Stille erfüllte den Raum. Vaggie sah ungeduldig aber auch eingeschüchtert abwechselnd von Lucifer zu Alastor und zurück. Husk interessierte sich enorm für die neuen Gläser und begann sie zu polieren während er leise ein Lied vor sich hin summte in der Hoffnung abgelenkt zu wirken. Angel und Niffty hatten die Vorhalle schon verlassen im selben Moment als Charlie aussprach, was alle erschüttert hatte.
Alastor und Lucifer sollten zusammenarbeiten um Charlie einen Gefallen tun. Für beide kam das unter normalen Umständen nicht in Frage, denn seit ihrer ersten Begegnung mochten sie sich einfach nicht. -Nein, sie hassten sich! Alastor konnte Lucifer im allgemeinem wegen seiner Art, der Führungsweise der Hölle und seinen Albernheiten nicht ausstehen. In seinen Augen war Lucifer missraten und nur seines Titels, dem er nicht gerecht wird, wegen etwas wert. Lucifer konnte Alastor wegen seiner bösen, viel zu undurchsichtigen Ader nicht leiden. Es bereitet ihm nicht nur Sorgen seine geliebte Tochter in der Obhut dieses Widerlings zu sehen, sondern es machte ihn auch zornig wie 'aufgesetzt' er mit ihr umging. Er hatte von Anfang an das Gefühl bekommen, Alastor wollte ihm Charlie entreißen; und das ging mehr als nur 'zu weit'!
"Charlie.... Gibt es für dich denn niemanden anderen in dieser viel zu überbevölkerten Hölle, den du für ein Interview anheuern könntest? Warum gerade dieser Straßenköter!?", versuchte es Lucifer und deutete mit seinem Stab aggressiv zu Alastor rüber. Dieser schloss nur die Augen und lächelte entspannt weiter. Womöglich schien in seinem Innerem ebenfalls etwas drunter und drüber zu gehen, doch das sah man ihm in keinster Weise an.
"Dad, bitte...! Kannst du dich nicht für mich überwinden?" Charlie wusste, was sie von ihrem Vater verlangte, doch sie sah auch nicht das große Problem dahinter sich für einen kurzen Spot von Alastor interviewen zu lassen.
"Wenn ich auch etwas dazu sagen dürfte, König?", begann Alastor überspitzt und verbeugte sich spöttisch in Lucifers Richtung, "Es wäre mir eine Ehre Sie zu interviewen! Und Charlie zu Liebe ist es das Mindeste, was ich tun kann." Alastor legte einen Arm um sie. Sein breites Grinsen galt nun nur Lucifer.
"Bastard!", hustete Lucifer. "In Ordnung!", rief er und stieß Alastor unsanft von seiner Tochter weg. "Ich tu das für dich, Charlie. Aber wenn dir vielleicht in nächste Zeit doch in den Sinn kommen sollte, wie du dich irgendwie revanchieren kannst, dann... SCHMEIß IHN RAUS!!" Lucifers abschließende Worte waren nicht nur abwertend gegenüber Alastor gemeint, sondern auch schützend für Charlie. Das Oberhaupt der Unterwelt kannte nicht jeden Dämon, der durch die Hölle wandelte, tatsächlich hatte er bis vor einer kurzen Weile auch noch nicht von Alastor gehört. Doch er brauchte seine Geschichten nicht zu kennen um die Bedrohung die von ihm ausging zu spüren. Dieser rothaarige Trottel wollte etwas... Er war nicht einfach hier, weil er mit Charlie ein Dreamteam bilden oder ihn als Idioten hinstellen wollte, nein... Da war mehr, dessen war sich Lucifer sicher.
Charlie entgegnete nichts mehr und ließ betrübt den Kopf hängen. Sofort widmete sich Lucifer ihr und es schien jeder Zorn verflogen. "Meine Liebe...", sagte er sanft und hob dabei ihren Kopf an. Er lächelte väterlich und seufzte seine Anspannung hinfort, "Dein Hotel ist sogut wie ausgebucht!" Lucifer drehte sich um und ging an Alastor vorbei: "Kommen Sie, Sie veralteter Analogdämon!" Lächelnd wandte auch er sich um und verließ mit Lucifer die Halle. Charlie blieb dankbar grinsend zurück.
"Hoffen wir, dass sie das beide überleben...", äußerte sich Vaggie, die sich rausgehalten hatte und bis gerade auch auf Sicherheitsabstand gegangen war.Kaum, dass die beiden Dämonen die Vorhalle verlassen hatten, blieben sie stehen. Lucifer drehte sich zu Alastor um und sein Blick war bedrohlicher als je zuvor: "Im Ernst jetzt, Arschloch, ich weiß nicht weswegen du hier bist und was genau du von Charlie willst, aber du solltest mich nicht provozieren....! Geh nicht zu weit, du mickriges Stück Scheiße...!"
"Haha! Niemals würde ich mich mit Ihnen anlegen, Sir!", belächelte Alastor und schritt an Lucifer vorbei, der ihn nicht aus den Augen ließ, "Ich weiß gar nicht, wo Ihr Problem liegt. Können wir das Interwiev starten oder möchten Sie mich lieber noch eine Weile beleidigen?" Alastor öffnete mit einer leichten Verbeugung eine Tür, die sie beide in eine Art Foyer leitete. Der Raum war verhältnismäßig klein, aber ausreichend. Mürrisch betrat Lucifer den völlig leeren Raum. Alastor folgte und schnipste Radio-Aufnahmegeräte, Schreibtische, Stühle und schwarzen Kaffee herbei.
"Wäre es nicht einfach, wenn wir direkt in deinen Turm gehen?", fragte Lucifer gelangweilt.
"Nein nein, da hat niemand Zutritt außer ich. Nicht einmal Sie.", provozierte Alastor den König und setzte ihn damit im übertragenen Sinne unter sich. "Ich mache mir doch nicht meinen Teppich dreckig...", fügte er leise aber spielerisch hinzu.
"Also, beginnen wir!", sagte Alastor und seine Augen leuchteten bedrohlich als er den Knopf zur Aufnahme drückte:
"Arschloch."
Alastor nahm den Finger wieder von dem Knopf und starrte Lucifer an. Es war keine Mimik herauszulesen, doch Lucifer grinste. Er sah genau, dass Alastor keinen Spaß mehr an seinen Spielchen mit ihm hatte.
"Also..... Sie sollten sich für Charlie am Riemen reißen, oder wollen Sie sie schlechter machen, als sie mit ihrem Hotel gerade schon steht? Ihr abgesunkener Ruf macht solche Kommentare nicht gerade besser, finden Sie nicht?"
Lucifers Grinsen erlosch und er lehnte sich genervt im Stuhl zurück. Er schlug ein Bein über das Andere und verschränkte die Hände elegant auf seinem Stab.
"Gut...", sagte Alastor ruhig und setzte sein Lächeln wieder auf. Er drückte den Knopf:
"Meine lieben, blutdurstigen Zuhörer und Zuhörerinnen, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr es mich erfreut, Lucifer Morningstar persönlich hier und jetzt interview zu dürfen! Was verschafft uns die Ehre Ihrer kleingeistigen Anwesenheit, my Lord?"
Lucifer zögerte seine Antwort ein wenig hinaus. Er kam sich dämlich vor mit diesem Trottel über die Träume und Wünsche seiner Tochter zu reden, die seinen gar nicht so unähnlich waren. Doch das war viele, viele Jahre her.
"Hi, hey. Nun also ich bin hier um von dem Hotel meiner Tochter zu erzählen! Das Happy Hotel-"
"Hazbin Hotel."
"-ist einmalig in seiner Daseinsform! Meine Tochter und ich überholten das alte Anwesen und erbauten daraus ein Hotel für abgesackte, depressive und verwahrloste Sünder, die nach einem neuem Sinn in ihrem längst überfälligen, erbärmlichem Leben suchen. Das Happy Hotel ist die Lösung!"
"Hazbin Hotel...."
Lucifer wusste, dass es Alastor nicht schmeckt, wenn er expliziet den Namen vermied, den er für das Hotel ausgesucht hatte; lieber verwendete er den alten Namen. Er fuhr fort: "Schließlich sollte jeder mitbekommen haben, dass meine fabelhafte Kleine euch alle vor der letzten Ausrottung gerettet hat! Warum nicht also die Drogen gegen Blumen ersetzen und die blutgetränkten, ausgeblichenen Möbel Ihres Heimes durch ein modernes Hotelzimmer eintauschen?"
"Das ist wohl niemandem entgangen. Auch Sie waren an dem Kampf beteiligt, nicht wahr, Mister Vortänzer?"
"Charlies Träume sind riesig ...sehr riesig... und um sie darin zu unterstützen, bin ich als Vater natürlich an Ihrer Seite. Wen außer mich bräuchte sie denn noch?!" Lucifer lächelte Alastor entgegen dessen einer Mundwinkel leicht zuckte.
"Jetzt, wo Ihre Reunion mit Ihrer Tochter vollzogen ist, arbeiten Sie nun also abermals an der Erlösung? Ist das nicht zum Scheitern verurteilt? Haben Sie keine Angst wieder zerfetzt und mit gebrochenem Herzen im Dreck zu landen?", Alastor hob, siegessicher Lucifer nun einen Stich verpasst zu haben, seine Kaffeetasse an die Lippen.
Lucifer schloss kurz die Augen um sich nicht provozieren zu lassen: "Ich bin mir der Risiken und Problematiken durchaus bewusst. Meine Erfahrung wird ihr helfen. Abgesehen davon, weiß auch jeder, zu was ich der Lage bin...!", Lucifer fokusierte Alastor und verzog keine Miene während er weitersprach, "Wer den Wunsch auf Erlösung verspürt, ist also herzlichst im Hotel eingeladen!"
"Ein schönes Angebot von unserem Big Boss! Aber schieben Sie jetzt nicht Charlie als Schild voraus nur um Ihr eigenes Versagen zu überpinseln? Schämen Sie sich eigentlich nicht!?"
Alastor hatte Lucifer in die Enge getrieben und die Stimmung kippte rasant. Der König der Hölle wusste, dass er vieles in seinem Leben falsch gemacht hatte. Es viel ihm schwer zu reflektieren und auch Charlie gegenüber ein Vater zu sein, dennoch. Alastor war zu weit gegangen. Er konnte ihn beleidigen, wie er wollte, doch in aller Öffnetlichkeit die Liebe zu seiner Tochter anzuzweifeln, trieb es auf die Spitze!
Lucifer erhob sich, die Farbe seiner Sclera wandelte sich von gelb in rot. Hörner erhoben sich unter seinem elegant aufragendem Hut, die Temperatur im Raum stieg und der Empfang des Senders schien gestört zu werden. Licht flackerte und Lucifers Schweif, der sich ebenfalls gebildete hatte, schlug wütend auf und ab. Der Dämonenkönig krallte sich in Alastors Hand und hob sie an, damit der Sendeknopf derweilen nicht betätigt wurde. Er kam dem Gesicht des Radiodämons nähr und sagte mit deutlich tieferer Stimme: "Ich rate dir ein letztes Mal mich nicht zu provozieren, du niederträchtiger Wurm! Deine Nächste Beleidigung gegenüber meiner Familie wird deine letzte Sein, Wixxer!"
Die von Zorn durchzogene Atmosphäre löste sich langsam wieder auf. Lucifers Körper nahm wieder sein normales Aussehen an und er ließ Alastors Hand los während er sich wieder setzte. Der Knopf senkte sich erneut und sie waren wieder 'On Air' und als wäre nichts gewesen, antwortete Lucifer begeistert: "Keineswegs. Ich bin bereit alles für Charlie und ihren Traum zu geben und alles zu tun, was nötig ist, damit sich ihre Wünsche erfüllen! Ich werde sie und alle zukünftigen Bewohner ihres Hotels persönlich beschützen!"
Alastor, der verdächtig ruhig geblieben war, fügte dem nichts mehr hinzu und ließ dem Knopf los. Weiterhin lächelnd stand er auf und wollte gerade etwas sagen, als Lucifer seine Klauen schon um seine Kehle presste. Es dauerte nur eine Millisekunde: Der Dämonenkönig wurde plötzlich nach hinten durch das Mobiliar geschleudert. Er fing seinen Aufprall mit seinen Flügeln ab und schaute verwundert auf.
Alastor keuchte, lachte aber. Sein Lachen paarte sich mit dem Wahnsinn und nahm einen hysterischen, unwirklich Ton an. "Deine Drohungen sind nichts wert, Lucifer Morningstar!", entfuhr es Alastor, dessen Geweih und Körper gewachsen war. Eine grüne Aura erfüllte den gesamten Raum und umarmte Alastor fast liebevoll. Um seinen Hals war deutlich eine Kette zu erkennen, die von den Schatten gehalten wurde. Er fuhr fort, während sein Lachen sich in ein untergrabenes Kichern verwandelte: "Nicht einmal Sie -hoher König!- sind in der Lage mich aufzuhalten! Gegen einen Vertrag, mit dem Sie nichts zutun haben, sind sogar Ihnen die Hände gebunden! Solang Sie keine Beweise gegen mich haben, wird Charlie Ihr Misstrauen nicht bestätigen. Sie vertraut mir! ICH habe ihr all dies ermöglich, nicht Sie! Und das weiß sie!"
Lucifer richtete sich langsam auf. Er hatte sich natürlich nicht verletzt, aber er war überrascht worden. Der Radiodämon war also nicht allein derjenige, der die Schuld an dem Ursprungs seiner Zweifel hat. Jemand hatte ihn in Ketten gelegt... Jemand hatte ihn unter Vertrag und das -so musste er sich leider eingestehen- band ihm wirklich die Hände.
In der Hölle konnte jeder namenswerte Dämon mit anderen Dämonen einen Vertrag eingehen. Oft ging es dabei um die Seele, Geld, körperliche Sklaverei oder Fähigkeiten. Egal wie unbedeutend ein Vertrag auch sein mag, niemand Außenstehendes kann sich einmischen oder ihn auflösen. Ein Vertragspartner kann natürlich in den meisten Fällen getötet werden, aber nur wenn...
"Du hast deine eigene, abartige Seele verkauft!? Wie erbärmlich... Die eigene Seele aufs Spiel zu setzen um jemand anderem den Arsch abzuwischen.... stinkende Made, verzieh dich einfach!!"
Lucifer streifte sich den Dreck von seinem Mantel und klopfte seinen Hut aus. Charlie hatte bekommen, was sie wollte, daher war es nicht mehr nötig auch nur eine Sekunde länger mit diesem Abschaum zu verbringen. Er schnipste sich ein Portal und würdigte den Radiodämon keines weiteren Blickes.
Alastor blieb allein zurück. Die grünliche Aura versank wieder in den Schatten und zum ersten Mal war er froh um den Vertrag. Da er seine Seele damals verkauft hatte, brachte ihn dieses Band ungeahnte Kräfte. Er blieb am Leben, bis er seine Aufgabe erfüllt hatte. Alastor musste damals aus dem Kampf gegen Adam fliehen, denn wäre er lebensbedrohlicher verletzt worden, hätte er an den Ketten gezerrt, die ihn hielten. Er hätte den gesamten Vertrag gefährdet, wäre in dem Moment offenbart worden, wem er verpflichtet war...Lucifer hatte sich in sein eigenes Anwesen zurück teleportiert. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm eine der Enten in die Hand, die gerade noch in Arbeit war. Er drehte sie gedankenverloren um sich selbst und betrachtete sie ausgiebig von jeder Seite.
Mit einem Ruck schlug er die Ente auf den Schreibtisch und zersetzte sie so in seine Einzelteile.
"Charlie... Du umgibst dich mit äußerst gefährlichen Wesen, mein Herz....", sprach er verzweifelt zu sich selbst. Seine Hände fuhren unter seinen Zylinder und krallten sich in seinem Haar fest. Lucifer musste sie schützen. Er musste den widerwertigen Radio-Freak überwachen. Er konnte das nicht einfach von einem seiner Untergebenen machen lassen. Dafür war das alles zu wichtig und zu gefährlich. Er musste selbst handeln!
"Also gut!", rief er laut aus. Mit einem Schnipsen waren ein, zwei, drei... Dreizehn Koffer vollgepackt erschienen. "Dann werde ich einziehen!"
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Fesseln der Hölle - Lucifer vs. Alastor
ParanormalHazbin Hotel Fanfiktion In 'Fesseln der Hölle' geht es primär um das Verhältnis zwischen Alastor und Lucifer aus dem Hazbin Hotel Universum (Original Verfasserin: Vivienne Medrano (Vivziepop)). Meine Geschichte spielt unmittelbar nach den aktuellen...