Elektromagnetische Schatten

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Ehe er reagieren konnte, wurde Alastor's Körper von einem Stromschlag immensen Ausmaßes durchzogen. Der Dämon wurde zurückgeworfen, allerdings gelang es ihm schnell ein paar Schattententakeln zu beschwören, die seinen Aufprall am Boden abfingen konnten.
"Sei nicht dumm, Vox!", knurrte Alastor und sein Lächeln verwandelte sich zum ersten Mal in die andere Richtung und verzerrte sein Gesicht mit Wut.
Es war enttäuschend, dass Vox seine Kooperation nicht wollte, doch dieses Unterfangen war ohnehin nur von wenig Erfolgschancen gekrönt gewesen. Von Anfang an war es ein Risiko. Doch es blieb ein notweniges Risiko! Alastor's Ziel war Lucifer's Tod und Charlie's Aufstieg! Es waren nicht nur die Ketten, die ihn in diese Richtung zerrten, sondern es beherbergte auch seine eigenen Wünsche.
Für ihn, als damaligen, angesehenen Höllenbaron, war es unabdingbar einen Führer, einen Herrscher, an der Front zu wissen, der in der Lage war die nötige Macht und Gewalt zu nutzen um zu regieren. Doch das, was Lucifer war, war erbärmlich! Er hang an jemanden fest, die auch nur eine menschliche Seele besaß. Die in der Lage gewesen war, ihn, den einzigen König, in ein tiefes Loch zu stürzen! Solch Schwäche brauchte die Hölle nicht! Sie sollte erblühen, gedeihen und von jemandem beherrscht werden, dem etwas an den Seelen der Sünder lag!
"Fick dich, Alastor!", schrie Vox lachend und entfachte elektromagnetische Energien. Der gesamte V-Tower erzitterte unter der Gewalt, mit der Vox die Elemente an sich zog und unter seine Kontrolle brachte. "Glaubst du wirklich, dass es mir um den Thron geht? Nun ja, vielleicht würde er mir sogar gefallen, aber glaub mir eins...!"
Vox griff Alastor erneut an, doch dieser konnte den Angriff diesmal besser voraussehen und blockte mit 3 Tentakeln. Dem Fernseh-Dämon gelang es allerdings sich mittels all der elektromagnetischen Energie in der Luft hinter Alastor zu teleportieren. Schnell realisierte der Radiodämon, dass er ihm hier, innerhalb seines Towers, unterlegen war. Vox ging in den Nahkampf und riss seine Klauen über Alastor's Rücken. Dem rothaarige Dämon, gelang es sich etwas aus dem direktem Angriff heraus zu drehen, doch er erlitt Wunden an der Hüfte.
"Glaub mir eines, Alastor...! Dein Tod ist mir derzeit weitaus mehr Wert als ein Thron, an dem dein widerliches Blut haften würde!" Vox' Stimme erhalte aus allen Richtungen im Raum und überschlug sich mehrfach, wie aus mehreren Fernsehern gleichzeitig.
Der Radiodämon knurrte. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Vox seinen Vorschlag nicht annehmen würde, doch dass er ihn angreifen wollte, hatte er nicht erwartet. Natürlich wusste er um den Zorn und die Wut des Fernsehdämons, aber dass es ihn so blind machte und er sich so sehr gegen ihn stellte, kam unerwartet. Und das, wo er ihm doch sogar einen Thron versprach?
Alastor kam ein Gedanke in den Kopf und sein Blicke wurde scharf, während er sich gegen Vox mittels seinen Schattententakeln und Magie verteidigte.
Konnte es sein, dass Vox etwas von Lucifer erfahren hatte? Der dämliche König hatte schließlich herausgefunden, dass er seine Seele an jemanden verkauft hatte. Er hatte seine Ketten gesehen und seine Sorge darüber geäußert, dass er ihm so nichts anhaben konnte. Lucifer war nicht so dumm den Vees solch große Vorteile zu bieten, wenn er nichts davon hätte! Er wollte, dass Vox ihn anstelle von ihm tötete!
Mit einem Mal wurde der Raum in tiefe Dunkelheit getaucht. Selbst Vox' elektrisches Licht erstickte förmlich unter der Finsternis. Alastor lachte. Sein Lachen vibrierte in der Luft und reflektierte von den Wänden in alle Richtungen. Seine Stimme wurde tiefer, was darauf deuten ließ, dass sein Körper sich vergrößert hatte.
Vox ging in die Verteidigung zurück und umschloss sich mit einem magnetischem Strompanzer. Er knurrte defensiv und versuchte den gehörnten Dämon ausfindig zu machen.
"Verfluchter Bastard! Stell dich mir anständig und schau mir in die Augen, während ich dir dein Leben nehme!"
Alastor hatte sich in Schatten aufgelöst. Sein Körper war kaum mehr greifbar und feinstofflich; für Vox also gerade nicht angreifbar. Diesen Zustand konnte er allerdings nicht allzu lang beibehalten: Er musste es schnell zu ende bringen.
Doch was eigentlich? Sollte er Vox wirklich töten? Sonderlich zielführend war das nichts. Weder für Charlie, noch für ihn -im Gegenteil...
Alastor zögerte zu lange. All die Energien, die zuvor Vox freigesetzt hatte und die Alastor jetzt nur in Schatten eingeschlossen hatte, hatten natürlich Besorgnis bei Velvette und Valentino ausgelöst.
Sie stürmten durch eine Tür. Valentino breitete seine Flügel aus und hob zwei seiner Hände um alles, was von den Schatten Konsistenz hatte hinfort zu wehen. Velvette durchbrach die Schatten, durchschritt den Raum mit einer ungeahnten Schnelligkeit bis hin zu Vox. Ihre Augen war leuchten rot und ihr Haar elektrisch aufgeladen. Sie stellte sich Rücken an Rücken mit dem Fernsehdämon und öffnete dabei ihren Zopf.
"Warum legst du dich mit ihm an, Vox!? Und vor allem: Warum hier!?!?", schrie sie und wirkte Magie. Ihre Haare wurden länger und teilten sich in dünne Strähnen auf. Sie schossen durch den Raum und versuchten etwas Greifbares zu finden.
Valentino erkannte schnell, dass Alastor keine Gestalt besaß, doch das kam ihm nur zu Gute... Er sog an seiner Zigarette und blies den Rauch vor seine Flügel. Das Gift wehte er der Finsternis entgegen und mischte sich. Es war ein Leichtes führ ihn den Radiodämon so zu vergiften; nichts wirkte intensiver und besser, als ihn selbst und seine Gestalt mit einem Gift zu zersetzen, dem er nicht ausweichen konnte?
Alastor reagierte leider zu spät, denn seine Konzentration galt hauptsächlich Vox und nicht Valentino, der sich außerhalb des Kampfgeschehens aufhielt. Doch als das Gift sich mit der Dunkelheit mischte und einen leuchtend-lila Farbton ergab, spürte er, wie es ihn schwächte. Er musste sich zurück verwandeln. Sein Ziel war gewesen, Vox' System zum Absturz zu bringen -das hätte gereicht um zu entkommen-, doch so weit war nicht mehr gekommen. Gegen all drei Vees hatte er keine Chance. Nicht jetzt. Nicht so...
Alastor materialisierte sich wieder und ehe er Boden unter den Füßen spürte, wickelten sich Velvette's Haare um seine Gliedmaßen um ihn fest zu setzen. Die Dunkelheit schwand und die Lampen in dem Saal gingen wieder an. Keuchend, weil ihm diese Verwandlung schlichtweg Kraft gekostet hatte, sackte er leicht schwitzen zusammen.
Verdammt..., dachte er sich und hob den Kopf um Vox ins Gesicht zu schauen. Dieser Lachte nur und kam auf ihn zu, während Velvette und Valentino grinsend hinter ihm standen.
Vox beugte sich zu dem gift-versetzen Alastor und hob mit einem Finger sein Kinn an, damit er seinem Blick wirklich nicht mehr ausweichen konnte:
"Val's Gift wird dir langsam den Tod bringen mein Lieber. Und weißt du, wem ich damit einen Gefallen tue? Wer dann in meiner Schuld steht? Dein Blut klebt an meinen Händen und mit diesen Händen werde ich dem König seine Tochter reichen. Er ist dich los, kümmert sich um sie und lässt mich herrschen. Ich habe mehr von dir erwartet, Alastor...", sagte Vox und lachte abermals. Dann ließ er ihn los. In dem Moment, lösten sich auch die Haare von ihm, die ihn gefesselten hielten. Die Vees drehten sich um und gingen lachend aus dem Raum.
Es würde nicht mehr lange dauern, bis Alastor's Körper nur noch ein giftiger Haufen Matsch war. Bis Lucifer seinen Willen bekam...
Dass der Radiodämon die Vees von sich aus aufgesucht hatte, hatte es für Lucifer nur noch einfacher gemacht, das wurde ihm nun klar, jetzt, wo er leicht sabbernd, hechelnd und zuckend auf dem Boden lag...

Schritte waren zu hören. Mitten in der Dunkelheit der Nacht und in der Stille, könnte man deutlich das Klackern von Stiefeln vernehmen. Keine Absatzschuhe, wie sie Frauen trugen, es waren Männerschuhe. Sanft, aber gezielt. Die Schritte des Mannes führten zu einem zuckenden Menschen am Boden. Nein, kein Mensch. Er war einmal einer gewesen, ja. Doch dieses sterbende Häufchen hatte keine Seele mehr, die aus ihm entweichen konnte. Stattdessen, schlangen sich grünlich-schimmernde Ketten wie Amphibien um seine Gliedmaßen als würden sie darauf warten sich den Körper zu eigen machen zu können.
Die Schritte erstarben, denn der Mann hatte sein Ziel erreicht und ging nun vor dem Dämon in die Knie, der nicht mehr in der Lage war zu sprechen. Doch seine rötlichen Augen suchten mit letzter Kraft nach seinem Besucher.
Lucifer's Blick war kalt und herablassend. Seine ebenfalls rot-leuchtenden Augen fixierten die von Alastor und es war abzusehen, dass er ihm nicht helfen würde. Er würde zusehen, wie die Ketten sich immer weiter um seinen Körper zogen, bis sie ihn in den Abgrund zerrten und der 'Deal' zerbracht. Seine Seele würde zersplittern und er würde keinerlei Chancen mehr auf eine Widergeburt bekommen. Egal wer oder aus welchen Gründen die Seele dieses Dämonenbarones gefangen gehalten wurde, mit seinem Tod wäre dies Geschichte. Für die Ewigkeit. Für immer. Charlie würde ihn nie wieder sehen.
Lucifer war in der Lage jeden Dämon in der Hölle nach belieben zu beobachten; schließlich war er ihr Herrscher. All die Magien dieser Welt kamen von ihm. Über all die Jahre speiste er die Hölle damit. Die Sünder verstärkten seine Kräfte nur; es war wie ein Geben und Nehmen.
Daher blieb ihm nicht verborgen, dass Alastor in Gefahr war. Natürlich überwachte er ihn nicht permanent, dennoch... Es blieb ihm nicht verborgen, dass sich der Radiodämon seit geraumer Zeit schon immer weiter zurück gezogen hatte. Doch seine Existenz war an Charlie gebunden. Seine Tochter äußerte seit einigen Tagen schon Sorgen über Alastors Verhalten. Lucifer konnte noch so viel dagegen sprechen, sie akzeptierte es nicht. Sie sorgte sich um diesen Freak. Und das belastete ihn sehr.
Es war Zufall, dass er den Kampf zwischen Alastor und Vox daher beobachten konnte. Lucifer kam das nur zu Gute, denn schließlich wollte er genau das: Vox sollte Alastor töten.
Doch Charlie... Charlie würde es das Herz brechen, wenn er nun starb.
Lucifer hob seine Hand und strich Alastor eine schweißnasse Haarsträhne aus seinem Gesicht.
"Sie würde darüber hinweg kommen denke ich. Sie wird irgendwann verstehen, dass der Tod manchmal unvermeidbar ist, selbst hier unter euch Sündern, wo ihr alle ja schon Erfahrung mit dem Tod gemacht habt."
Lucifer's Miene blieb eisern, doch dann durchzog eine Sorgenfalte seine Stirn. Seine Mundwinkel spannten sich leicht an, als Alastor's Augen es kaum noch schafften sich auf ihn zu fokuszieren. Das Gift leistete wirklich wunderbare Arbeit. Doch gerade jetzt erklommen Zweifel Lucifer's Herz. Panisch krallte es sich an ihm fest und fesselten ihn ähnlich wie die Ketten, die sich nun langsam in Alastor's Fleisch drückten.
Er knurrte, ohne es beabsichtigt zu haben. Die Zweifel daran, ob es wirklich richtig war, diesen Dämon hier sterben zu lassen, verletzten ihn auf einer Ebene, die er nicht vorausgesehen hatte. Auf einer Ebene, in der nur Charlie Platz hatte.
Lucifer fauchte zu sich selbst und griff nach dem Haufen Elend, der einst ein eleganter, angesehener Dämonenbaron gewesen war. Er hob ihn auf seine Arme und beschwor mit einem Gedanken ein Portal. Der König schritt schnell hindurch und legte Alastor auf eine Art Liege ab. Jetzt, wo er sich dazu entschieden hatte, ihn nicht mehr sterben zu lassen, musste es schnell gehen.
Der Fürst der Hölle hob seine Hände und ließ Teufelsmagie hindurchfließen. Die eine Hand legte er auf Alastor's Brustkorb, aus dem die Ketten ansprangen, die andere legte er auf seine Stirn. Lucifer schaute ihn abwertend an, denn dass er ihm nun half, ihn vor dem Tode zu bewahren, war einzig und allein Charlie's Schuld. Doch ihr konnte er nicht böse sein...
"Du bist ein verdammter Hurensohn, Alastor..!", knurrte er, während die dunkle Magie ihn reinigte und lilafarbener Rauch aus seinem Mund entwich. "Merk dir, dass ich das hier nicht für dich tue...! Ich tue es für Charlie! Denn sie ist auch DEIN Schicksal!"
Alastor öffnete langsam wieder seine Augen, schaute Lucifer an und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 5 days ago ⏰

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Fesseln der Hölle - Lucifer vs. AlastorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt