Kapitel 16

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Die Wochen nach Jisungs Tod waren für Minho eine Zeit der Trauer, des Wandels und der Anpassung. Der Verlust hatte ihn tief getroffen, und das Leben schien sich zu einem Nebel aus Schmerz und Erinnerungen zu verflüchtigen. Der Winter war in vollem Gange, und die kalten Tage spiegelten die Kälte in seinem Herzen wider. Doch während er versuchte, seinen Weg durch diese schwere Zeit zu finden, wusste er, dass es wichtig war, den Schmerz zu verarbeiten und einen neuen Anfang zu wagen.

Es war ein grauer Nachmittag, als Minho sich in das kleine Café setzte, das er und Jisung oft besucht hatten. Der Platz am Fenster, den sie normalerweise zusammen eingenommen hatten, fühlte sich leer an, aber heute hatte Minho beschlossen, dorthin zurückzukehren, um einen kleinen Teil der Normalität wiederzufinden. Er bestellte einen Kaffee und wartete auf seine Bestellung, während seine Gedanken zu Jisung zurückkehrten.

Plötzlich öffnete sich die Tür, und ein vertrauter Gesichtszug trat ein. Es war Chan, einer von Minhos Freunden, der sich seit Jisungs Tod öfter bei ihm gemeldet hatte, um sicherzustellen, dass Minho nicht allein war.

„Hey Minho," sagte Chan, als er sich zu ihm setzte. „Wie geht's dir?"

Minho zwang sich zu einem Lächeln. „Es geht so. Es ist immer noch schwer, aber ich versuche, mich an die positiven Erinnerungen zu klammern."

Chan nickte verständnisvoll. „Das ist verständlich. Es ist nie einfach, einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber ich bin froh, dass du dich nicht komplett zurückziehst."

„Es ist schwierig," gestand Minho. „Jisung war so ein wichtiger Teil meines Lebens. Es fühlt sich an, als ob ein großer Teil von mir fehlt."

Chan griff nach Minhos Hand und drückte sie aufmunternd. „Du hast das Recht, zu trauern. Aber ich möchte dir auch etwas sagen: Jisung hätte gewollt, dass du weiterlebst, glücklich bist und die schönen Erinnerungen bewahrst."

Minho nickte. „Ich weiß. Es ist nur, dass es so schwer ist, den Verlust zu akzeptieren."

Die beiden unterhielten sich noch eine Weile, und Chan half Minho, sich an die schönen Erinnerungen mit Jisung zu erinnern. Diese Gespräche halfen Minho, einen Teil seines Schmerzes zu verarbeiten, und begannen, ein Gefühl der Normalität zurückzubringen.

Ein paar Wochen später beschloss Minho, dass es Zeit war, einen Schritt weiterzugehen. Er nahm Kontakt zu einem lokalen Selbsthilfegruppe auf, die sich auf die Unterstützung von Menschen konzentrierte, die einen geliebten Menschen verloren hatten. Die Idee war beängstigend, aber er wusste, dass es wichtig war, seine Gefühle zu teilen und Unterstützung zu finden.

Das erste Treffen der Gruppe war in einem kleinen Raum in einem Gemeindezentrum. Die Atmosphäre war ruhig und respektvoll, und die anderen Mitglieder begrüßten ihn freundlich. Minho setzte sich in einen der Stühle im Kreis und wartete, bis das Treffen begann.

„Willkommen," sagte der Gruppenleiter, ein freundlicher Mann in den Fünfzigern, der sich als Martin vorstellte. „Es ist gut, dass ihr alle hier seid. Heute werden wir unsere Erfahrungen teilen und uns gegenseitig unterstützen. Wenn jemand bereit ist, kann er anfangen."

Minho atmete tief durch und begann langsam, über Jisung zu sprechen. Die Worte kamen mühsam, aber es tat gut, sie auszusprechen. „Ich habe vor einigen Monaten meinen Freund Jisung verloren. Er war so ein wundervoller Mensch, und es tut so weh, ihn nicht mehr an meiner Seite zu haben."

Er schilderte die Zeit der Krankheit, die Momente der Freude und die schwierigen Tage, die darauf folgten. Die anderen Mitglieder hörten aufmerksam zu, und Minho fühlte sich, als ob er zum ersten Mal seit langer Zeit verstanden wurde.

Nach dem Treffen fand Minho Trost in den Gesprächen und der Gemeinschaft. Es war eine kleine, aber bedeutungsvolle Hilfe auf seinem Weg zur Heilung. Er wusste, dass es noch eine lange Reise vor ihm lag, aber es war ein Anfang.

Einige Monate später hatte Minho begonnen, sich allmählich wieder in sein Leben einzugliedern. Er nahm an Aktivitäten teil, die er früher mit Jisung geteilt hatte, und versuchte, sich auf neue Ziele zu konzentrieren. Er engagierte sich in ehrenamtlichen Projekten und fand Freude daran, anderen zu helfen.

Die Erinnerungen an Jisung waren immer noch präsent, aber sie waren jetzt ein Teil von ihm, der ihn nicht nur an die Trauer erinnerte, sondern auch an die Liebe und das Leben, das sie geteilt hatten. Minho lernte, diese Erinnerungen zu schätzen und sie als Teil seiner Geschichte anzunehmen.

Eines Tages stand er an einem sonnigen Park, der nun zu einem seiner Lieblingsorte geworden war. Er setzte sich auf eine Bank, die auf die Wiese blickte, und dachte an Jisung. In der Ferne sah er Kinder spielen und Paare spazieren gehen. Es war eine friedliche Szene, und Minho fühlte sich, als ob ein kleiner Teil von ihm zurückgekehrt war.

Er zog ein kleines Notizbuch hervor, in dem er Gedanken und Erinnerungen festhielt. Er schrieb einen Brief an Jisung, in dem er seine Fortschritte und die Veränderungen in seinem Leben schilderte. Es war eine Art, sich von ihm zu verabschieden und gleichzeitig Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit auszudrücken.

„Ich habe so viel gelernt," schrieb Minho. „Du hast mir beigebracht, was es heißt, wirklich zu leben und zu lieben. Ich werde dich immer in meinem Herzen tragen und die Erinnerungen an dich ehren. Danke, dass du ein so großer Teil meines Lebens warst."

Minho schloss das Notizbuch und legte es sanft neben sich. Er fühlte sich ruhiger und stärker als je zuvor. Der Weg zur Heilung war noch lange nicht zu Ende, aber er wusste, dass er mit der Unterstützung seiner Freunde, seiner Erinnerungen und seiner eigenen inneren Stärke den richtigen Weg gefunden hatte.

Die Welt um ihn herum war immer noch schön, und er war entschlossen, das Beste aus seinem Leben zu machen, während er Jisungs Andenken in Ehren hielt. Minho stand auf, machte einen tiefen Atemzug und lächelte. Es war Zeit, einen neuen Abschnitt seines Lebens zu beginnen, und er wusste, dass Jisung immer ein Teil seiner Reise sein würde.

Through the Silence /Minsung 🩶Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt