Teil 6

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Am Nächsten Abend stand ich, pünktlich um 19 Uhr, zur verabredeten Zeit, vor Manuels Haustür. Sein Grundstück haute mich so dermaßen vom Hocker, dass ich mich fast nicht getraut hätte, es überhaupt zu betreten. Alles war so gepflegt und edel, als würde jemand Täglich mit dem Staubsauger, einer Schere und einem Maßband das ganze Anwesen ablaufen und herrichten.
Bevor ich vorbeigekommen war hatte Manuel mir noch seine Adresse weitergeleitet und die Zeit abgemacht zu der ich vorbeikommen sollte.
Als ich den Knopf der Klingel drückte, war zu vernehmen wie der Klang im gesamten Haus widerhallte. Nicht lange danach ertönten Schritte und die Tür wurde aufgemacht.

„Hey."

„Hey."

Zögernd blieb ich vor der kleinen Stufe stehen, die sich als Türsims vor dem Eingang erstreckte. Ich sah Manuel in die Augen, während ich darauf wartete, ob er mich rein bitten würde. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, er würde sich in meinem Blick verlieren, während mich das Meerblau seiner Augen umspülte. Der Moment zerplatze, als er sich räusperte und den Blickkontakt abbrach.

„Komm doch rein."

Er trat zur Seite und bedeutete mir in den Eingangsflur zu treten. Dankend nahm ich die Einladung an und trat in das Haus ein.
Ich zog mir meine Schuhe aus, um auf keinen Fall den Boden durch meine Schuhe dreckig zu machen. Noch zu Hause, hatte ich zwar kontrolliert, ob meine Solen auch sauber waren, man konnte ja nie wissen.

„Die hättest du auch anlassen können."

„Ich möchte nichts dreckig machen."

„Das kann man wieder sauber machen. Komm, hast du Durst?"

Ich nickte.

„Wasser bitte."

Am liebsten trank ich ja Wasser mit wums, oder umgangssprachlich, Sprudelwasser, aber ich traute mich nicht große Ansprüche zu stellen und Umstände zu bereiten. Als würde Manuel meine Gedanken lesen erübrigte sich das Problem.

„Mit oder ohne Sprudel?"

„Gerne mit."

Er verschwand und kam wenige Sekunden später mit einer Flasche Adelholzener und einem Glas wieder. Ich schenkte mir ein Glas ein und nahm ein paar Schlucke, um meinen trocken gewordenen Hals zu befeuchten.

„Ich wollte mich im allgemeinen auch noch mal bedanken, für die kleine Führung, das Training, das Trikot und all die anderen Sachen, die du für mich gemacht hast."

„Das war selbstverständlich und ich hab die Dinge gerne gemacht."

Er lächelte mich freundlich an. Wie konnte ein Mensch nur so gut aussehen und parallel einen so goldigen und gutmütigen Charakter haben?

„Ich möchte dir trotzdem gerne etwas dafür zurückgeben."

Ich zögerte wieder, bevor ich meinen Vorschlag ihm gegenüber erwähnte. Warum viel es mir nur so schwer ihm diese Idee vorzuschlagen? Mehr als nein sagen konnte er sowieso nicht.

„Möchtest du demnächst bei mir vorbei kommen und ich Koche für dich?"

Mit meinen Händen umklammerte ich nervös das Glas und trank es in 2-3 Schlücken leer, um meine Anspannung zu verbergen. Bis er mir endlich antwortete verstrichen gefühlte Jahre, dabei waren es wahrscheinlich nur wenige Sekunden.

„Das Angebot nehme ich gerne an. Was möchtest du denn kochen?"

Verdammt, auf diese Frage war ich tatsächlich nicht vorbereitet.

„Das.. bleibt ein Geheimnis, lass dich einfach überraschen."

Ich setzte einen geheimnisvollen Gesichtsausdruck auf, um die Spannung noch zu erhöhen.
Ich genoss es noch ein wenig mit Manuel in seinem Wohnzimmer zu sitzen und einfach zu plaudern, bis sein Handy klingelte und er rangehen musste. Meine Augen folgten ihm und seinen Bewegungen aus dem Raum, bis er nicht mehr zu sehen war. Die Gelegenheit nutze ich, um mich ein wenig, in seinem Wohnzimmer, umzuschauen. An der Wand hing ein, mehr als großer, Fernseher mit einem gemütlich aussehenden hellen Sofa. Zwischen ihnen war ein Couchtisch aus elegantem Holz. Die Wände waren weitestgehend leer. Über dem Sofa hing eine Uhr und ein paar Bilder waren immer mal wieder im Raum verstreut.
Schritte näherten sich und Manuel betrat wieder das Zimmer.

„Ich muss noch mal los, tut mir leid, dass ich dich schon raus schmeißen muss."

„Oh Achso, das ist nicht schlimm, es ist ja auch schon spät und ich hab zu Hause auch noch was zu erledigen."

Das war mal wieder eine dreiste Lüge, aber ich wollte auch nicht rüber kommen, als würde ich gelangweilt in meiner Wohnung versauern.

„Wann soll ich zum Essen vorbei kommen?"

Ach ja das Essen, das hatte ich beinahe schon wieder vergessen.

„Passt dir Donnerstag Abend?"

Manuel nickte und begleitete mich zur Haustür.

„Perfekt, dann bis Donnerstag."

Er öffnete mir die Tür und winkte zum Abschied, während ich durch den gepflegten Garten zu meinem Auto lief.

In der Nacht lag ich unruhig im Bett. Das Triko trug ich als Nachthemd und kuschelte mich damit in meine Decke. Meine Gedanken rasten und ließen mir nicht die Möglichkeit auch nur ein Auge zu zu tun. Mit Manuel Essen, am Donnerstag. Aber was? Verdammter Mist! Mir viel einfach nichts passendes ein. Nudeln mit Soße waren viel zu langweilig und Currywurst Pommes konnte und wollte ich ihm auch nicht vorsetzen. Meine Kochkünste waren dazu auch nur gerade so Durchschnitt. Es reichte, damit ich jeden Abend warmes Essen auf dem Tisch hatte und nicht verhungerte. Für den morgigen Tag hatte ich mich mit Eva, Lina, Nina zum Einkaufen verabredet, die drei würden mir hoffentlich bei der Lebensmittel Wahl helfen können. Zumindest klangen die drei sehr engagiert, als ich ihnen von dem geplanten Essen am Telefon erzählte. Joshua hatte mal wieder bei Lina gelauscht, als sie mit mir sprach und wollte gleich allen anderen Jungs die "freudige Kunde" mitteilen. Davon konnte sie ihn aber gerade so noch abhalten. Krampfhaft versuchte ich noch auf ein gutes Rezept zu kommen, welches einfallsreich und gleichzeitig gesund war. Ich wollte schließlich nicht der Grund sein, dass am Ende seine Karriere wegen mir leiden musste.

Am nächsten Tag, nach der Arbeit, lief ich, mit Eva, Lina und Nina, über den Parkplatz des nächstgelegenen Supermarktes.

„Warum gehen wir einkaufen, wenn du noch überhaupt nicht weißt was du kochen willst."

Damit sprach Nina einen sehr wichtigen Punkt an und griff sich einen der Einkaufskörbe am Eingangsbereich.

„Dafür habe ich doch euch drei mitgenommen. Lina, du kennst die Jungs doch schon ein bisschen länger, weißt du zufällig was Manuel gerne mag?"

„Tut mir leid, da bin ich auch überfragt. Ich könnte dir höchstens Jo's Lieblingsgericht sagen."

„Das würde mich gaaaanz bestimmt weiter bringen."

Nina und Eva verdrehten schnaubend die Augen, während Lina und ich uns gegenseitig aufzogen. Wir bogen in den nächsten Gang ein und uns klatsche förmlich ein riesiges Schild im Gesicht, auf dem stand,

Japanische Woche! Gyoza, Sushi und vieles mehr, nur bis Freitag erhältlich.

„Das ist es!"

Die Mädchen neben mir starrten mich fragend an.

„Was ist was?"

„Na das Schild da oben."

„Was ist damit?"

„Ich habe endlich eine Idee was ich machen könnte. Ich mache Dumplins!"

Ich war so froh über meine Idee, dass ich sofort mein Handy zückte, schnell ein simples Rezept für die Füllung raus suchte und loshechtete.

„He warte doch mal!"

„Nicht trödeln, wir dürfen keine Zeit verlieren!"

Die drei anderen hatten also keine andere Wahl, als mir hinterher zu laufen und die Sachen in den Korb zu legen, die ich ihnen in die Hand drückte.
Als ich an der Kasse bezahlt hatte lief ich zufrieden und hoch motiviert aus dem Laden raus.

„Ich habe keine Ahnung, wie das was werden soll, aber ich will Fotos vom Entstehungsprozess plus eine Rezension, ob sich das lohnt, was du vor hast."

Eva schielte skeptisch in den Korb, während Lina die Idee scheinbar ebenfalls für Joshua in Betracht zu ziehen schien.
Eva und Nina hatten sich bereits verabschiedet und waren schon in Richtung ihres Autos verschwunden, so dass ich nur noch mit Lina alleine zu meinem Auto lief. Sie lud mit mir zusammen noch die Einkäufe ein und verabschiedete sich dann ebenfalls.

Fußballfieber (Manuel Neuer romance)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt