Kapitel 3

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Eine halbe Stunde später mussten wir weiter. Immer wieder mussten andere Teilnehmer die Führung übernehmen und alle ärgerten sich darüber, dass Chloe, Joanna, Susanna, Giulia und ich so langsam waren. Aber wir hatten unglaublich Spass am Ende der Truppe und sangen und erfanden lauter dumme Lieder.

„So jetzt reichts!", rief Thomas verärgert aus als sie wieder einmal gewartet haben;" Ihr übernehmt jetzt die Führung und zeigt den Weg."

Wir wussten, dass es dazu kommen würde, hatten jedoch keine Ahnung wie wir damit umgehen sollen. Kartenlesen war nicht unsere Stärke, vor allem hatten wir aber keine Lust dazu. Da fiel mir zu unserer Linken ein Lagerplatz auf der zu einem anderen Verein gehörte und einige Leute standen darauf herum. Ich packte Joannas Hand und ging auf sie zu.

„Entschuldigung, können Sie uns vielleicht helfen?", meinte ich und bemerkte an Joannas auftauchenden Lächeln, dass sie versteht was ich vorhabe.

„Natürlich, was kann ich für euch tun?", fragt eine ältere Dame der Gruppe.

„Können Sie uns vielleicht sagen wie wir zu diesem Punkt kommen?", fragte nun Joanna und lächelte dabei verschmitzt.

„Aber sicher doch!", sagte die Dame freundlich und erklärte uns lang und breit den Weg zum eingezeichneten Punkt. Ich bedankte mich und wir liefen zurück zur Gruppe.

„Wirklich?", fragt John und sein Blick in dem Moment war unbezahlbar, „ bei dieser Aufgabe ging es darum Kartenlesen zu lernen und nicht alte Leute mit eurem Charme dazu bestechen."

„Hey es gab keine Vorgabe, wie wir an die Informationen kommen sollten, nur dass wir sie haben müssen", erinnerte ich ihn.

„Ja ist ja schon gut. Aber jetzt los dass wir nicht noch mehr Zeit verschwenden. Joanna, Amelie ihr geht voraus, da ihr euch ja nun bestens auskennt."

Wir übernahmen also die Führung obwohl die Aufgabe eigentlich auch für Giulia, Chloe und Susanna gedacht war. Diese übernahmen jedoch wieder unseren Stammplatz am Ende der Menge und sangen fröhlich weiter. Roy und Hannes kamen zu uns und leisteten uns Gesellschaft.

„Na, wie war dein Schulabschluss?", fragte ich Roy, denn die Leiterausbildung war in der ersten Sommerferienwoche und er war ein Jahr älter als ich und hatte nun gerade den Abschluss hinter sich gebracht.

„Ganz okay.", erwiderte er bloss.

„Ganz okay?", hackte ich nach.

„Naja... Alle Mädchen haben geheult und getan als hätte ihr Leben keinen Sinn mehr nur weil sie nicht mehr zur Schule gehen dürfen.", und beim Wort Mädchen warf er mir einen
Du-kennst-das-bestimmt-du-gehörst-ja-auch-zu-dieser-Rasse-Seitenblick zu.

„Ha ha. Du solltest mich eigentlich gut genug kennen um zu wissen, dass ich nicht zu diesen Heulsusen gehöre." Lüge. Ganz grosse Lüge. Ich hatte ebenfalls meinen Abschied am Freitag, weil ich nach der zweiten Klasse der Oberstufe in das Gymnasium wechsle und habe geheult wie ein Schlosshund als ich gehen musste. Ich wusste dass er mich durchschaute, das sah ich an seinem kritischen Blick, aber hey ein Versuch war es wert gewesen.

„Na schön... Vielleicht gehör ich trotzdem dazu", gab ich jetzt kleinlaut zu.

Er lachte und sagte: „Kein Problem es hätte mich auch stark verwundert. Aber jetzt nochmal auf deine Frage zurück. An die Hälfte des Abends kann ich mich sowieso nicht mehr erinnern will ich zu viel getrunken habe aber egal."

„Dann hoffen wir mal, du hast nicht mit einem dieser heulenden Mädchen rumgemacht, die jetzt monatelang auf deinen Anruf wartet. Ich meine jetzt wo mit Selina Schluss ist darfst du ja", erwiderte ich mit triefender Ironie.

Er wurde aber ganz ernst und sah mich beinahe schon böse an. „So einer bin ich nicht und das weisst du genau."

Erschrocken sah ich zu ihm. Ich hatte das doch als Witz gemeint, warum war er plötzlich so beleidigt?

„Tut mir leid, so hab ich das nicht gemeint..."

„Schon okay, dass weiss ich doch", meinte er zwar aber die gute Stimmung war wie weggeblasen. Eine Weile liefen wir schweigend neben einander her.

„Was haltest du davon, wenn wir dieses andere Lager ‚pflöcklen' (eine Art Brauch, bei dem man die Heringe der Zelten ausreisst und sie dadurch sie zusammenklappen) gehen?", meinte Roy plötzlich und ich war überrascht über seinen Stimmungswechsel.

„Gute Idee aber wenn wir das tun, dann am letzten Abend ansonsten gibt es bestimmt Rache von denen. Vor allem aber glaube ich nicht, dass Sara das erlaubt", sagte ich mit einem Augenverdrehen.

„Die braucht ja nichts davon zu erfahren..."

Kiss me under the  light of a thousand starsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt