"Guten Morgen, Alastor...", gähnte Charlie verschlafen, als sie die Lobby betrat. Der vorherige Tag war äußerst anstrengend gewesen, weswegen sie einige Stunden an Schlaf gebraucht hatte und somit als eine der Letzten aufgestanden war. Nur Angel war noch nicht gesichtet worden, womöglich hatte er bis spät in die Nacht noch 'Arbeiten' müssen.
"Einen wunderschönen guten Morgen, Charlie!", trällerte Alastor ihr freudig entgegen und drückte ihr eine Tasse Kaffee in die Hand, "Du siehts fertig aus, Kleines. Dabei solltest du bereit sein, um deine neuen Bewohner in Empfang zu nehmen, findest du nicht?"
Charlie schaute Alastor einen Moment einfach nur schlaftrunken an, bis die Worte ihr Gehirn erreichten und sie blinzelte: "Moment...? Was?!"
Der gehörnte Dämon gestikulierte schnell und lachte: "Naja, ich meine nur, weil ihr alle gestern so fleißig wart! Vielleicht tragen eure Mühen ja schon bald die ersten Früchte!"
"Guten Morgen... Alastor, mach ihr nicht falsche Hoffnungen.", begann Vaggie, die sich mit einem Croissant auf eine Couch in der Ecke setzte, "Schatz, ja. Wir waren fleißig, aber ich glaube so schnell werden auch keine neuen Sünder vor der Tür-"
Es klopfte.
Charlie starrte Vaggie an, Vaggie starrte Alastor an und Alastor starrte die Tür an. Schnell sprang die Prinzessin der Tür entgegen und riss sie auf, doch sie sah keine unbekannten Gesichter, sondern:
"Ouh, Hi Dad."
"Chaaaarlie, meine Lieblingstochter!", sagte Lucifer freudestrahlend und drückte sie kurz aber fest an sich.
"Lieblingstochter? Er hat doch nur eine, oder?", sagte Vaggie leise und leicht genervt, war aber auch froh, dass man sie nicht gehört hatte.
Lucifer fuhr einfach fort: "Du hast dich sicher gefragt, wo ich die ganze Nacht gewesen bin, oder!?"
"Du... ähm. Du warst weg?", fragte Charlie verwirrt.
Alastor's Blick wurde ernst und verfinsterte sich leicht aber kaum spürbar. So freudig, wie der Höllenkönig hier rein platzt, entfachte es eine minimale Nervosität in dem Radiodämon.
"Nun, wir haben alle geschlafen und gingen davon aus, du wärst oben? Du hast niemandem gesagt, dass du weg gegangen bist, oder?", hakte Vaggie mit skeptischem Blick nach.
"Ja... Das ist mir entfallen, aber auch egal.", lachte Lucifer und drehte sich einmal um sich selbst. Dabei riss er Charlie mit sich und führte sie zu Vaggie in die Sitzecke, wo auch ein alter Fernseher stand. Alastor grenzte er dabei ganz selbstverständlich aus und würdigte ihm auch keines Blickes.
Der rothaarige Dämon zuckte mit der Wimper, grinste gequält und folgte Charlie mit etwas Abstand in die Ecke. Schließlich war auch er neugierig, was der König preis zu geben hatte, das musste er leider zugeben.
"Liebes, du warst so enttäuscht, dass ich und.... Dass ich dir bei deiner Werbeaktion keine große Hilfe war, richtig?"
"Ach Dad, das ist Schnee von-"
"Nein, nein!", sagte er hochnäsig und legte Charlie einen Finger auf die Lippen. "Hör mir zu! Ich ließ.... ein paar Kontakte spielen und mir vielleicht ein bisschen helfen..."
Lucifer zwinkerte und tippte den Fernseher mit seinem Gehstock an, der darauf hin anging. Erst flimmerte er, bis sich ein Programm einstellte in dem gerade eine Serie lief. Da es um diese nicht ging, sondern um die Werbepause, die jeden Moment kommen sollte, stellte er sich direkt vor das Bild um sich zu präsentieren.
In einem kurzen aber intensiven Moment, traf sich sein Blick mit dem von Alastor und Lucifers Lächeln wurde breiter, durchzogen mit einem Hauch von Triumph.
Alastor's Augen zogen sich enger zusammen. Da er den Fernseher an geschaltet hatte, ahnte er von welcher Art Leuten Lucifer Hilfe angefordert hatte...
"Also dann...", begann das Oberhaupt der Hölle und verneigte sich großzügig vor seinem Publikum, welches zugenommen hatte: Husk, Niffty und sogar der leicht verschlafende und verwirrt drein schauende Angel hatten sich dazu gesellt.
"Ich präsentiere euch einen Werbespot ala Chef! Einen Werbesport, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt und dafür sorgen wird, dass dein Hotel -kleine, süße Tochter- demnächst ausgebucht sein wird!"
Der Fernseher spielte eine Melodie, die ins Ohr ging und leitete den Werbespot ein. Lucifer trat zur Seite
...Charlie, Vaggie, Husk, Niffty, Angel und sogar Alastor hatte der Spot die Sprache verschlagen.
Breit Lächelnd stand Lucifer mit vor stolz erhobener Brust neben dem alten Fernsehgerät und blickte in die Runde. Tatsächlich war der Spott wirklich gut geworden. Natürlich waren einige der 'Sex Sells'-Szenen enthalten, aber es war gut geschnitten und wirkte nicht billig; im Gegenteil. Der Jingle passte hervorragend zum Flare des Hotels und Lucifers Ansehen und Würde wurde bewahrt -wie es Vox versprochen hatte.
Die Stille breitete sich in eine unangenehme Länge aus, bis Charlie's Gesicht sich entspannte und ein breites Lächeln preis gab:
"Dad, du-! Wann...- Wie!? Und.... Du!", stammelte Charlie, die nicht glauben konnte wie weit ihr Vater gegangen war um ihr Hotel in ein solch tolles Licht zu rücken. Dass er als König für sie solch ein 'Opfer' brachte, war unbeschreiblich und sie war ihm so dankbar dafür.
Charlie fand keine Worte und umarmte ihren Dad, wie er sonst sie in die Arme schloss. Lucifer blieb kurz die Luft weg, belächelte sie dann aber:
"Na na, so eine große Sache war das auch wieder nicht..."
Auch die anderen schlossen sich Charlie's Jubel an und lobte Lucifers Darbietung in den höchsten Tönen. Angel wollte mehr über die Badewannen-Szenen wissen, Niffty erfreute sich an dem teuflischem Bild des wahren Königs und Vaggie gestand sich ein, dass er wohl doch eine gute Idee gehabt hatte um Charlie angemessen zu unterstützen.
Nur Alastor blieb dem Trubel fern.
Der Radiodämon fixierte Lucifer aus der Ferne mit einem finsterem Blick. Sein Blut schoss erregt vor Wut durch seine Adern und ließen Hitze in ihm aufsteigen. Gerade so konnte er sich zügeln um nicht aus der Haut zu fahren, doch zum ersten Mal seit langer Zeit fiel es ihm schwer sein Lächeln aufrecht zu erhalten.
Dass sich Lucifer höchst persönlich mit den Vees verbündet hatte um Charlie diesen absurden Werbespot aufzutischen zeigte ihm einmal mehr wie unwürdig dieser Kerl als König war!
Plötzlich klopfte es erneut. Da die Eingangstür mit Lucifers Erscheinen vorhin schon geöffnet worden war, trat der Anklopfer kurz danach schüchtern durch die Tür.
Ein kleiner, kahlköpfiger Junger, der Eigenschaften eines Esels oder Ähnlichem trug, schaute sich schüchtern um.
Charlie ging neugierig und freudig auf ihn zu und bat ihn einzutreten. Es stellte sich heraus, dass dieser Junge zufällig in der Nähe gewesen war und den Werbesport soeben gesehen hatte.
Lucifer grinste und nickte Charlie aus der Ferne anerkennend zu. Sie sollte sich mit ihrem ersten Gast gerne eine Weile unterhalten, also klatschte der Höllenkönig elegant in die Hände:
"So, die Show ist vorbei, meine Herzallerliebsten! Ab an die Arbeit, oder habt ihr nichts zutun?"
Hoch motiviert huschte Niffty als erstes davon um die leerstehenden Zimmer für eventuelle Gäste herzurichten. Husk begab sich locker und gut gelaunt für seine Verhältnisse, an die Rezeption, die neben der Bar nun seine Zweitstelle war. Angel allerdings nährte sich neugierig Lucifer:
"Hey, kleiner König. Möchstest du mir nicht sagen, wie weit du wirklich gegangen bist? Ich kenne Valentino, er-"
"Kleiner...", begann Lucifer und ignorierte, dass er der deutlich Kleinere von Beiden war. Doch er meinte damit auch nicht ihre Körpergröße, "Dein Valentino hat gar keinen Ton mehr gesagt, wenn du es genau wissen willst..."
Lucifer grinste breit in Angel's Gesicht und überließ seiner Fantasie alles Weitere ehe sich der Herrscher der Unterwelt umdrehte und zu Charlie gesellte. Angel blieb mit einem erstauntem und sogar leicht errötetem Gesicht zurück.
"Valentino hat.... nichts gesagt? Es hat sogar ihm die Sprache verschlagen...?",flüsterte Angel ungläubig zu sich selbst und blinzelte Lucifer verwirrt hinterher.
"Der blufft doch nur!", fauchte Angel und seufzte.
Er tat die Sache als Lüge ab, doch... irgendwas in ihm glaubte, was Lucifer ihm gesagt hatte. Schließlich hatte er den Werbespot gesehen. Er wusste wie solche Szenen gedreht wurden und wie viel dahinter steckte.
Mit einem leichtem Kribbeln im Bauch, welches sein Kopfkino in ihm auslöste, zog er sich an und verließ das Hotel um zur 'Arbeit' zu gehen.
Alastor hatte sich, auch während der neue Sünder eingetreten war, in die Schatten zurück gezogen. Sein Blut kochte immer noch, doch sein Lächeln war zurückgekehrt. Breiter denn je, aber auch verletzter denn je.
Es schmeckte ihm überhaupt nicht, dass dieser Trottel von König so in den Himmel gelobt wurde. Nur, weil er einen Rang und einen Namen trug und sich einmal primitiver Weise für Charlie ausgezogen hatte- Allein das Prinzip machte ihn schon zornig! Lucifer hatte sich all die Zeit nicht um seine Tochter oder ihren Traum gescherrt; jetzt tat er einmal etwas und war gleich der Blickfang. Nein, Alastor war nicht eifersüchtig, aber er fand es schlichtweg auch nicht gerechtfertigt diesen elendigen Bastard so zu loben. Schließlich hatte Charlie nur durch ihn überhaupt die Möglichkeit gehabt das Hotel zu eröffnen! Nur durch ihn war es ihr möglich gewesen all dies zu erreichen! Nur dank seiner Hilfe waren sie alle noch am Leben...!
Der Dämon löste sich in den Schatten auf, in denen er sich verborgen gehalten hatte und zog sich zurück.
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Fesseln der Hölle - Lucifer vs. Alastor
ParanormalHazbin Hotel Fanfiktion In 'Fesseln der Hölle' geht es primär um das Verhältnis zwischen Alastor und Lucifer aus dem Hazbin Hotel Universum (Original Verfasserin: Vivienne Medrano (Vivziepop)). Meine Geschichte spielt unmittelbar nach den aktuellen...