Tami POV
Ich nehme all meinen Mut zusammen und spähe um die Ecke. Bei dem Anblick, der sich mir bietet, stockt mir der Atem. Denn der Gang öffnet sich zu einer weiteren Höhle und in der Mitte ihrer Decke schwebt tatsächlich eine Art Mond.
Ein rundes, helles Objekt, das mit Kratern übersät ist und sein Licht in jede Ecke der Höhle vordringen lässt.Ich erinnere mich an die Bedeutung meines zweiten Namens „Luna" und wie ich während des Abenteuers mit Henry gegenüber seiner Familie erwähnte, dass der Mond auf meiner Seite sei.
Tja, das stimmt hier wohl leider nicht.„Ich rieche, rieche Menschenfleisch", hallt es schneidend durch die Höhle, fast ein wenig ungeduldig.
Angestrengt überlege ich, was ich jetzt tun muss. Was ist meine Aufgabe? Anders als das Mädchen im Märchen habe ich nichts zu essen bei mir.
Als ich versuche, die Magie Neverlands zu nutzen und mir etwas Derartiges zu imaginieren, funktioniert es nicht, obwohl ich diese Fähigkeit mittlerweile sicher beherrsche. Bei diesem Fluch bin ich wohl wahrhaftig auf mich alleine gestellt.
Also gut.
Dann eben auf die harte Tour.
Ich werde erst herausfinden, was von mir gefordert wird, wenn ich mich der Situation stelle.„Hier bin ich", sage ich laut und trete in das Mondlicht.
Die Höhle ist kreisrund, sodass ich alles überblicken kann. Allerdings kann man sich dann auch nirgendwo verstecken. Ein kalter Luftzug fährt durch mein offenes braunes Haar.
„Du?!", rufe ich erschrocken aus und weiche einen Schritt zurück. Meine Hand, die das Messer hält, sinkt herab. Die Waffe wird mir hier nichts nützen.
Vor mir schwebt der Schatten und mustert mich mit glühenden Augen, die so kalt sind wie der Mond über uns.
„Wieso lässt du dich vom Fluch benutzen?", frage ich bestürzt.
„Manchmal haben wir keine Wahl", antwortet der Schatten emotionslos. Immerhin redet er mit mir. Das ist schon mal gut.„Was muss ich tun?", will ich wissen.
„Der Fluch verlangt Opfergaben", erklärt der Schatten.
„Wie meinst du das?", verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Doch nun beobachtet das dunkle Wesen mich nur und wartet darauf, dass ich meine eigenen Schlüsse ziehe.„Wenn du hier bist", überlege ich laut, „Kann das ja eigentlich nur eins bedeuten."
Jetzt schaue ich auf meinen eigenen Schatten, der gestochen scharf auf die Felswand geworfen wird. Mein Blick wandert zwischen ihm und dem Messer in meiner Hand hin und her.
Als Rumpelstilzchen hier in Neverland war, hat auch er sich von seinem Schatten getrennt, ohne dabei zu sterben. Nur dies ermöglichte es ihm, Peter später in die Höhle mit der Sanduhr zu folgen.„Dann soll es so sein", versuche ich mir selbst Mut zuzusprechen und greife dann auf meine eigene Magie zu.
Es ist nicht viel. Im Vergleich zu Peter Pans Magie nahezu nichts. Auch auf die Magie, die er mit meinem Ring verwoben hat, kann ich, wie auf die Magie Neverlands, unglücklicherweise nicht zugreifen. Doch während meiner Träume hier in Neverland brachte er mir ein wenig das Zaubern bei und auch nach meiner endgültigen Ankunft auf der Insel förderte ich die Fähigkeit weiterhin. Hoffentlich reicht mein Können aus.Entschlossen strecke ich meine freie Hand aus und befehle meinem Schatten mit Magie, nicht mehr meinen Körper nachzuahmen, sondern in seiner Position zu verharren. Zu meinem eigenen Erstaunen funktioniert dies problemlos. Jetzt kommt das Messer in meiner anderen Hand doch noch zum Einsatz: Ich versenke es in den Raum zwischen meinen Füßen und meinem Schatten und schneide sie voneinander los.
Es ist ein sehr schmerzhafter Prozess und ein Schrei verlässt meine Kehle. Doch mein Opfer ist von Erfolg gekrönt und so erscheint eine weitere dunkle Gestalt: Mein Schatten.
Er hat ebenso glühende Augen wie der von Pan und schwebt nun an dessen Seite.„Mein Opfer ist vollbracht", sage ich zufrieden, wenn auch vor Anstrengung keuchend, zu Peters Schatten.
„Das war nicht gemeint", verneint er.
„Was?!", laut hallt meine Stimme von den Wänden wider, „Kannst du das nicht früher sagen? Ich habe gerade ein... ein Körperteil geopfert."
„Das Mädchen aus dem Märchen opferte das einzige, was für ihr Leben noch von Wert war. Ohne Nahrung würde sie sterben. Du musst ebenfalls das opfern, was für dein Leben hier essenziell ist", fährt der Schatten ungerührt fort, „Das gilt nicht für deinen Schatten, oder?"
Erwischt.
„Welches Opfer ist konkret gemeint?", frage ich und die Angst sitzt mir im Nacken. Es könnte alles sein.„Du hast dich in der ersten Prüfung bereits von Peter Pan losgesagt", fasst die dunkle Gestalt zusammen und mir schwant Übles, „Jetzt musst du die Verbindung auch auf weiterer Ebene kappen."
„Was wird dann geschehen?", will ich wissen, erhalte aber keine Antwort. Zittrig fahre ich mir mit der Hand durch die Haare und gehe ein paar Schritte.„Was habe ich denn für eine Wahl?!", schreie ich, ohne jemand bestimmten anzusprechen. Kann ich dieser Situation überhaupt noch entkommen? Ich befürchte nein und so bleibt mir keine Alternative.
„Na schön", sage ich, nachdem ich mich wieder etwas gesammelt habe,„Tu es."
Ich hoffe einfach, dass es das am Ende wert ist.
Die Augen von Peters Schatten glühen immer heller, bis sie schließlich heller strahlen als das Mondlicht. Schmerz fährt durch mich hindurch und für eine Sekunde wird mir schwarz vor Augen. Das Messer gleitet aus meiner Hand und fällt zu Boden. Dann hört der Schmerz abrupt auf und auch die zwei Schatten sind verschwunden.
Übrig bleiben der Mond, ich und eine neue Öffnung in der Höhle.Verwirrt versuche ich festzustellen, was sich verändert hat und blicke an mir herunter. Sofort wird es mir klar:
Ich bin nicht länger Peter Pans Gefährtin.
Ich bin wieder die Frau, die ich war, bevor Peter mich mit Magie an sich band.
Ich bin erwachsen.
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Peter Pan believes in me
Fanfiction„Glaubst du an mich, Peter Pan?" „Ja." „Dann lass mich diesen Fluch brechen." ___________ Tami und Peter haben das Abenteuer mit Henry überlebt. Und sogar mehr als das: Sie sind mächtiger als je zuvor. Jetzt warten neue Herausforderungen auf sie...