Kapitel 5

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Sophia

Der Boden unter meinen Füßen war weich und ich sackte bei jedem Schritt wieder ein. Das Gelände war uneben und feucht, aber das war mitten im Wald, in unmittelbarer Nähe der Alpen und zu dieser Jahreszeit nicht anders zu erwarten. Es war diesig und es nieselte leicht. Ich hörte Luke neben mir schwer atmen. Ich warf ihm einen Blick zu und musste lächeln. Ihm schien es genauso zu gehen wie mir. Bis an die Zähne bewaffnet, in voller Kampfmontur, watete er durch das Dickicht des Waldes. Die Waffe im Anschlag, klebten ihm einige blonde Haarsträhnen nass in die Stirn und lugten unter dem Visier hervor.
Seit einigen Stunden suchten wir den Wald ab, der sich über mehrere Hektar erstreckte. Außer aufgescheuchten Rehen und leeren Blockhütten hatten wir bisher nichts gefunden. Nichts deutete darauf hin, dass sich dieser Menschenhändlerring hier niedergelassen hatte. Es gab keine Spuren, die uns verrieten, dass wir auf der richtigen Fährte waren. Ich selbst verlor langsam den Glauben daran, dass Leon mit seiner Suche richtig lag. Etwa hundert Meter östlich von uns bewegten sich Marcus und Leon durch das Unterholz. Sie bewegten sich lautlos und hielten sich bedeckt. Nur ab und zu meldete sich mein Kommandant über Funk, um uns auf dem Laufenden zu halten. Marcus schien weiterhin der Meinung zu sein, dass wir auf dem richtigen Weg waren, denn sein Tonfall klang entschlossen und konzentriert.
»Sophia!«, hörte ich plötzlich Lukes Stimme neben mir und gleichzeitig über unsere Funkverbindung. Er hockte sich auf den Boden und gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich mich auch nicht mehr bewegen sollte. Ich hockte mich hin und folgte seinem Blick. In einigen Metern Entfernung sah ich ein Licht. Es schien eine Art Fackel oder Lampe zu sein, die flackerte. Das Licht beleuchtete einen schwarzen Umriss und ich vermutete, dass es sich um einen Eingang handelte.
»Habt ihr etwas gefunden?«, hörte ich Marcus Stimme über Funk.
»Positiv«, antwortete ich.
Luke betätigte sein Funkgerät und gab unsere Koordinaten durch. Dies geschah ohne Worte, damit wir eventuellen unerwünschten Mithörern nicht unseren aktuellen Standort verrieten.
Ich trat vorsichtig einen Schritt vor, aber Luke hielt mich mit einer Handbewegung zurück, sah mich eindringlich an und schüttelte den Kopf. Ich hob Zeige- und Ringfinger, deutete auf meine Augen und dann auf das flackernde Licht, um ihm klar zu machen, dass ich mir nur einen besseren Überblick verschaffen wollte. Wieder schüttelte er den Kopf und deutete auf das Abzeichen auf seiner Brust. Seit wann war er der Vernünftige unter uns? Sonst war Luke immer der Erste, der sich über Befehle hinwegsetzte. In diesem Moment fand ich Luke nicht besonders anziehend, seine rebellische Art war der Hauptgrund, warum ich mich mit ihm amüsiert hatte. Aber das war eine ganz andere Seite von ihm. Ich fragte mich, ob Marcus etwas zu ihm gesagt hatte.
Ich musste an das Gespräch mit Marcus zurückdenken und sofort spürte ich das Kribbeln erneut in mir aufsteigen. Seinen heißen Atem auf meiner Haut fühlte ich immer noch. Ich rieb mir unbewusst über mein Handgelenk, wo ich immer noch seinen festen Griff spüren konnte. Auch meine Ablenkung danach in der Kneipe konnte diese Berührungen nicht wettmachen.
Auf einmal erwachte ich aus meiner Starre, als ein Kribbeln in meinem Nacken hinaufkroch und ich ein Rascheln hinter mir hörte. Ich schaffte es gerade so mich herumzudrehen, da stand Marcus schon direkt neben mir. Leon kam direkt nach ihm aus dem Dickicht. Ich atmete aus, denn ich hatte automatisch den Atem angehalten.
»Report«, forderte Marcus Luke auf.
Luke berichtete von unserer Entdeckung und Marcus brauchte nur wenige Sekunden, um das weitere Vorgehen zu planen.
»Ihr zwei geht nach links und wir nehmen die rechte Seite. Augen auf«, befahl er und setzte sich sofort in Bewegung. Luke sah mich an und nickte. Ich schüttelte meine Gefühle ab und folgte ihm. Mein Körper war angespannt, meine Sinne geschärft. Ich nahm jedes Geräusch und jede Bewegung in unmittelbarer Nähe wahr. Adrenalin schoss durch meine Adern und ich liebte dieses Gefühl. Alles kribbelte und es war wie ein Rausch. Das beste Gefühl neben einem guten Fick mit einem grandiosen Orgasmus und dem Schrei, der mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
Plötzlich blieb Luke abrupt stehen und hob zwei Finger, um mir zu zeigen, dass er etwas wahrgenommen hatte. Ich ließ meinen Blick von links nach rechts schweifen und lauschte, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und im nächsten Moment verlor ich den Boden unter den Füßen. Ich landete hart auf dem Rücken und sah im nächsten Augenblick etwas auf mich zurasen. Ich spürte einen dumpfen Aufprall, dann wurde alles schwarz.

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