☽ 𝐃 𝐮 𝐧 𝐤 𝐞 𝐥 𝐡 𝐞 𝐢 𝐭 𝐮 𝐧 𝐝 𝐄 𝐫 𝐰 𝐚 𝐜 𝐡 𝐞 𝐧 ☾

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Raven's Sicht

Ich sitze allein in meinem Zimmer, das Dunkelheit und Stille um mich herum verschlingt. Der schwache Schimmer des Mondes sickert durch die Gardinen, als würde er versuchen, in die Finsternis vorzudringen, die sich nicht nur um mich, sondern auch in mir ausbreitet. Alles fühlt sich schwer an – die Luft, meine Gedanken, mein Herzschlag. Jeder Atemzug zieht sich zäh durch meine Lungen, als wäre die Luft dicker geworden, dichter vor dem Druck, der mich von innen heraus zu zerquetschen droht. Mein Zimmer, das sonst Schutz und Ruhe bietet, ist plötzlich klaustrophobisch. Es spiegelt die Enge wider, die in mir wütet, als ob die Wände immer näher rücken.

Cassians Worte hallen noch in meinem Kopf nach, aber sie sind wie ein fernes Echo. Irgendwie spielt es keine Rolle mehr, was er gesagt hat. Oder nicht gesagt hat.

Etwas stimmt mit mir nicht. Seit Tagen spüre ich dieses seltsame Kribbeln tief in meiner Brust, zunächst kaum mehr als ein leises Flüstern unter meiner Haut, aber es wird stärker – es wühlt sich durch meinen Körper, als wolle es sich freikämpfen, mich von innen heraus aufbrechen. Es ist ein ständiges Pochen, fast so, als ob etwas gegen meinen Brustkorb hämmert, ungeduldig, gefangen. Es macht mir Angst, und doch zieht es mich auf merkwürdige Weise an. Je mehr ich versuche, es zu ignorieren, desto aufdringlicher wird es, bis es schließlich unmöglich ist, es noch länger zu übersehen.

Meine Finger zittern leicht, und ich reibe meine Hände aneinander, um das Kribbeln loszuwerden, aber es wird nur schlimmer.

„Du kannst es nicht mehr ignorieren.“

Ein Schauer jagt mir über den Rücken, als ich die Stimme höre – klar, bestimmt, aber so leise, dass ich fast an meinem Verstand zweifle. Mein Herzschlag beschleunigt sich, und ein Schwindelgefühl überkommt mich. Trotzdem… irgendetwas an dieser Stimme fühlt sich seltsam vertraut an, wie ein längst vergessener Traum, der plötzlich wiederkehrt. Ein Teil von mir weiß, dass sie schon immer da war, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, sie je gehört zu haben.

„Wer…?“, flüstere ich, drehe mich um, als ob jemand hinter mir stehen könnte. Aber natürlich ist niemand da.

„Ich bin Nymeria,“ sagt die Stimme ruhig. „Ich bin ein Teil von dir.“

„Nymeria?“ Der Name fühlt sich seltsam richtig an, obwohl ich nicht weiß, warum. Es ist, als ob ich immer gewusst habe, dass sie existiert. „Was willst du?“

„Nicht, was ich will. Sondern, was du brauchst. Du musst die Wahrheit erkennen.“

Plötzlich durchströmt mich eine Hitzewelle. Es ist, als ob etwas in meinem Inneren aufbricht, etwas, das zu lange eingesperrt war. Meine Brust zieht sich zusammen, meine Hände beginnen zu brennen – nicht im Schmerz, sondern im wahrsten Sinne des Wortes.

Es beginnt mit einem flüchtigen Glimmen, kaum mehr als ein schwaches Leuchten, das zwischen meinen Fingern tanzt. Doch es wächst, breitet sich aus, bis meine Hände in einem pulsierenden violetten Licht baden. Ich starre auf das Feuer, unfähig zu begreifen, was ich sehe – oder besser gesagt, was ich fühle. Die Hitze ist nicht schmerzhaft, sie ist sanft, fast beruhigend, und doch ist da diese Macht, die in den Flammen ruht, wild und ungezähmt. Ein Teil von mir möchte schreien, weglaufen, aber meine Füße bleiben wie festgenagelt. Was immer das ist – es kommt von mir. Es ist ein Teil von mir.

„Was ist das?“ Meine Stimme zittert, und ich schlage mit den Händen um mich, versuche, die Flammen loszuwerden, aber sie flackern nur stärker. Panik steigt in mir auf, und ich stolpere zurück, bis ich gegen die Wand stoße. Die violetten Flammen scheinen mich verschlingen zu wollen, aber sie tun es nicht. Sie brennen nicht. Sie tanzen nur.

„Beruhige dich, Raven.“ Nymerias Stimme klingt ruhig in meinem Kopf, als ob sie genau wüsste, was ich durchmache.

"Du hast dich viel zu lange gegen dein wahres Ich gewehrt,“ spricht Nymeria, ihre Stimme ist fest, aber ohne Vorwurf. „Doch jetzt gibt es keinen Raum mehr für Verdrängung. Was in dir aufsteigt, lässt sich nicht länger ersticken. Es ist, als hättest du jahrelang eine Mauer errichtet, Stein auf Stein, aber jetzt… jetzt bricht alles zusammen.“ Eine Pause entsteht, in der ich ihren Worten nachhänge, doch dann fährt sie mit einem sanften, fast liebevollen Unterton fort: „Diese Macht, Raven, sie ist nicht dein Fluch. Sie ist dein Erbe, das Feuer, das du tief in dir getragen hast. Du kannst es nicht mehr unterdrücken, du darfst es nicht mehr unterdrücken. Die Zeit ist gekommen, dich dem zu stellen, was du wirklich bist.

𝑻𝒉𝒆 𝑳𝒆𝒈𝒂𝒄𝒚 𝒐𝒇 𝑻𝒉𝒆 𝑺𝒊𝒍𝒗𝒆𝒓 𝑴𝒐𝒐𝒏🩶🌙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt