Kapitel 17 oder Verstecken spielen im Labyrinth

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Ich war die ganze Nacht wachgeblieben. Nach dem Gespräch mit Annabeth hatte ich nicht mehr schlafen können. Als Luke und sie aufgestanden waren, heftete ich mich wieder an sie und folgte ihnen durch jeden Gang, in einigem Abstand. Es war heller, als in der Unterwelt, deswegen sah ich recht gut, aber es war trotzdem nicht wirklich hell, was ja auch Sinn macht, wenn man bedenkt, dass wir immer noch unter der Erde sind. Die meisten Monster, die auftauchten wurden von Annabeth und Luke erledigt, ich hatte mir vorgenommen, dass ich nur eingreifen würde, wenn einer von beiden in Lebensgefahr schwebte. Die Ampulle mit dem Gegengift, die mir der Blaue gegeben hatte, war mit der Zeit wirklich verlockend geworden. Vielleicht wäre Annabeth dann nicht mehr sauer auf mich? Vielleicht könnte ich mich ändern? Vielleicht würden mir die Halbblute verzeihen? Doch ich trank sie nicht, denn etwas in mir sträubte sich dagegen. Es fühlte sich einfach nicht so an, als wäre es der richtige Zeitpunkt. Mir war mit der Zeit im Tartarus und im Labyrinth klar geworden, dass egal wie viel Gift ich im Blut hatte, die böse Seite nicht meine sein könnte. Ich wollte nicht morden und nicht am Tod hunderter Halbblute schuld sein. Doch dennoch belauschte ich Annabeth und Luke stetig und erstattet Bericht. Sie suchten die Werkstatt von Dädalus, die im Zentrum des Labyrinths liegen müsste. Ich wusste nicht, was sie dort wollten, aber es war auch nicht meine Aufgabe das herauszufinden.

Wir werden sie aufhalten. Sie werden das Zentrum nicht erreichen.

Es war die Stimme von Asmodis, kalt, böse und düster wie immer, die mich vorwarnte. Und dann hörte ich es. Den Schrei eines anscheinend weiblichen Monsters. Empusen? Nein... das klang viel größer, älter und tödlicher... „Luke! Vorsicht!" Dann hörte man Luke. „Was zum Hades ist das?!" Annabeth schrie und ich hörte etwas in ihrer Stimme, was mich aufhorchen ließ. Todesangst. „Kampe!"

Der Name ließ mich für eine Sekunde einfrieren. Dann spurtete ich los. Zu zweit hatten sie keine Chance gegen ein Monster wie Kampe. Ich zog den Bogen und tippte einfach willkürlich darauf herum. Schoß eine Salve und tat das selbe wiederholt. Ich schaffte es so, aus einiger Entfernung Kampe zu schaden, ohne dass ich Luke auffiel. Dann ließ Kampe von den beiden ab. Meine letzte Salve flog an ihr vorbei und landete auf dem Boden. Dann zischte Kampe schon auf  mich zu und ich rannte, zog im laufen mein Schwert und drehte mich um. Unmittelbar musste ich springen, um Kampes Klingen auszuweichen. Dann stach ich zu. In ihre Brust, ihren Arm, ihren Bauch. Überall wo ich konnte, fuhr meine Klinge in den Körper der Bestie. Ab und zu musste ich ausweichen. Auch wenn sie Gift spie, musste ich extrem vorsichtig sein, doch als sie einmal nicht aufpasste, sah ich meine Chance und schlug mit dem Schwert zu. Der Kopf rollte über den Boden. Kampe brach zusammen, zerfiel zu Sand und war Geschichte. Das Problem war: Annabeth und Luke waren weitergelaufen und ich wusste jetzt nicht mehr, wo die beiden waren. Ich hatte aber Glück, denn kurz vor der nächsten Abzweigung fand ich die beiden, kurz bevor sie den Gang einschlugen, den ich im Zweifel nicht genommen hätte.

Später passierte etwas Blödes. Luke und Annabeth verließen das Labyrinth durch einen Ausgang, der nicht mehr vorhanden war, als ich ihn benutzen wollte. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als das Labor von Dädalus ohne Orientierung, Licht, Essen und Trinken zu finden.
Ich besiegte immer wieder mal Monster und als es immer mehr wurden, schloss ich daraus, dass ich wohl den richtigen Weg genommen hatte. Ich wusste nicht wie viele Stunden und Tage ich damit verbrachte mit den Monstern zu kämpfen, sie zu besiegen, sie auszufragen wo das Labor war und sie anschließend zu erledigen. Ich fand nicht wirklich etwas heraus, aber je stärker die Gegner wurden, desto mehr hatte ich das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Ein Trugschluss, wie sich mir eröffnete, als ich an einer Art Portal angelangte, aus dem die Monster auftauchten. Dumm gelaufen sagte man in Expertensprache dazu... Ich musste also einen anderen Weg finden. Die Situation erinnerte mich an den Tartarus. Wieder alleine, wieder ohne Menschen.
Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. Nicht den eines Monsters, sondern den eines Menschen. Sofort sprintete ich los, zog im Laufen mein Schwert. Als ich um die Ecke bog, prallte ich um ein Haar mit der Person zusammen, die geschrien hatte. Zumindest vermutete ich das, denn hier unten laufen bestimmt nicht viele Menschen herum. Ein rothaariges Mädchen verschwand hinter mir. Der Zyklop rannte auf mich zu, gröhlte laut und hässlich, blieb aber verdutzt stehen, als ich mit meinem Schwert einen Bogen schwang, der ihm die Hand abhackte. Zögernd blieb er kurz stehen, wollte angreifen, aber ich war schneller. Ich nutze den Moment des Zögerns, sprang auf ihn zu, tauchte unter dem Schlag der zweiten Hand, die so groß war wie mein Oberkörper, hindurch und stach mit dem Schwert in seine Brust. Ein letztes Aufbäumen, das mich gegen die Wand des Labyrinths beförderte, dann verging der Riese. Die Hand blieb als Trophäe übrig, doch ich hatte schon schönere Trophäen von Monstern und deswegen ließ ich sie dort liegen. Das Mädchen sah mich fassungslos an. „Wie hast du das gemacht?" Ich zuckte bloß mit den Schultern und steckte das Schwert zurück in die Scheide. „Wer bist du?" Ich fragte mich, was ein Mensch hier verloren hatte. „Rachel Elizabeth Dare. Und du?" „Percy. Percy Jackson. Was machst du hier unten?" Sie hob eine Augenbraue. „Ist es verboten hier zu sein?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber ohne Waffe bist du hier so gut wie tot." „Schön. Zum Glück hast du ja eine Waffe, dann kann mir ja nichts passieren." „Ich habe nie gesagt, dass ich dich mitnehme..." „Du willst mich hier also ganz alleine lassen? Ohne Waffen? Hier lässt du mich sterben?" Ich verdrehte die Augen. „Nein, natürlich nicht. Komm mit." Nervensäge. „Wohin gehen wir?" „Weiß nicht. Ist ein Labyrinth hier." Sie blieb stehen und blickte mich ungläubig an. „Du weißt genau so wenig, wo es lang geht wie ich?" Ich musste lachen. Ihr Gesicht sah zu komisch aus. „Niemand kennt hier unten den Weg. Die Wege verändern sich stetig." „Na super." „Wie kommst du hier überhaupt rein?", fragte ich sie. Kurz gesagt, hatte sie bloß auf einmal diese leuchtende Tür gesehen und als sie hingegangen war, war sie aufgegangen und dann war sie hindurch und auf einmal wurde sie von diesem Zyklopen verfolgt. Dass sie ihn als Monster gesehen hatte, war schon etwas komisch. Normalerweise verhindert der Nebel das. Ich musste etwas ausprobieren. Ich versuchte den Nebel für mich arbeiten zu lassen, mich selbst zu verbergen. Doch als ich sie fragte, konnte sie mich einwandfrei erkennen. Keine Frage. Rachel Elizabeth Dare konnte durch den Nebel schauen. Vielleicht würde das ja noch nützlich sein...

So, viel passiert ist bis jetzt nicht, aber das kommt noch. Danke für alles, ich freu mich dass es verhältnismäßig echt gut ankommt und ja.
Man liest sich
JP

Percy Jackson - Verdorben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt