Teil 7

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Kaum war ich Donnerstag Nachmittag von der Arbeit zurück, stellte ich mich sofort in die Küche.
Ich hatte mir vorgenommen sowohl den Teig, als auch die Füllung, für die Dumplins, selber zu machen und das würde einige Zeit an Arbeit in Anspruch nehmen. Es war 15:30 Uhr und um 19 Uhr wollte Manuel vor meiner Haustür stehen, hoffentlich werde ich bis dahin fertig.
Zuerst machte ich den Teig aus heißem Wasser, Mehl und etwas Salz. Eine ganze Weile wollte das Mehl einfach nicht so wie ich und sich nicht zu einem glatten Teig verbinden. Als das dann aber doch gelang, legte ich ihm zum ruhen für eine halbe Stunde beiseite und setzte mich an die Füllung. Zwischendurch machte ich brav Fotos von den Schritten, um sie später Lina schicken zu können.
Als auch die endlich fertig war begann der langwidrigste Teil. Den Teig in viele kleine Teile teilen, in runde Plättchen rollen, alle befüllen und schließlich noch schön falten. Die ersten wurden nicht sonderlich schön, aber je öfter ich den Vorgang wiederholte, desto schöner wurde meine Falttechnik.
Um 18:15 war ich soweit, dass alle Teigtaschen nur noch gedämpft werden müssen. Zum Schluss machte ich noch eine leicht scharfe Soße aus Sellerie, passierten Tomaten, Ingwer, Knoblauch und einer Thai-Chili. Meine Küche roch so unglaublich gut nach frisch gehackten Kräutern und einem vielversprechendem Essen.
Kurz vor 19 Uhr klingelte es bereits an der Tür. Ich machte auf und wollte Manuel gerade hinein bitten, als ich bemerkte, dass die Tür meiner lieben Nachbarn einen Schlitz breit offen war. Das konnte doch wohl nicht wahr sein... Ein Auge war im Schlitz zu erkennen, welches sich schnell zurück zog, als es auf meinen Blick traf. Ich packte Manuel am Arm und zog ihn über die Türschwelle, damit ich die Tür schnell schließen konnte. Dennoch hörte ich Frau Bauer etwas zu ihrem Mann rufen.

„Herbert, komm mal schnell! Ich glaube den jungen Mann kenne ich irgendwo her."

Der neben mir stehende Torwart sah mich völlig perplex an.

„Ist alles in Ordnung?"

„Oh äh, ja schon.. tut mir leid, hab ich dir weh getan?"

„Nein nein, aber warum musstest du zu solch drastischen Maßnahmen greifen und mich in deine Wohnung reißen?"

Er betonte seinen Satz überschwänglich dolle, um mich ein wenig dafür aufzuziehen.

„Das ist ein wenig kompliziert.. ich erkläre es beim Essen in Ordnung?"

Ich lächelte verlegen und hätte meinen Kopf am liebsten gegen eine Wand gehauen. Bei meinem ersten quasi Date mit Manuel mussten meine Nachbarn mich direkt blamieren, na super..
Ich führte Manuel in mein Wohnzimmer zum Esstisch, welcher bereits für zwei Personen gedeckt war.

„Soll ich dir in der Küche noch helfen?"

Ich schüttelte den Kopf und holte das Tablet aus der Küche, auf dem ich alle Dumplins schon angerichtet hatte. In der Mitte standen zwei Schüsseln mit Dipp, in die man die Teigtaschen eintunken konnte.
Im Wohnzimmer angekommen stellte ich es zwischen unsere Teller.

„Wow, das riecht unglaublich gut, wie lange hast du dafür gebraucht?"

Manuel machte große Augen, als er das Tablet sah.

„Gar nicht mal sooo lange, die Hauptsache ist, dass es schmeckt."

Ich sollte mir wirklich diese Beschönigungslügen abgewöhnen.
Ich hatte uns beiden Stäbchen neben die Teller gelegt und griff mit meinen bereits das erste Dumplin, als ich bemerkte, dass Manuel seine stäbchen hilflos betrachtete. Konnte er nicht mit Stäbchen essen? Nach einigen Sekunden nahm er dann doch die Stäbchen auf und versuchte auf Biegen und Brechen irgendwie eine Teigtasche mit den Stäben zu nehmen. Dabei vielen sie ihm aber immer wieder aus der Hand. Ich beobachtete seinen zum Scheitern verurteilten Versuch und konnte schließlich nicht anders, als zu kichern. Die Wangen meines Gegenübers nahmen ein leichtes rosa an.

Fußballfieber (Manuel Neuer romance)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt