12 ಇ Schneesturm

35 4 16
                                    

Vor dem Fenster tanzten riesige Schneeflocken. Hin und wieder wirbelte eine Windböe sie wild durcheinander. Am Tisch vor uns standen zwei Tassen Apfel-Zimt Tee, die ihren weihnachtlichen Duft in der ganzen Etage verbreitet hatten.

Wir saßen nebeneinander auf dem ausgezogenen Sofa - ich immer noch in Adrians Sachen, die Haare zu einem Zopf geflochten, er in dunklen Jogginghosen und T-Shirt. Adrian hatte das große Buch von vorhin auf unseren Beinen ausgebreitet und erzählte mir von elastischen Galaxien, Spiralgalaxien und dunkler Materie. Ich hätte ihm tagelang zuhören können. Es war das erste Mal, dass ich ihn so viel reden hörte. Als er mir so nahe war und mit seiner tiefen Stimme sprach, lief mir regelmäßig ein warmer Schauer über meinen Rücken.

Nach zwei Stunden klappte er das Buch zu und drehte sich zu mir.

"Du hast bestimmt genug davon, oder? "

Ich schüttelte den Kopf.

"Machst du das öfter?"

Er hob die Augenbraue in die Höhe.

"Du erklärst so anschaulich - als wenn du das jeden Tag tun würdest."

Adrian schüttelte den Kopf.

"Aber tatsächlich hat mir ein Professor eine Stelle in Numerik angeboten."

"Nimmst du sie an? "

Er zuckte mit den Schultern.

"Ich bin mir noch nicht sicher. "

Ich stellte mir gerade vor wie eine Horde von Studentinnen Adrian bei seinen Lehrveranstaltungen anschmachteten. Sie würden sich entweder alle in ihn verlieben, mit ihm schlafen wollen oder wahrscheinlich beides - falls es nicht sowieso schon längst geschehen war.

Ich schaute zum Fenster. Die leichten Böen waren mittlerweile in einen Schneesturm übergegangen. Es wurde schon dunkel. Das Rauschen des Windes war bis in die Wohnung zu hören. Sonst war es still.

„Was liest du eigentlich?" fragte Adrian und deutete auf mein Buch, das auf dem Tisch lag.

„Ach, das. Das ist nur ein Roman." antwortete ich.

„Um was geht es?"

Ich winkte ab.

„Ich glaube nicht, dass dich das interessiert. Das ist denke ich eher was für Frauen - und in meinem Alter."
Er schnappte sich das Buch, um dann still die Rückseite zu lesen. Mein Kopf wurde heiß. Ich konnte nur an den letzten Satz denken: Und dann ist da noch der jüngere Andrew, mit dem Emma in ihrer Beziehungspause zusammenwohnt.

Genau in diesem Moment fiel mir das erste Mal auf, wie ähnlich sich die Namen waren, Andrew und Adrian. Emma und Emilia. Ich betrachtete konzentriert meine Plüschsocken und zählte an der linken acht lila Ringel, an der rechten neun. Ich begann noch einmal von vorne. Adrian legte das Buch ohne Kommentar zurück auf den Tisch. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen und blinzelte zu ihm. Er starrte mir ins Gesicht.

„Interessant." sagte er, ohne seinen Blick abzuwenden.

Ich zuckte mit den Schultern. Meine Wangen glühten.

„Demnächst will ich dir etwas zeigen." durchbrach Adrian die Stille zwischen uns.

Mein Herz klopfte auf einmal noch schneller.

"Was denn? "

Sein Mund näherte sich meinem Ohr. Er flüsterte.

"Das ist ein Geheimnis. "

Die Haut an meinem Nacken kribbelte.

"Warum zeigst du es mir nicht jetzt? "

Sein Gesicht war immer noch bei mir. Ich spürte seinen Atem an meinem Hals. Er bewegte sich wieder näher zu meinem Ohr.

ღSchwarze Schmetterlingeღ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt