Cassians Sicht
Der Wind heult durch die Bäume, während ich durch den Wald stürme, mein Verstand ein Wirbelsturm aus Panik und Wut. Diese nagende Leere in meiner Brust hatte sich zu einem ausgewachsenen Sturm entwickelt.
Verdammt, wo ist sie?
Mein Wolf kratzt in mir, verzweifelt, alles und jeden zu zerreißen, der zwischen mir und Raven steht. Jeder Faser meines Wesens schreit danach, sie zu finden, sie wieder in meinen Armen zu halten, sicher und unversehrt. Aber stattdessen irre ich blind umher. Ihr Geruch ist verschwunden, und ich weiß nicht, wie lange ich schon nach ihr suche. Das Rudel kann nur begrenzt viel Boden abdecken, und jede Minute, die vergeht, ist eine Minute zu viel.
„Cassian", ruft eine Stimme durch den Wind, unterbricht meine Konzentration.
Abrupt halte ich inne, die Ohren zucken, während ich die Umgebung absuche. Mein Wolf ist in höchster Alarmbereitschaft, aber der Wald liegt unheimlich still. Diese Stimme - es ist Ravens. Schwach, aber unverkennbar.
„Raven?", knurre ich leise, während ich versuche, sie erneut zu spüren. Die Verbindung zwischen uns war schwach gewesen, aber jetzt fühlt es sich... anders an. Als ob sie versucht, mich zu erreichen. Ich konzentriere mich stärker, öffne meinen Geist für das Band, das uns verbindet.
„Cassian... bitte hör mich", flüstert ihre Stimme wieder, diesmal klarer.
Mein Herz stolpert. Sie lebt. Sie ruft nach mir. Erleichterung überkommt mich wie eine Flutwelle, aber sie wird schnell von kalter Wut abgelöst. Magnus wird dafür bezahlen.
„Ich komme, Raven", flüstere ich, in der Hoffnung, dass sie mich durch unser Band hören kann. „Ich schwöre, ich komme zu dir."
Ich zwinge mich, logisch zu denken, obwohl jeder Instinkt danach schreit, den Wald auseinanderzureißen, bis ich sie gefunden habe. Ich hätte wissen müssen, dass Magnus bald seinen Zug machen würde. Er schleicht seit Wochen an den Grenzen unseres Territoriums herum und wartet auf einen Moment der Schwäche.
Und er hat einen gefunden. Er hat sie genommen. Ohne Zweifel als Druckmittel. Er will meinen Thron.
Aber er bekommt ihn nicht.
Mit einem erneuerten Sinn für Entschlossenheit verwandle ich mich in meine Wolfsform, die Pfoten schlagen hart auf den Boden, als ich mit voller Geschwindigkeit losrenne. Der Wind reißt an meinem Fell, aber das ist mir egal. Jeder Herzschlag zählt. Ich werde sie finden, und wenn ich das tue, wird Magnus es bitter bereuen, jemals Hand an sie gelegt zu haben.
Der Weg vor mir verschwimmt, während ich renne, meine Gedanken rasen schneller als meine Beine mich tragen können. Ravens Gesicht blitzt vor meinem inneren Auge auf - ihre goldenen Augen, ihr Lächeln, wie sie lacht, wenn sie bei mir ist. Das Band zwischen uns summt schwach, aber es ist da, führt mich, zieht mich näher zu ihr. Sie hat Angst. Sie leidet. Und ich bin nicht da, um sie zu beschützen.
Dieser Gedanke allein lässt eine Welle heißer, blendender Wut durch mich schießen. Die Bäume verschwimmen, während ich mich noch mehr anstrenge, noch schneller werde. Ich werde nicht zulassen, dass sie ihr wehtun. Ich kann es nicht.
Schließlich fange ich einen Geruch auf. Schwach, aber unverkennbar - Magnus' Rudel. Mein Wolf knurrt in Anerkennung, die Muskeln spannen sich, als ich vom Pfad abweiche und dem Geruch folge. Die Luft wird kälter, dichter, und ich weiß, dass ich näher komme.
Am Rand einer Lichtung sehe ich sie - eine Gruppe von Magnus' Wölfen, die ein kleines, heruntergekommenes Gebäude bewachen. Mein Herz schlägt schneller, als ich mich wieder in menschliche Form verwandle und lautlos hinter einem Baum in die Hocke gehe. Hier müssen sie sie festhalten.
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𝑻𝒉𝒆 𝑳𝒆𝒈𝒂𝒄𝒚 𝒐𝒇 𝑻𝒉𝒆 𝑺𝒊𝒍𝒗𝒆𝒓 𝑴𝒐𝒐𝒏🩶🌙
Fantasy𝐌𝐨𝐨𝐧𝐬𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰 𝐂𝐡𝐫𝐨𝐧𝐢𝐜𝐥𝐞𝐬 𝐁𝐚𝐧𝐝 𝐈 Zwischen Flucht, Vertrauen und einer gefährlichen Vergangenheit Raven ist schüchtern, ängstlich und von den Narben ihrer Vergangenheit gezeichnet. Als Althea, eine mächtige Kriegerin und Freundin...