XXVII. District 13

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Katniss lag auf dem kalten Boden der Arena, ihr Körper schwer und ihre Gedanken wie in Nebel gehüllt. Über ihr brach die Arena zusammen, Risse zogen sich durch den Himmel, und alles um sie herum schien in einem Strudel aus Chaos und Zerstörung zu versinken. Sie fühlte sich wie gefangen zwischen Leben und Tod, in einer Leere, die sie beinahe beruhigte. Der Anblick war auf eine seltsame Weise schön, als ob die Apokalypse selbst sie in ihrem Bann hielt. War sie schon tot? Es fühlte sich so an. Der Schmerz, die Angst – all das schien in den Hintergrund zu treten, als sie die Welt um sich herum zerbrechen sah.

Ein Hovercraft erschien über ihr, schwebte durch das Loch in der Arena wie ein Raubtier, das sie verschlingen wollte. Katniss' Gedanken verschwammen. War das der Moment, in dem sie endgültig starb? Doch plötzlich packte sie ein Kran, zog sie hoch in die Luft, fort von den Flammen, die die Bäume unter ihr in Brand setzten. Sie war noch am Leben, doch das Gefühl von Erleichterung blieb aus. Alles war so unwirklich, als wäre sie in einem Alptraum gefangen, aus dem sie nicht erwachen konnte.

Als Katniss erwachte, lag sie in einem sterilen Raum, eine Sauerstoffmaske fest an ihrem Gesicht. Der fremde Geruch von Desinfektionsmitteln und Medizin drang in ihre Nase. Mit einem Ruck zog sie die Maske ab und versuchte, tief Luft zu holen, doch ihre Brust fühlte sich an, als würde sie von einer unsichtbaren Hand zusammengedrückt. Ihre Augen wanderten durch den Raum und blieben an Beetee hängen, der bewusstlos neben ihr lag. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Aber wo war Peeta? Wo waren Johanna, Ocean und Finnick?

Ein stechender Schmerz zog durch ihren Arm, als sie sich eine Nadel herauszog, die man ihr während ihrer Bewusstlosigkeit gesetzt hatte. Sie stand auf, ihre Beine schwankten unter ihrem Gewicht, doch sie zwang sich, stabil zu bleiben. Ihr Blick fiel auf einen kleinen Kasten mit Nadeln, der auf einem Stuhl neben ihr stand. Ohne nachzudenken, griff sie nach einer Nadel, ihre Finger zitterten vor Angst und Wut. Sie wusste nicht, wo sie war oder wer mit ihr hier war. Aber sie wusste, dass sie sich verteidigen musste.

Plötzlich hörte sie Stimmen hinter der Tür. Bekannte Stimmen, die sie sofort erstarren ließen.

„Sie wird durchdrehen, wenn sie erfährt, was mit dem Jungen passiert ist," sagte eine Stimme. Haymitch. Sein Ton war nüchtern, beinahe resigniert.

„Aber sie wird doch trotzdem kooperieren, oder?" Eine zweite Stimme, die sie erkannte – Plutarch Heavensbee.

„Ohne Peeta? Darauf würde ich nicht wetten." Haymitch klang kalt, als hätte er schon längst jede Hoffnung verloren.

Katniss' Herz raste, ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Peeta... Etwas stimmte nicht. Noch bevor sie handeln konnte, öffnete sich die Tür, und Haymitch trat ein, gefolgt von Plutarch und Finnick.

„Morgen, Süße," sagte Haymitch, seine Stimme triefte vor Sarkasmus, aber Katniss konnte den Schatten in seinen Augen sehen. Sie ballte die Nadel fester in ihrer Hand, trat einen Schritt auf ihn zu, ihr Blick starr und voller Entschlossenheit.

Haymitch bemerkte die Bedrohung sofort und bewegte sich schnell. Er ergriff ihre Hände, drückte sie gegen die Wand des Hovercrafts. Katniss kämpfte, trat um sich, ihre Panik stieg in ihr auf wie eine Flutwelle, die jeden klaren Gedanken erstickte. Sie schrie und zappelte, doch Haymitch war stärker, drückte sie unbarmherzig fest.

„Was hast du mit ihnen zu tun?" schrie sie, ihre Stimme voller Verzweiflung. „Wo ist Peeta?" Tränen schimmerten in ihren Augen, und ihre Kehle fühlte sich rau und trocken an, als sie gegen Haymitch ankämpfte. Sie fühlte sich, als würde sie ertrinken, und niemand würde sie retten.

Haymitch ließ sie schließlich los, trat einen Schritt zurück, während sie schwer atmend an der Wand lehnte. Er sah sie an, seine Miene war ernst und hart. „Katniss, wir können dir nicht alles sagen. Snow beobachtet uns, jeden unserer Schritte."

„Was meinst du?" Ihre Stimme zitterte, die Panik kroch in ihrem Hals hoch. „Wo ist Peeta?"

„Katniss." Plutarch trat vor, seine Stimme ruhig, fast väterlich. „Du warst von Anfang an Teil unserer Mission. Es war festgelegt, dass wir dich da rausholen. Die Hälfte der Tribute wusste davon. Das hier ist die Revolution. Du bist der Spotttölpel. Und wir sind auf dem Weg zu Distrikt 13."

„Distrikt 13?" Die Worte klangen wie ein ferner Traum in Katniss' Ohren. Distrikt 13 – ein Ort, der lange als Legende gegolten hatte. Doch nun, da Plutarch es sagte, begann sie langsam zu verstehen.

Aber es war nicht genug. Nicht ohne Peeta.

„Wo ist Peeta?" Ihre Stimme war jetzt kaum mehr als ein Flüstern, als sie Finnick ansah. Sie wusste, dass er es wusste. Finnick schloss die Augen, als könnte er den Schmerz nicht ertragen.

„Im Kapitol," sagte Haymitch schließlich. „Sie haben ihn und Johanna gefangen genommen. Von Ocean wissen wir nichts."

Ein Schlag. Katniss konnte kaum atmen. Alles in ihr schrie, doch sie war unfähig, die Worte herauszulassen. Finnick stand still, seine Schultern hingen schlaff, als hätte ihm die Nachricht über Ocean jede Kraft genommen. Katniss wusste, dass er sich die Schuld gab. Doch sie konnte ihn in diesem Moment nicht trösten – sie war zu sehr in ihrer eigenen Verzweiflung gefangen.

„Du hast es mir versprochen," flüsterte sie schwach, ihre Beine gaben nach, und sie sank zu Boden. Ihre Stimme war kaum hörbar, als die Tränen ihr über die Wangen liefen. „Du hast mir versprochen, ihn zu schützen."

Bevor die Dunkelheit sie endgültig einholte, spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Arm. Haymitch hatte ihr eine Beruhigungsspritze gegeben, doch der Schmerz in ihrem Herzen war tiefer und dunkler, als jede Spritze ihn lindern konnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 19 ⏰

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