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FELIX POV.:

Im selben Moment wie meine Mutter aus dem Auto steigt, rennt Hyunjin's Mom auch schon freudestrahlend in ihre Arme. Auch ich steige aus und schaue mich über das Autodach nach ihm um - es wäre zu schön wenn er mich jetzt auch in seine Arme schließen und mich so wieder willkommen heißen würde. "Seid ihr gut durch den Verkehr gekommen?" fragt Frau Hwang, meine Mom anschließend. "Ja zum Glück auf der Strecke nicht zu viel los gewesen." erwidert sie dann. Nachdem mein Vater sich auch abgeschnallt und das Auto verlassen hatte, kommt auch Herr Hwang in unserer Einfahrt an und bietet uns direkt hilfe beim reintragen unserer Kartons an, die mein Vater auch dankend annimmt. Ich starre noch eine weile in die Richtung von der sie alle gekommen sind, doch ich muss wohl oder übel akzeptieren, dass er nicht mehr kommen würde- vielleicht ist er noch unterwegs oder so. Also nehme ich auch zwei gestapelte Umzugskartons aus dem geöffneten Kofferraum und trage sie hinter den anderen in unser Haus.

Kaum war ich durch die Haustür gegangen, schon kann ich mich an vieles meiner Kindheit in diesem Haus erinnern. Jeder Teil hat irgendwie eine kleine Geschichte - die Garderobe, in der meine Mutter immer wieder Hyunjins und meine Schuhe bringen musste, weil sie entweder verstreut auf der Treppe lagen oder noch vor der Leiter unseres Baumhauses, wir hatten sie einfach immer wieder vergessen oder keine Zeit, sie im Stehen normal auszuziehen und sie ordentlich hinzustellen. Oder das Regal in dem meine Mutter unsere Süßigkeiten in einer der Schubladen gelagert hatte und wir ihr Versteck aus Zufall entdeckten und uns immer wieder heimlich welche klauten. Die Treppe, auf der wir mit Wäschekörben runterrutschten und meine Mom uns jedes mal Ärger dafür gegeben hat - Jeder Teil hat eine kleine Geschichte mit Hyunjin. Im Esszimmer stelle ich die beiden Kartons ab und ging direkt die nächsten holen, bis nach einigen Minuten alle geschafft waren. Das ausräumen aus dem Auto geht wesentlich schneller als das einräumen.

Als mein Vater, Herr Hwang und ich wieder nach außen kommen, hat Hyunjin's Mutter uns auch alle zusammen zum Kaffee trinken zu sich nach Hause eingeladen. Vielleicht ist er ja auch zu Hause in seinem Zimmer und sie haben ihn nur nicht raus geholt, weil es eine Überraschung werden sollte? Meine Vorfreude baut sich wieder in mir auf und wir gehen alle gemeinsam in die Richtung deren Hauses. An der Fußmatte streife ich meine Schuhe ab und ziehe sie dann in der Garderobe aus - schon dort im Schuhregal suche ich nach Schuhen, die ihm gehören könnten. Also entweder er hat einen unglaublich schlechten Geschmack in Schuhen, oder sie gehören seinem Vater.. Hier sind nicht wirklich welche, die mir nach ihm aussehen. Trotzdem stelle ich sie dorthin ab und begebe mich in das Esszimmer, ich kenne mich auch in Hyunjin's Haus immernoch aus. Der Tisch ist schon mit kleineren Tellern für Kuchen und Tassen für Kaffee oder Tee gedeckt, allerdings nur für 5 Personen - statt für 6. Er ist wohl wirklich nicht da. Ich setze mich auf einen der Stühle und seine Mutter konnte mir wohl meine Frage von meinem Gesicht ablesen - "Hyunjin ist leider nicht zu Hause, er hat mir gestern Abend erst geschrieben, dass er bei einem seiner Freunde schlafen würde und mir ist leider keine gute Ausrede eingefallen um ihn nach Hause zu holen. Ich wollte die Überraschung nicht vermasseln, aber er kommt bestimmt heute Abend oder morgen zurück." "Ach so, alles in Ordnung." - naja, mehr oder weniger. Ich will und kann eigentlich nicht noch länger warten! Aber gut, ich versuche einfach mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen und schenke mir etwas Tee aus der ziemlich heißen Kanne ein, die Hyunjin's Vater gerade eben aus der Küche geholt hat.

Sie unterhalten sich stundenlang - auch mir stellen sie ab und zu ein paar Fragen, wies denn in der Schule läuft oder ob es mir schwergefallen ist, von dort wegzuziehen - Aber eigentlich interessiert mich das alles überhaupt nicht, mich interessiert doch nur wann ich Hyunjin endlich wiedersehen kann. Wenn der nur wüsste, was er verpasst während er bei seinen blöden neuen Freunden ist. Ich starre an die Uhr, die immer noch an der selben Stelle im Esszimmer hängt wie damals und zähle jede Sekunde, die abläuft. Anscheinend war meine Ungeduld nicht so unsichtbar, wie ich es mir erhofft hatte. Hyunjin's Dad hat es mir wohl wieder angesehen und bietet mir an, in sein Zimmer zu gehen weil dort Bae schlafen würde - Bae ist seine Katze, die er zu seinem 6. Geburtstag bekommen hat. Sie muss bestimmt so groß geworden sein.. "Wenn das kein Problem ist dann gerne!" ich nehme sein Angebot an und stehe von meinem Sitzplatz auf. Herr Hwang lächelt - "Wunder dich aber nicht, es könnte etwas unaufgeräumt sein.. Du weißt ja sicher noch wo sein Zimmer ist, oder?" Na klar weiß ich das noch! Ich nicke und lasse mich dann auch nicht länger aufhalten, nach oben zu gehen.

Im oberen Stockwerk gehe ich den Gang entlang, bis ich an der letzten Tür auf der linken Seite angekommen bin - die Tür sah früher von unten aber größer aus. Ich öffne sie und Hyunjin's Dad hat ohne Zweifel Recht - es war ziemlich unordentlich und das erklärt mir auch, warum er bei einem Freund übernachten musste. Der Raum ist ja kaum begehbar! Aber als ich neben seinem Bett auf dem Boden ein kleines Katzenkörbchen mit Bae entdecke, war mir die Unordnung auch sowas von egal. Ich steige über die Kleidung, die verteilt auf dem Boden liegt und  komme schließlich bei ihr an. Sie ist anscheinend schon ein bisschen geschockt, jemanden anderes als Hyunjin oder seine Eltern zu sehen. Vorsichtig halte ich meinen Handrücken vor ihre Nase - "Kennst du mich noch?" Sie schnüffelt etwas an meiner Hand, aber sie scheint keine Angst zu haben, also fange ich an ihr Köpfchen zu kraulen. Sie ist wirklich so groß geworden. Ich weiß noch genau wie neidisch ich auf Hyunjin war als er sie bekommen hat. Wir hatten nie ein Haustier, auch jetzt immer noch nicht. Auch wenn ich lieber einen Hund haben wollte, besuchte ich Hyunjin damals umso mehr um Bae zu sehen.

(1024 Words)