Kapitel 13

38 4 4
                                    

„Was tust du hier?", fragte eine bekannte Stimme.

„Gar nichts."

„Ach ja?"

„Ich konnte nicht schlafen. Was tust du hier?"

„Es war auf einmal ziemlich kalt geworden", sagte Roy. Er setzte mich neben mich auf den Stein und betrachtete den Fluss. Ich schaute ihn, der Mond beleuchtete die Umrisse seines Gesichts und mir fielen wieder einmal seine markanten Wagenknochen auf. Ich bin verliebt in ihn. Schoss es mir durch den Kopf. Eigentlich hatte ich es doch schon die ganze Zeit

Irgendwann lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Ich wusste, dass wir zurückgehen sollten, bevor ich noch einschlief aber ich wollte nicht.

Ich sah in die Sterne und dachte an die vielen Male, bei denen ich von so einem Moment geträumt habe.

Es war wunderschön und ich merkte, dass ich wohl nie mehr in die Sterne schauen können werde ohne mich an diesen Moment zu erinnern.

Aber das ist egal, denn dieser Moment war perfekt und nichts konnte ihn zerstören.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah in seine beinahe schwarzen Augen. Er sah mich an und kam langsam näher. Schliesslich war er so nahe, dass unsere Lippen sich fast berührten. Er schaute mich immer noch an und ich nickte kaum merklich und da küsste er mich.

Ich legte meine Arme um seinen Hals und fuhr mit meinen Händen durch seine Haare, während er Seine um meine Hüfte schlang und mich näher an ihn heranzog. Ich wusste nicht was gerade passierte, alles was ich wusste war, dass ich es wollte.

Irgendwann lösten sich unsere Lippen voneinander und wir schauten uns in die Augen. All mein Zeitgefühl war verschwunden. Es hätten Stunden oder nur wenige Minuten sein können, wie wir einfach nur da sassen und uns immer wieder küssten.

Schliesslich drückte ich meinen Kopf ein seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Es schlug schneller als normal, aber im Gleichtackt mit Meinem.

„Ich brauch dich"; flüsterte ich nach einer Weile. Er antwortete lange nicht, beinahe so lange, dass ich schon dachte er hätte mich nicht gehört.

Dann sagte er: „Ich brauch dich auch."

***

Sonnenstrahlen in meinem Gesicht weckten mich.

„Hey. Guten Morgen mein Sunshine."

Ein Lächeln zauberte sich auf mein Gesicht. Der Name Sunshine war irgendwann in einem Sommercamp aufgekommen als ich noch ganz klein war. Es war ein Camp in dem es beinahe nur regnete aber ich war trotzdem unglaublich gut drauf. Seit damals nannte mich eine der Leiterinnen nur noch ihre kleine Sunshine. Dass es sich hier auch schon herumerzählt hatte wusste ich nicht. Giulia muss ihm wohl davon erzählt haben.

„Hey", sagte ich mit heiserer Stimme.

„Na Halleluja sie lebt noch!"

Allgemeines Lachen liess mich aufblicken. Hannes zwinkerte mir zu. Langsam setzte mich auf und bemerkte, dass ich an Roy gekuschelt auf seiner Brust geschlafen habe. Die Anderen waren auch schon wach und hielten teilweise sogar bereits einen Teller mit Frühstück in den Händen. Nur Chloe und Susanna waren nicht dabei.

„Wie spät ist es denn?", wollte ich wissen.

„Halb zehn", antwortete Joanna.

„Ach schon! Und die Leiter lassen uns so lange schlafen?"

„Also John wollte euch schon ein paar mal wecken kommen, aber Thomas hat ihn davon abgehalten, weil er da so eine Wette abgeschlossen hat", sagte Giulia verschwörerisch.

Meine Augen weiteten sich.

„Bitte was? Ich dachte die einzige Wette die läuft sei du und Hannes!", sagte ich in Joannas Richtung. Diese machte ebenfalls grosse Augen und Hannes verschluckte sich und musste solange husten bis ihm die Tränen über die Wangen liefen. Na wenn das mal kein Zeichen war.

„Oh sie hat recht aber ich habe auf euch beide gewettet also enttäuscht mich nicht Freunde!", meinte Nicolas.

„Alter was soll der Scheiss hast du keinen anderen Zeitvertreib als auf deine besten Freunde zu wetten?", fuhr Roy ihn ungewohnt harsch an.

„Jetzt komm mal runter das ist ja nicht ernst gemeint", beschwichtigte dieser.

„Vielleicht müssen wir ihm einfach auch jemanden suchen und dann auf ihn wetten", meinte Joanna mit einem schelmischen Lächeln.

„Ich bin dabei, nur wer?", fragte Hannes.

Genau in dem Moment kamen Chloe und Susanna zurück mit ihren Frühstückstellern. Chloe sah schon um einiges besser aus als gestern und lächelte sogar leicht.

„Hey Süsse. Wie geht es dir? Komm, setz dich her", sagte ich und klopfte auf die Wiese neben mir.

„Besser", sagte sie während sie sich setzte: „Und wie geht es dir?"

„Prima. Solange es dir gut geht", sagte ich und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln.

„Wir sprachen gerade davon, mit wem wir Nicolas verkuppeln sollen, als Rache dafür, dass auf uns gewettet hat", meldete sich Joanna.

„Wieso wollt ihr da Rache nehmen? Ich habe auch auf euch gewettet und ich könnte schwören Giulia und Susanna genauso.", sagte Chloe gelassen, errötete aber leicht als Joanna das vom Verkuppeln erwähnte.

Susanna sagte: „Ich bin unschuldig", und hob dabei die Hände, aber Giulia schaute betreten zu Boden.

„Echt jetzt? Wo sind wir hier? In einer Reality Show?", sagte ich, musste aber schliesslich lachen, als ich die schuldbewussten Mienen der Anderen bemerkte.

„Na schön wir verzeihen euch.", meinte ich lachend.

„Ach, tun wir das?", fragte Roy.

„Für s'Erste, bis uns eine gute Rache eingefallen ist."

Kurz darauf rief Kathrin uns alle zusammen und erklärte uns, dass der OL, der eigentlich gestern Nachmittag hätte stattfinden sollen mit ein paar Veränderungen auf jetzt verlegt wurde. Aus dem OL wurde eine Art Tageswanderung. Die Regeln waren einfach, man war in Zweierteams unterwegs, mit jemandem aus einer anderen Abteilung und man musste spätestens um Mitternacht wieder zurück sein. Das Ziel war, möglichst viele Posten zu finden und einen Stempel zu machen. Allerdings gab auch noch andere Aufgaben, die Punkte gaben, wie ein Bild mit einem Fremden oder einen Tauschgegenstand mit Unterschrift des Tauschers mitzubringen. Es klang witzig und würde ein wenig Ablenkung bringen. Zu Chloe meinte Kathrin, sie müsse nicht mitmachen, wenn sie sich noch nicht bereit fühle, aber diese war Feuer und Flamme mit dem Spiel. Joanna und Hannes bildeten ein Team, wer hätte das gedacht (Ironie im Anmarsch), Susanna und Giulia ein Zweites, also blieben noch Chloe, Nicolas, Roy und ich. Für mich war klar, dass Chloe und ich ein Team seien. Aber sie war da wohl anderer Meinung.

„Nicolas hast du schon jemandem?"

Er schaute sie überrascht an: „Ähm ich dachte eigentlich ich geh mit Roy, aber wir können schon zusammen machen wenn du willst."

„Sehr gerne", meinte sie und lächelte mich verschmitzt an. In dem Moment schien auch Nicolas verstanden zu haben.

„Ach so.. Ja natürlich bilden wir doch ein Team."

Ich schaute den Beiden nur kopfschüttelnd zu, wie sie davonliefen.

„So...", meinte Roy.

„So."

„Bleiben wohl nur noch du und ich was.", sagte er zögerlich.

„Was für eine Tragödie. Dabei wollte ich doch unbedingt Samuels Partnerin sein", sagte ich mit gespielter Enttäuschung. Wir lachten und gingen dann gemeinsam zu Kathrin, um uns zu melden. Ob das gutgehen wird....


Kiss me under the  light of a thousand starsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt