Epilog

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„Joanna ich kann da nicht hingehen. Da bringen mich keine zehn Pferde hin!"

„Zehn Pferde vielleicht nicht, aber ich. Komm schon Süsse, du kannst mich da nicht alleine lassen!", jammerte sie, und ich sah den flehenden Blick förmlich vor mir.

„Dann geh auch nicht hin", sagte ich trocken.

„Wir können nicht einfach nicht gehen. Bitte, bitte, bitte Amelie. Komm wenigstens, weil du mich und Chloe sehen willst."

„Mit euch kann ich mich auch sonst mal treffen!"

„Dann komm, weil du Lara, Sina, Lukas und John wieder sehen willst! Ach bitte!", ich musste lächeln, bei dem Gedanken an die zwei Schwestern, die so unglaublich toll singen konnten. Ebenfalls als ich an Lukas dachte, huschte ein Lächeln über mein Gesicht. Anfangs war er von Sara angestiftet worden uns auszuspionieren und auf uns aufzupassen, aber danach hat er schon sehr bald mit uns gegen Sara gearbeitet. Und John, bei ihm verwandelte sich mein Lächeln in ein Trauriges, er war für mich da, als all dieser Mist passierte und hat sich Mühe gegeben mich zu verstehen. Aber sobald ich mich an den Grund meiner Traurigkeit erinnerte verstärkte sich meine Entscheidung nicht mitzugehen an das Nachtreffen der Leiterausbildung. Es war vier Monate her, seit dem Lager und es war üblich, dass man sich danach noch einmal zu einem gemütlichen Abendessen traf.

„Joanna ich kann nicht. Natürlich würde ich die alle gerne wiedersehen, aber ich kann ihn nicht sehen. Keinen von denen. Wieso willst du überhaupt dahin? Du hast genauso gut Grund keinen Bock darauf zu haben."

„Wenn ich nicht gehe, dann gewinnen sie und ich meine damit nicht die verrückte Barney Stinson- Version von Gewinnen, in der es darum geht wer am Schluss besser aussieht, wobei ich das auch gewinnen würde, nein ich meine dass sie dann ihre kleine perfekte Beziehung weiterleben können, ohne dass sie noch einmal daran erinnert werden was es sie gekostet hat. Ich will, dass ihnen klar wird was sie verloren haben. Susanna hat ihre beste Freundin geopfert für irgendeinen Typen, obwohl sie immer gesagt hat, sie würde nie eine von diesen werden. Ich will, dass ihr klar wird, dass sie jetzt genau so eine ist. Es geht mir nicht um Hannes, er war ein Typ, es wird noch eine Menge Typen geben, die mein Herz brechen werden, damit muss ich leben können."

Ich schwieg eine Weile und liess mir ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen.

„Wie kannst du das nur so leicht sagen? Einer von vielen... Mir bricht es immer noch das Herz, wenn ich nur an den Namen Roy denke."

„So schwer es mir fällt das zuzugeben, aber mir war es nie so ernst wie dir. Ich glaube, wenn ich das so sagen darf, war er deine erste grosse Liebe, und wie man so sagt, vergisst man seine erste grosse Liebe nie."

„Vielleicht."

„Zeig ihm, was er verloren hat."

„Vielleicht."

***

Es klingelte an der Tür, und ich wusste es musste Giulia sein. Es hatte ein wenig Zeit gebraucht, aber mittlerweile verstanden wir uns wieder ziemlich gut. Es würde nie wieder gleich sein, wie bevor das alles passiert ist, aber wir konnten mit einander reden und lachen, was genügte. So eine Freundschaft, wie wir sie hatten, konnte man nicht einfach wegwerfen. Wir wussten Beide, dass wir nicht einfach aufgeben konnten. Susanna hatte es bei Joanna getan und ich wusste, dass Joanna immer noch unglaublich verletzlich war an dieser Stelle.

„Hi Giuli."

„Hi Sunshine. Bist du bereit? Du siehst gut aus."

„Bereit würde ich das nicht nennen, aber hab ich eine Wahl?"

„Nö, denn Joanna würde sonst zuerst mich, weil ich dich nicht mitgebracht habe, und danach dich köpfen."

„Ja-a, das stimmt wohl. Na dann los."

In der einstündigen Zugfahrt überlegte ich mir alle möglichen Antworten für alle möglichen Szenarien, obwohl ich wusste, dass ich vermutlich keine davon brauchen würde. Wir kamen an und wie aus dem nichts kam eine auf und ab hüpfende Joanna aus mich zu und schmiss mich beinahe um mit ihrer Umarmung.

„Ich hab schon gedacht du kommst nicht, und ich müsste dich umbringen, ohne dass es jemand bemerkt", ich lachte, als sie das sagte und schaute zu Giulia: „Der Meinung waren wir auch, darum dachte ich, ich komme besser."

„Gute Wahl", sagte sie und zog dann auch Giulia in eine kurze Umarmung. Nach Joanna war auch Chloe aufgetaucht, die uns ebenfalls umarmte. Ich begrüsste noch ein paar Andere und danach begaben wir uns zum Tisch. Ich sorgte dafür, dass Joanna rechts, Giulia links, und Chloe gegenüber Platz nahmen. Das war eine Bedingung gewesen, dass ja niemand auf die Idee kommen könnte mit mir sprechen zu wollen. Wir assen und die Gespräche plätscherten so daher. Ich vermied erfolgreich Augenkontakt mit Roy, Susanna und Hannes. Der Abend war schneller vorbei, als ich es befürchtet hatte und wir zogen uns bereits wieder unsere Jacken an und wollten gehen, als eine Hand meinen Arm umschloss und mich ein wenig wegzog. Ich fühlte mich wie in einem Déja-vu.

„Kann ich kurz mit dir reden?", fragte Roy. Ich seufzte und nickte.

„Ich wollte mich einfach noch entschuldigen bei dir. Es tut mir leid, wie das alles abgelaufen ist und was passiert ist. Ich weiss, dass es falsch war, was ich getan habe. Aber du warst so unglaublich, ich konnte nicht anders, als mich in dich zu verlieben. Zwischen Selina und mir lief es schon länger nicht mehr sehr rund, aber mit dir war alles so perfekt. Ich möchte, dass du weisst, dass mir diese Zeit auch etwas bedeutet hat. Es war nicht gespielt, keiner der Küsse und auch nicht meine Gefühle. Ich hab kurz darauf auch mit Selina Schluss gemacht. Ich hatte nie solche Gefühle für sie, wie ich sie für dich hatte. Es tut mir alles so schrecklich leid", er schaute mich mit seinen dunkeln Augen intensiv an. Ich musste meinen Blick abwenden, um mich nicht darin zu verlieren.

„Es ist zu spät Roy", sagte ich traurig, löste meinen Arm aus seinem Griff und lief davon. Ohne noch einmal zurückzusehen, in seine traurigen Augen, die sich in meinen Rücken bohrten und mich anflehten nicht zu gehen, ihm noch eine Chance zu geben. Aber er sagte nichts, denn er wusste selbst, dass es dafür zu spät war.

Also das wär's gewesen mit ‚Kiss me under the light of a thousand stars'. Es ist immer noch kein Happy End, aber man weiss wenigstens, was aus den Figuren wird. Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen. Vielen Dank, an alle, die sie gelesen haben.

Wie ich bereits angekündigt habe, werde ich bald meine neue Geschichte ‚Niemals wieder gleich' veröffentlichen. Ich hänge hier noch eine Leseprobe davon an, und würde mich freuen, wenn ihr dort mal reinschaut.

- Dadadamm

Kiss me under the  light of a thousand starsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt