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HYUNJIN POV:

Ich weiß genau was mein Dad und Felix gerade denken. Mein Vater entschuldigt sich über seine Körpersprache sogar mehr oder weniger für mich. Warum sind sie denn alle so schockiert? Als wäre ich der einzige in meinem Alter, der das schon mal probiert hat oder eben auch mal öfters macht. Im Vergleich zu meinen Freunden hab ich sogar relativ spät damit angefangen, also schlimmer geht's immer. Ignorant und genüsslich trinke ich meine Tasse Tee. Vor dem eigentlich Fremden der gerade eben noch einfach so in meinem Zimmer stand muss ich mich sowieso nicht erklären.


Meine Mutter entscheidet sich dann doch nach einiger Zeit die - für mich eher angenehme - Stille zu unterbrechen: "Felix wird wieder auf die selbe Schule gehen wie du, Hyunjin. Hol ihn doch morgen vor seinem Haus ab, dann könnt ihr zusammen hinlaufen?". Ich werfe einen Blick zu ihr - von der Idee halte ich nichts. Für keinen Menschen auf dieser Welt würde ich auch nur 5 Schritte mehr um 7 Uhr morgens laufen als eigentlich nötig wäre. Warum sollte ich bitte zu Felix' Zuhause laufen, obwohl das genau die falsche Richtung ist? Aber während ich darüber nachdenke und meine Mutter immer noch anschaue, macht sie an ihrem Gesichtsausdruck deutlich, das sie ein 'nein' nicht hinnehmen würde. "Von mir aus.." murmle ich nur, um trotzdem deutlich zu machen, dass ich eigentlich so gar nicht daran interessiert bin. Wie soll ich das denn bitte meinen Freunden erklären? Ich bin doch nicht sein Babysitter... Auf eine neue Schule zu kommen ist jetzt kein Weltwunder, daran ist noch niemand gestorben.


Unsere Eltern unterhalten sich weiter ohne Punkt und Komma, die Themen verändern sich teilweise im Sekundentakt und haben irgendwie trotzdem immer ihren Sinn. Währenddessen sitze ich Felix gegenüber, ohne Worte, ohne Augenkontakt. Ich starre in meine Tasse, nur um irgendwo anders hinzugucken, als auf ihn. Irgendwann hebt er jedoch seinen Kopf und kurz darauf fühle ich seine Augen genau auf mir. Ob ich ihn jetzt einfach weiter ignorieren sollte oder so dumm zurück glotzen soll, bin ich mir jetzt nicht ganz sicher. Schließlich schaue ich allerdings auf, direkt zurück in seine Augen. Er sieht nicht wirklich gelangweilt aus - Obwohl wir uns hier die ganze Zeit Still gegenübersitzen.


FELIX POV:

Als ich ihn anschaue und er sich anscheinend plötzlich entschieden hat, dem Augenkontakt nicht mehr aus dem Weg zu gehen, treffen sich unsere Blicke. Er wirkt gelangweilt, müde. Man sieht ihn wirklich kein bisschen Freude an - vielleicht hat er die auch gar nicht. Ich fühle mich wirklich leer, als wäre ich komplett enttäuscht worden. So lange hab ich auf diesen Moment gewartet, jetzt hab ich ihn direkt vor meinen Augen - und doch fühlt es sich an, als wäre er ferner denn je. Was ist mit ihm passiert? Er war doch nie so... Kalt und ablehnend. Auch wenn ich sonst ziemlich optimistisch bin, bleibt mir da irgendwie wenig Hoffnung, dass er sich noch ändern wird. Sein Gesichtsausdruck ändert sich kein bisschen, er starrt mich einfach nur an während ich verzweifelt nach Fragen oder Themen suche. Niemals hätte ich mir vorgestellt, dass es so schwer sein wird, mit ihm zu reden. Ich kenne das zwar ziemlich gut, da ich außer Hyunjin nie andere Freunde hatte und Gespräche mit anderen also immer so unangenehm waren, aber zwischen ihm und mir war immer alles so einfach. Wir haben uns einfach verstanden, egal um was es ging. Es hat sich auch nie so angefühlt als würde ich noch jemand anderen brauchen, mit ihm war ich erst wirklich Ich. Und obwohl er gerade hier mit mir ist, ist er irgendwie weg. Bei seinem Blick fühle ich mich nicht mehr verstanden - es wirkt eher als würde er mich verurteilen oder jetzt schon loshaben wollen.


"Also.." fange ich schließlich an, "ist die Schule immer noch wie früher?".  Vor der Schule, auf die er jetzt geht, hatten wir als Kinder immer Angst. Sie liegt auf dem Weg zur Grundschule, der Anblick von den ganzen Teenagern auf dem Hof war schon immer gruselig. Obwohl uns nie was passiert war, hatten wir jeden Morgen einen großen Bogen darum gemacht. Hyunjin antwortet nach einer Weile: "Naja, das Gebäude wurde erneuert." Er macht es mir nicht wirklich leicht, das Gespräch aufrecht zu erhalten. Ich nicke dann etwas, darauf folgt dann wieder Stille. "Übrigens... Du musst mich nicht von meinem Haus abholen, ich warte einfach vor deinem" stelle ich klar. Wirklich viel sollte es ihm ja eigentlich nicht ausmachen, mein Zuhause ist schließlich um die Ecke, aber ich wollte ihn trotzdem so wenig wie möglich belasten. "Okay" erwidert er trocken. Danach bricht der Augenkontakt auch wieder ab und die Konversation war beendet. 


Um ca. 17 Uhr stellen meine Eltern fest, dass es doch mal Zeit wäre zu gehen. Schließlich haben wir trotzdem noch viel zu tun, wir müssen quasi unser ganzes Haus wieder einrichten. Als wir angekommen waren, hätte ich nie gedacht, so froh darüber zu sein Hyunjins Haus wieder zu verlassen. Wenn er noch so wie früher wäre, hätten sich meine Eltern eigentlich schon darauf gefasst machen können, dass ich direkt die erste Nacht bei ihm schlafe. Hyunjins Eltern begleiten uns mit zu der Haustür, verabschieden sich nochmal bei uns ehe wir die Treppe davor nach unten laufen und das Grundstück verlassen. Meine Mutter läuft neben mir und scheint in etwa genau so verwirrt wie ich, trotzdem gibt sie wie immer ihr Bestes, mich wieder aufzubauen: "Das wird schon wieder. Es ist trotzdem schon einige Jahre her, als ihr euch das letzte mal gesehen habt. Ihr seid beide schon so groß geworden und habt euch eben auch etwas verändert." Sie hat Recht. Ich weiß doch selbst nicht, was ich erwartet habe. In meinen Vorstellungen war eben alles so vertraut und er hat sich dort definitiv mehr gefreut.


Als wir in unserem Zuhause angekommen sind, gehe ich in mein Zimmer und schlichte meine Kleidung aus dem Koffer in meinen Kleiderschrank. Mein Zimmer ist noch ziemlich leer, es fehlt garantiert die Deko. Außerdem packe ich auch direkt meine Schultasche für morgen, meine Mom hat mir auch schon die Schuluniform gebracht. Sie sieht komplett anders aus als meine alte, aber ich finde sie trotzdem schöner. Nach dem Abendessen war ich dann auch relativ schnell schon im Bett, die lange Autofahrt war schon trotzdem ziemlich erschöpfend.


(1040 Words)

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