augen verengten sich und ein weiteres, vorfreudiges Lachen verließ seine Kehle. "Es ist Besuch da, Charlie.", flüsterte er sich selbst zu und strich sich die Kleidung glatt. Er spürte die Anwesenheit ein großen Macht in diesem Hotel; und das konnte nur einer sein...
Es wurde Zeit wieder unter Leute zu gehen und auch den hohen Besuch wieder zu empfangen. Wie solle er sonst Charlie's Vertrauter bleiben, wenn er sich ihr nicht genügend zuwendete? Lucifers Anwesenheit war gegenüber seiner nichts wert. Alastor war sich bewusst, dass Charlie ihren Vater für seine belanglose, unnütze Art bewunderte -unwissend wie das Kind halt war, doch ein Hindernis war er nicht. Im Gegenteil. Er brauchte ihn für seinen Plan. Doch mehr noch brauchte er Charlie...

Fesseln der Hölle - Lucifer vs. AlastorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt