Ich eilte zur Balkontüre, sie war von innen verschlossen. Emilia musste raus in den Hotelflur gegangen sein. Ich zog mir schnell eine Jeans über, griff mir ein Shirt und verließ das Zimmer.
Ich sah mich im kompletten Flur der Etage um, aber dort war sie nicht.
Am wahrscheinlichsten war, dass Emilia mit ihrer Hungerattacke nach unten ins Restaurant gegangen war, um etwas zu essen.
Ich ging zum nächsten Aufzug und drückte auf den Fahrstuhlknopf. Das Licht darüber zeigte an, dass er sich von oben nach unten bewegte.
Als sich die Türen öffneten, erkannte ich die zwei Frauen, die vorhin schon mit uns hinauf gefahren waren. Sie musterten mich verstohlen, während ich nervös von einem Fuß auf den anderen trat und mir mein Shirt über den Kopf zog.
"Was ist mit deiner Freundin los?" fragte mich diejenige, die mich vorhin schon angesprochen hatte. Die andere stand stumm hinter ihr mit einem Gesichtsausdruck, der mich an ein ängstliches Reh erinnerte, das von einem Autoscheinwerfer geblendet wird.
"Warum fragst du?"
"Sie wirkt ziemlich überdreht. Gerade schmeißt sie sich an den Barkeeper ran."
"Du hast sie gesehen? Wo ist sie?"
"In der Bar auf dem Dach."
Die Fahrstuhltüren waren gerade wieder zugegangen. Wir befanden uns kurz vor dem ersten Stockwerk. Ich positionierte mich an der Tür.
"Was für eine Art von Beziehung habt ihr eigentlich? Hast du Lust mit uns was zu machen?" hörte ich die Frau noch sagen, als sich die Aufzugtüren öffneten und ich die Treppe zurück nach oben sprintete.
Keuchend betrat ich die Bar. Der Schweiß lief mir die Stirn herab. Ich war die ganzen Treppen vom ersten Stock nach oben gerannt – das Bild von Emilia im Bett mit einem anderen vor Augen.
Die Bar war gut gefüllt. Beim größten Teil der Leute schien es sich um die Seniorengruppe zu handeln, die heute angekommen war.
Ich ging in Richtung Tresen, der sich in der Mitte des Raumes befand und ellipsenförmig den Ausschank umschloss. Der schwarz gekleidete dunkelblonde Barkeeper hatte mir den Rücken zugewandt und schüttelte geübt und lautstark den Shaker. Dann beugte er sich nach vorne und stütze seine gebräunten muskulösen Oberarme vor sich auf dem Tresen ab. Davor saß eine dunkelhaarige Frau, die gerade ihre langen Haare schüttelte und lachte. Der Barkeeper bewegte sich etwas und gab den Blick auf ihr Gesicht frei. Es war Emilia. Ihre Augen waren schwarz umrandet, ihre Lippen dunkelrot geschminkt. Wann war das geschehen? Sie trug ein asymmetrisches schwarzes Oberteil, das auf einer Seite schulterfrei war. Dorthin legte der Barkeeper gerade seine große Hand, während sein Mund sich zu ihrem Ohr bewegte.
Schnell steuerte ich auf die beiden zu. Emilia saß mit verschränkten Beinen auf dem Barhocker. Ihr Gesicht war sehr nahe an dem des Barkeepers, der sie mit breitem, attraktivem Grinsen ansah und immer noch die Hand auf ihrer Schulter hatte.
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ღSchwarze Schmetterlingeღ✔️
RomansaAls Emilia bei Adrian einzieht, sind sie Fremde. Sie scheinen keine Gemeinsamkeiten zu haben. Er ist jung und kostet sein Leben und seine Wirkung auf Frauen hemmungslos aus, während das Leben und die Beziehung der zehn Jahre älteren Emilia nach eine...