"Sex sells!"

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Lucifer fand sich in einem großen Raum mit verschiedenen Settings wieder. In einigen -fast allen- von ihnen wurden pornöse und minderwertige Szenen gedreht. Er war nicht die Art Dämon, der sich an solchen Dingen ergötzte und schon gar nicht in solchen Etablissements verkehrte. Natürlich war er Frauen nicht abgeneigt, doch die einzig Wahre, hatte ihn schon vor vielen Jahren verlassen. Es gab keinen Grund sich nochmal auf derartige Dinge einzulassen; so sah das zumindest Lucifer.
Es war ihm aber bekannt wie die Vees ihr Imperium aufgebaut hatten. Denn nur weil es bei ihm persönlich keine Priorität war, galt das nicht für die Bewohner dieser verfluchten Stadt. Nahezu alle waren Sünder und wurden von ihren eigenen, primitiven Trieben beherrscht. Vox war dahingehend nicht blöd gewesen genau das auszunutzen. Er produzierte Sendungen, die man sehen wollte: Sex, Drogen, unmoralische Aktivitäten, Folterei und all solche Dinge. Er manipulierte die wenigen Dämonen, die dieser Welt anders entkommen wollten und zog sie mit in den Schlund aus Verlangen, Gier und Sünde. Seine Macht in Pentagramm-City wuchs schnell, vorallem als er sich mit Velvette und Valentino zusammengeschlossen hatte.
"Ich bin sehr gespannt, was du mir von Alastor erzählen kannst.", schnurrte Vox erregt neben ihm, während sie durch das Studio gingen.
"Ich spreche erst, wenn ich mit dem zufrieden bin, was ihr produziert, dass das klar ist!", sagte Lucifer im leicht genervten Ton.
"Aber natürlich, natürlich! Vertraut mir, mein Klönig." Vox lachte diabolisch und Lucifer verdrehte die Augen. Wie konnte jemand so scharf auf so einen widerwertigen Typen wie Alastor sein? Er wusste nicht, was genau zwischen dem Fernsehdämon und dem Radiodämon vorgefallen war, doch im Grunde interessierte es ihn auch nicht.
Wieder einmal wurde Lucifer bewusst warum er die Dämonen im allgemeinen nicht mochte... Er war ihnen so unähnlich. So fremd. Der König der Hölle war der Dämon, der am wenigsten dämonisch war. Sein Kern und seine Seele waren immer noch die eines Engels. Er war wer er war; nur sein Äußeres und seine Magie hatte sich dieser Welt angepasst. Lilith war einst die gewesen, die die Dämonen gebändigt hatte und sie führen konnte. Lucifer konnte es nicht. Nicht so, wie sie es einst getan hatte...
"Mein Lord?", sprach ihn Valentino an und schreckte Lucifer damit aus seinen tiefen Gedanken. "Ihr wolltet einen Werbespot? Bitte!" Der Motten-Dämon deutete auf ein Setting welches aus mehreren kleinen Settings bestand: Einem Wohnraum mit großer Couch und flauschigen Decken, einem Badezimmer mit großer Wanne, einem Schlafzimmer mit einem großem Himmelbett und etwas, was wie eine kleine Bar aussah.
Lucifer hob skeptisch eine Augenbraue: "Ähm... Was soll das werden?"
Valentinos breites Grinsen verunsicherte ihn und er fing seinen Blick ab: "Was genau soll das werden? Ich werde keinen abartigen Porno mit euch drehen!", wiederholte er und sah zu Vox, der seufzte:
"Nun, du bist hier, weil du uns zutraust, dass wir dir einen Werbespot drehen, der auch Aufsehen erregt, oder nicht? Es war doch Teil der Vereinbarung, dass du uns das machen lässt? Wir sind nicht nur in der Lage verdammt gute Pornos zu drehen, verlass dich drauf."
Lucifer bereute diesen Teil der Abmachung in diesem Moment. Er schluckte nur und blickte noch einmal über die Settings. "Ich werde nicht-"
"Keine Sorge mein König, wir werden Eure Würde natürlich wahren. Es gäbe zwar mehr Einschaltquoten, wenn wir mehr zeigen dürften, aber das würde nicht zu dem bescheuer- ähm- bescheidenem Thema passen, nicht wahr?", schnurrte Valentino und ging um Lucifer herum. Er musterte ihn von oben bis unten und Vox kam hinzu: "Ich werde persönlich über euer kleines Hotel berichten, dafür brauche ich natürlich noch ein paar Informationen von dir, aber das sollte wohl kein Problem darstellen. Das einzige, was wir von dir also brauchen, sind ein paar Szenen, die den Zuschauern einen Einblick in das Hotelleben gewähren."
"Velvette, hast du schon passende Outfits zusammengesucht!?", rief Valentino nach Hinten in die Umkleiden. Erst jetzt bemerkte Lucifer, dass das Mädchen all die Zeit schon weg gewesen war. Komisch, wo sie doch die Lauteste von allen war.
"Fick dich, Val! Es ist nicht so leicht was in der Größe rauszusuchen, ok!?", rief Velvette, kam dann aber auch gleich mit einigen Klamotten, die sie über ihrer Schulter geworfen hatte, angelaufen.
"Hier! Für jedes der Settings ist eins dabei!", sagte sie und warf die Sachen auf einen Tisch.
Während Lucifer vorsichtig und mit einem kleinem bisschen Abscheu im Gesicht die Klamotten nach und nach durchschaute, erklärte Vox, noch einmal genauer, was der Drehplan war:
"Unsere Idee war es, dass du in jedem dieser Setting eine kleine Szene drehst, in der du dich 'wie Zuhause' fühlst. Die Ausstrahlung der reinsten Glückseligkeit muss natürlich von dir gut rübergebracht werden. Und bitte lass es mich dir an dieser Stelle sagen: 'Sex sells'. Ja, wir haben vereinbart, dass du dich nicht ausziehen musst -nicht ganz- aber ein paar hübsche Blicke in die Kamera oder sowas, kann die meisten der Sünder da draußen heiß drauf machen sich näher mit der Hotel-Idee auseinander zu setzen. Ich hoffe das verstehst du. Es werden nur kleine, unterschwellige Botschaften, in Ordnung? Nichts davon wird es aussehen lassen, dass man ins Hotel kommen kann um mit dir Sex zu haben."
"Leider...", fluchte Valentino leise vor sich hin und zog an seiner Zigarette.
Lucifer schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus. Er legte die Klamotten weg und rief sich abermals in den Kopf, dass er das alles nur Charlie zuliebe machte.
"In Ordnung... So wie ihr es versprochen habt etwas Gutes hervorzubringen, so halte auch ich mein Versprechen an euch", begann Lucifer ernst und warf Vox einen Blick zu. Er wusste natürlich um was es ging und lächelte breit. Lucifer fuhr fort:
"Wenn du vorher über das Hotel berichten willst, dann bitte Fakten und nicht irgendwelche wahnwitzigen Wunschträume, die nichts mit dem Hotel zutun haben. Es geht darum, in dem Hotel einzuchecken und sich bereit zu erklären unter der Führung der Prinzessin eine kleine Chance auf die Erlösung zu bekommen."
"Natürlich erwähnen wir solche Dinge, mach dir keine Gedanken.", antwortete Vox und wirkte ein wenig beleidigt.
"Gut... Denn wenn das, was ihr hier produzieren solltet das Hotel nicht so zeigt, wie es ist, oder ihr etwas des Profites wegen verdreht, dann helfe ich euch persönlich eure Seelen von euren abartigen Körpern zu trennen...!", sagte Lucifer und wirkte mit jedem Wort ein wenig bedrohlicher. Dass er so aus der Haut fuhr, zeigte nur, wie sehr er diesen Overlords misstraute. Genau genommen traute er sowieso Niemandem.
Die Stimmung schwenkte wieder um. Als Lucifer einen langen Seufzer preis gab, fragte er locker:
"Habt ihr Alkohol?"
Valentino, Velvette und Vox sahen sich kurz an, dann reichte Valentino dem Höllenkönig ein Glas blutroten Wein.
"Danke.", sagte er ernst und schwenkte elegant den Inhalt im Kreis.
Lucifer öffnete sein Jackett mit der einen Hand, mit der anderen leerte er das Weinglas. Er würde alles tun, solang am Ende etwas Gutes dabei rauskommt, was Charlie eine Hilfe sein konnte! Wenn nicht... oder die Vees zu weit gingen, könnte er alles Material immer noch beseitigen und allen Beteiligten den Kopf so enorm waschen, dass sie sogar ihren eigenen Namen vergessen würden.
"Dann wollen wir mal...!", sagte Lucifer und ein motivierendes, leicht böses Lächeln durchzog sein Gesicht.

Fesseln der Hölle - Lucifer vs. AlastorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt