wie weit

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Freitag
21:45

Eine Woche war vergangen, seit Ali mich gezwungen hatte, zu ihm zurückzukehren. Jeder Tag schien endlos, als ob die Zeit in dieser albtraumhaften Realität stehen geblieben wäre. Die Wunden, die er mir zugefügt hatte, waren nicht nur physisch, sondern hatten sich tief in meine Seele eingebrannt. Ich hatte die Anweisung erhalten, die letzte Lieferung an die Jungs von Hoodblaq zu übergeben.

Als ich mit dem Auto am Treffpunkt ankam, war ich überrascht, nur Jamal zu sehen. Keine anderen Jungs in Sicht, nur er, wartend und ungeduldig. Mein Herz machte einen Satz, als ich ihn dort stehen sah. Die Woche ohne ihn war eine Ewigkeit gewesen.

Ich parkte und stieg aus dem Auto, versuchte, meine Nerven zu beruhigen, als ich auf ihn zuging. Seine Augen waren sofort auf mir, prüfend und forschend, als ob er jeden Schmerz und jedes Geheimnis in meinem Gesicht lesen konnte.

Ich öffnete den Kofferraum, um die Ware herauszuholen, doch bevor ich sie greifen konnte, spürte ich Jamals Hand an meinem Arm. Er drehte mich sanft, aber bestimmt zu sich um und drückte mich leicht gegen das Auto.

"Soleil," sagte er leise, doch seine Stimme war angespannt.
"was ist passiert?"

Ich schluckte und sah ihn an, versuchte, meine Angst zu verbergen.

"Es ist nichts" log ich und versuchte, ihm auszuweichen, aber er ließ mich nicht los. Seine Hand glitt zu meinen Haaren, die ich absichtlich offen gelassen hatte, um die schlimmsten Wunden zu verdecken.
"Zeigs mir" forderte er, und bevor ich protestieren konnte, schob er meine Haare zurück und enthüllte die blauen Flecken an meinem Hals.

Seine Augen verdunkelten sich, als er die Spuren von Alis Gewalt sah.

"Soleil, red mit mir. Was hat der gegen dich in der Hand?" fragte er, seine Stimme vor unterdrückter Wut bebend.
"Lass es, Jamal", versuchte ich es abzutun.
"es geht dich nichts an."

Aber Jamal ließ sich nicht abwimmeln. Er zog mein Gesicht näher an seins und starrte mich an, als könnte er dadurch die Wahrheit aus mir herausziehen.

"Erzähl mir, was passiert ist. Ich will dir helfen."

Seine Worte trafen mich tief, und für einen Moment wünschte ich mir nichts mehr, als ihm alles zu sagen. Doch ich wusste, dass es nicht so einfach war. Ali würde immer wissen, wo ich bin, und ich wollte Jamal nicht in Gefahr bringen. Ich hatte einen Plan, wie ich Ali loswerden konnte, aber ich konnte es ihm nicht verraten.

"Ich kann nicht, Jamal", flüsterte ich schließlich und wandte meinen Blick ab.
"du würdest es nicht verstehen."

Er legte seine Hände auf meine Schultern, versuchte, meine Mauern zu durchbrechen.

"Komm mit mir", sagte er leise, fast flehend.
"Ich kann dich beschützen."

Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie die Tränen, die ich die ganze Woche zurückgehalten hatte, an die Oberfläche drängten.

"Es geht nicht. Ich kann nicht. Bitte versteh das."

Jamal seufzte tief, frustriert und besorgt.

"Du verdienst das nicht, Soleil. Du bist so viel mehr wert."

Seine Worte trafen mich unvorbereitet, und ich fühlte, wie sich etwas in mir regte. Niemand hatte je solche Dinge zu mir gesagt. In meiner Welt war ich immer nur ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck gewesen.

"Du bist was Besonderes", wiederholte Jamal leise, seine Augen fest auf meinen gerichtet.

Es war, als ob er einen unsichtbaren Faden zwischen uns spannte, einen, den ich nicht ignorieren konnte. Bevor ich wusste, was geschah, hatte er mich zu sich gezogen und seine Lippen auf meine gelegt. Der Kuss war sanft, warm und voller Zuneigung, die ich so verzweifelt gesucht hatte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 02 ⏰

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