Alastor hatte die Nacht fast nur wach gelegen. Ihm gingen einige Ideen aber auch Sorgen durch den Kopf: Auf der einen Seite war es optimal, dass Lucifer selbst hier einzog und so in unmittelbarer Nähe war, doch auf der anderen Seite, war es gefährlich. Wenn er herausfinden würde mit wem er seinen Deal hatte und wer ihn schützte, könnte dies so viel Chaos verursachen, dass sein gesamter Plan zerstört werden würde. Das konnte er natürlich nicht riskieren!
Irgendwann ohne jegliches Zeitgefühl, stand Alastor auf. Es hatte keinen Sinn mehr sich weiter zum Einschlafen zu zwingen.
Er summte eine eigene Melodie während er sich ins Bad begab. Er zog sich an, richtete sein Haar und frühstückte ein paar Happen eines Kadavers. Es war noch Nacht, aber rein von dem Blick gen Himmel war die Uhrzeit schlecht abzuschätzen. Es war aber auch nicht weiter wichtig und so verließ Alastor leise sein Zimmer.
Er blieb stehen in dem Moment, als er seine Tür schloss, denn die Tür ihm gegenüber war nun mit einem Schild über dem ein kleines Entchen saß beschriftet: "Daddy". Genervt zuckte ein Nerv über die Stirn des Radiodämons und er spitzte seine Ohren. Aus dem Raum war nichts zu Hören. Mit einem desinteressiertem Schulterzucken wandte der rotgekleidete, breit grinsende Dämon sich um. Er hatte kein direktes Ziel, daher wurden seine Schritte sogleich auch schon wieder langsamer, bis er in der Mitte des Ganges stehen blieb.
Es war viel zu ruhig. Ohne den Oberkörper mit zu drehen, drehte Alastor seinen Kopf langsam und unmenschlich nach hinten. Er blickte erneut an die Tür mit dem Daddy-Schildchen und atmete lang aus.
Sein Körper drehte sich nun mit um und seine Schritte führten ihn wieder direkt bis vor Lucifers Tür. Vorsichtig und mit Bedacht legte er eine Hand auf den Türknauf und die andere an die Tür. Noch einmal lauschte der Radiodämon, konnte aber selbst jetzt noch nichts hören. Das konnte nur heißen, dass der König sehr ruhig schlief, tot war oder schlicht weg nicht da war.
Zweitere wäre zwar wie Weihnachten und Geburtstag zusammen, war aber die unrealistischste Option. Erstere würde ihn in ein komisches Licht rutschen, doch falls die dritte Möglichkeit der Gegenwart entsprach, war es das wert seinen guten Ruf aufs Spiel zu setzen.
Alastor riskierte es also und öffnete nun vorsichtig die Tür, die Lucifer anscheinend vergessen hatte abzuschließen -ein Glück.
Als der düstere Dämon durch die Schatten in das völlig verdunkelte Zimmer trat, wurde ihm sofort klar, dass der kleine Boss-Teufel nicht da war, denn spätestens jetzt, hätte er ihn spüren müssen, selbst wenn ihn seine Augen noch nicht erfasst hätten.
Alastors leichte Anspannung fiel von ihm ab und sein Grinsen wurde breiter.
"Sehr unaufmerksam, eure Majestät...", schnurrte er leise und spazierte durch den Raum. Er fasste nichts an und war auch darauf bedacht nichts mit dem Fuß zu berühren.
"Oder einfach sehr arrogant...", sprach er weiter im Monolog, als er einen kleinen Berg Wäsche fand. Etwas schimmerte daraus hervor, was anscheinend aus Seide gemacht war. Es zeichneten sich Entchen darauf ab und Alastor ging mit leicht angewidertem Blick daran vorbei.
Lucifer war anscheinend zu lange allein gewesen, sodass er es nicht für notwendig hielt seine Räumlichkeiten abzusperren oder Ordnung zu halten. Wer weiß, was er hier bei näherem Durchsuchen alles finden würde.
Alastor seufzte, lächelte aber noch etwas breiter. Er erzeugte eine grüne Aura, die den Raum in ein geheimnisvolles Licht tauchte. Kurz darauf hielt der Dämon ein kleines Aufnahmegerät in den Händen. Es sollte nicht zu groß und auffällig sein, schließlich handelte es sich bei seinem Objekt der Begierde um niemand geringeren als den König der Unterwelt. Doch seine Unaufmerksamkeit war unverkennbar -das konnte sich Alastor vorerst zu Nutze machen.
Der gut gekleidete, großgewachsene Dämon suchte sich eine Ecke weit oben in dem Raum aus um das kleine Aufnahmegerät zu positionieren. So war es ohnehin mit bloßem Auge schon schwer zu erkennen; für jemanden in Lucifers Größe war es nahezu unsichtbar.
Ein bedrohliches, dunkles Lachen entfuhr Alastors Kehle. Er versuchte es zu unterdrücken, doch dieser kleine Triumph beflügelte ihn. Siegessicher, dass er den König bald in die Enge treiben würde, zog er sich in die Finsternis zurück. Ein letztes Mal wanderte sein wahnsinniger, besessener Blick über all die verstreuten, persönlichen Sachen -er verweilte einen Moment länger auf dem Wäscheberg, als nötig- und drehte sich dann um.
Der Radiodämon schloss die Tür mit Bedacht und äußerst vorsichtig. Es war wichtig, dass keinerlei Magierückstände zurückblieben, doch genau deswegen hatte er nichts berührt außer den kleinen Lüftungsschacht über dem Bett des Höllenfürsten.
Alastors Weg führte ihn nach unten in die Hotellobby. Von seinem Wahnsinn war nichts mehr zu spüren oder zu sehen.
Bisher war noch niemand erwacht, doch lange würde es wohl nicht mehr dauern. Die erste, die meistens nach ihm auf den Beinen war, war Niffty, die kleine Haushälterin.
Er setzte sich an einen kleinen, runden Tisch in einen bequemen, alten Sessel. Alastor würde geduldig warten, was der Tag so mit sich brachte. Elegant schnipste die gehörnte Bestie eine Teekanne, Zucker und eine einzelne Tasse herbei. Während Alastor sich summend einen Tee zubereitete, dachte er darüber nach, wo genau Lucifer eigentlich war. Er hatte nicht gesehen, wie er das Hotel verlassen hatte...
Doch es war auch nicht sonderlich wichtig. Er war sogar froh darüber und seine Laune stieg. Genüsslich schlürfte er den guten, leicht bitteren Tee. Hinten raus machte sich eine Süße breit, die ähnlich wie eine Droge wirkte: Sie umgarnte seine Geschmacksnerven so sehr, dass er einen weiteren Schluck nahm um sie befriedigen zu können.
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Fesseln der Hölle - Lucifer vs. Alastor
ParanormalHazbin Hotel Fanfiktion In 'Fesseln der Hölle' geht es primär um das Verhältnis zwischen Alastor und Lucifer aus dem Hazbin Hotel Universum (Original Verfasserin: Vivienne Medrano (Vivziepop)). Meine Geschichte spielt unmittelbar nach den aktuellen...