☽ 𝐃 𝐢 𝐬 𝐭 𝐚 𝐧 𝐳 𝐮 𝐧 𝐝 𝐕 𝐞 𝐫 𝐥 𝐮 𝐬 𝐭 ☾

3 0 0
                                    

Raven's Sicht

Eine Woche ist vergangen, seit Cassian und ich uns geküsst haben. Was damals wie ein Moment der Intimität schien, hat sich nun in eine spürbare Distanz verwandelt. Cassian zieht sich zurück, vermeidet den Kontakt, und ich fühle eine Kluft zwischen uns, die sich immer weiter vertieft. Der Kuss, der uns nahebringen sollte, hat sich wie ein unaufhörliches Echo aus Gefühlen und Unsicherheiten herausgestellt, das uns lähmt und uns voneinander trennt. Diese Distanz wird nicht nur durch die Stille zwischen uns spürbar, sondern auch durch die Art, wie sich Cassians Verhalten verändert hat - als ob er sich in einen unsichtbaren Kokon aus Ängsten und Zweifel zurückgezogen hat.

Als ich heute Morgen aufwache, wird mir die Stille meines Zimmers beinahe unerträglich. Die Gedanken an die Woche voller Schweigen zwischen Cassian und mir drücken schwer auf mein Herz. Die ungesagten Worte zwischen Cassian und mir haben eine unsichtbare Mauer aus Missverständnissen und Enttäuschungen errichtet, die sich wie ein dunkler Schleier über uns gelegt hat. Im Versuch, die Klarheit zu finden, die mir in der Stille meines Zimmers verwehrt bleibt, fliehe ich in den Wald. Die Natur scheint mir eine Flucht vor dem inneren Sturm zu bieten, ein Raum, in dem ich hoffentlich die verworrenen Gedanken sortieren und die schwerwiegenden Fragen, die mich quälen, in einem Moment der Ruhe beantworten kann.

Der Waldweg unter meinen Füßen knirscht leise, fast wie ein stummer Begleiter in meinem einsamen Marsch. Die Bäume stehen dicht gedrängt, ihre knorrigen Äste scheinen sich wie die Finger einer unsichtbaren Hand um mich zu schließen. Die Sonnenstrahlen kämpfen sich mühsam durch das dichte Blätterdach und erzeugen ein kaleidoskopisches Spiel aus Licht und Schatten auf dem Boden. Das goldene Licht, das sich in den Ritzen der Bäume bricht, sollte eigentlich beruhigend wirken, doch es verstärkt nur die schmerzhaften Erinnerungen an den Kuss und die Trennung, die wie ein unerbittliches Echo in meinem Herzen hallen.

Jeder Schritt fühlt sich an wie ein dumpfer Schlag gegen mein Herz, als ob die Erde selbst die Schwere meiner inneren Last tragen müsste. Die frische, kühle Luft des Waldes sollte wie ein heilender Balsam auf meinen von Zweifeln und Sorgen gepeinigten Geist wirken. Doch statt Klarheit finde ich nur das schmerzhafte Echo meiner Unsicherheit, das sich wie ein unsichtbarer Nebel um meine Gedanken legt. Die Blätter, die im sanften Wind rascheln, scheinen meine inneren Konflikte zu widerspiegeln, als ob sie selbst die Geschichten meiner verwirrten Seele erzählen.

Der Schmerz, den ich empfinde, scheint sich in der Atmosphäre des Waldes zu spiegeln - eine unsichtbare Präsenz, die meine Gedanken ebenso einhüllt wie die sanften Nebelschwaden, die zwischen den Bäumen schweben.

---

Cassians Sicht

In meinem Büro, umgeben von der tristen Routine der täglichen Aufgaben, werde ich jäh aus meiner konzentrierten Arbeit gerissen. Die hastigen, fast panischen Schritte, die sich dem Raum nähern, verursachen ein sofortiges, ungutes Gefühl in mir. Althea stürzt herein, ihre Augen weit aufgerissen und ihre Gesichtszüge von einer tiefen, verzweifelten Besorgnis gezeichnet, die sofort alarmierend wirkt.

„Cassian, weißt du, wo Raven ist?" Ihre Stimme ist angespannt, ihre Augen wirken aufgeregt.

Ich schaue auf und bin sofort alarmiert. „Wie, sie ist weg?!" Meine Stimme wird lauter, als ich mich schnell aufsetze und meine Stühle anschiebe. „Seit wann?"

„Seit ein paar Stunden", antwortet Althea, deren Gesicht noch mehr Besorgnis zeigt. „Ich dachte, sie könnte bei dir sein. Ich habe sie überall gesucht."

Die Vorstellung, dass Raven ohne ein Wort abgetaucht ist, schnürt mir die Kehle zu und bringt eine Mischung aus wütender Frustration und kaltem Entsetzen hervor. Mein Herz schlägt wild gegen meine Brust, als ich aufspringe, meine Gedanken wirbeln durcheinander, und ich kann nicht fassen, wie ich so blind und unaufmerksam gewesen sein konnte. Jeder Gedanke ist ein Schlag in den Magen, der mich fast zu Boden wirft. ‚Warum hast du mich nicht früher informiert?', frage ich Althea, während meine Stimme vor Panik zittert. "Ich hätte sie längst suchen sollen, statt hier vor mich hin zu arbeiten!' Die Vorstellung, dass sie vielleicht in Gefahr sein könnte, verstärkt mein Gefühl der Hilflosigkeit und versetzt mich in einen Zustand nahezu hysterischer Unruhe.

𝑻𝒉𝒆 𝑳𝒆𝒈𝒂𝒄𝒚 𝒐𝒇 𝑻𝒉𝒆 𝑺𝒊𝒍𝒗𝒆𝒓 𝑴𝒐𝒐𝒏🩶🌙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt