𝐏𝐫𝐨𝐥𝐨𝐠

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Ich saß an einem Ort, an dem ich gerade nicht sein wollte, umgeben von Menschen, von denen ich ich nicht wusste wer sie waren. Für mich war alles Fremd. Ich wusste weder wo ich war, noch was sie mit mir anstellen würden. Mein Atem hielt an, meine Beine wurden taub und ich war nicht mehr bei klarem Verstand. Es war für mich wie in einer Zeitlupe, in der ich dauerhaft gefangen war. Ein Albtraum, der wirklich nie endete. Ich vermisste Nicolai, seinen Geruch, seine Wärme, einfach alles an ihm. Noch nie habe ich ihn so sehr gebraucht, wie jetzt gerade in genau so einem schrecklichen Moment. Doch irgendwo glaubte ich ganz fest daran, dass er mich suchte und mich schon bald finden würde, auch wenn es sehr schlecht für mich stand, fast schon unmöglich.

Ich saß auf einen kalten, nassen, verschmiertem Beton Boden in einem gruseligen und dunkelen Raum, in einem Lagerhaus, mitten in einem Wald. Hier drin war es so unbeleuchtet, dass ich nicht einmal mehr ein Gefühl für irgendeine Tageszeit hatte. Ich fühlte mich von jedem einzelnen hinters Licht geführt. Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte ich damals mein beschissenes Gehirn ein geschalten und wäre nicht in so naiv gewesen, sondern hätte einfach den Abend allein verbracht. Doch die Neugier war mein Endgegner gewesen. Ich war naiv und genau diese Schwäche wurde ausgenutzt. Nun war mein Albtraum wieder Alltag, sowie auch meine Angst. Das einzige was mich hielt, war das Träumen.

Ich stellte mir vor jetzt gerade bei Nicolai zu sein, dort, wo mein zu Hause war. Wo ich mich geborgen und sicher fühlte. Ich erinnerte mich an seine Worte von früher, die er mir zuflüsterte, wenn es mir wieder einmal schlecht ging und ich dachte, dass ich niemanden hatte. »Träumen lässt dich aus der Realität entkommen, zwar nur für einen kurzen Moment, doch du vergisst ein wenig für ein paar Minuten und kannst dort sein, wo auch immer du gerade sein möchtest. Träum dich an einen anderen Ort, lass seine Vorstellungskraft für dich arbeiten und hol die Dunkelheit aus dir heraus, kotyonok.« Diese Worte hallen in meinem Kopf und durchdringen die bösen Gedanken, die mich immer noch verfolgten.

Meine Beine zog ich ganz nah an meinen Körper und mein Blick sank zu Boden, als ich meine Augen langsam schloss. Und dann träumte ich mich an einen besseren Ort, auch wenn es nur von kurzer Dauer war. An einen Ort, vor all dem schrecklich, was passierte. Bevor ich aus meinem schönen und bestimmten Leben gerissen wurde und in diesem Loch unterkam, als ein Hauch von nichts, ohne meine Freiheit und ohne meine Würde. War es zu viel verlangt, wenn ich mir wünschte woanders zu sein, nicht hier? Ein anderes Leben zu haben, dass normaler war als meins gerade ist? Eine andere Person sein zu können? Ich wusste nicht mehr wer ich war und zu was ich bestimmt war. Genauso wenig wusste ich, wer ich sein wollte und wie mein Leben weiter gehen würde, wenn der Spuk vorbei ist. Das es nie wieder so sein würde wie vorher, warst mir schon klar, als ich die Tür zum Bunker betrat. Als ich in diesem Leben angekommen war.

Der Tod, wäre gerade meine einzige Befreiung, aus meinem ständigen Leid. Irgendwie stellte ich mir den tot erklösend vor. Viele hatten Angst vor ihm, wollte ihn meiden und kein Wort über ihn verlieren. Sprachen über ihn, als wäre er das schlimmste, was es auf der Welt gibt. Der Tod hatte nicht nur seine Schattenseiten, nein, er war eigentlich so viel mehr und für mich war er gerade genau perfekt. Sie stellten mir essen hin, welches ich keinen Zentimeter anrührte, in der Hoffnung an Hungersnot zu sterben. Doch irgendwann als sie merkten, was ich vorhatte, spritzten sie mir das Zeug in meinen Körper. Mittlerweile machte ich sogar garkeine Anstalt mehr davor und ließ es einfach so über mich ergehen. Ein Körper, der einfach funktioniert. Ohne Seele, ohne Geist.

Ich war immer noch allein. Ich hatte keinen mit dem ich reden konnte, keinen der mich auffing und auch keinen, der mich irgendwie retten konnte. Es gab nur mich und diesen Raum. Mich selbst zu überleben, stellte sich als die schlimmste Herausforderung in meinem Leben da und nun musste ich ihr gewachsen sein. Wie ich den Kampf gegen mich selbst gewann, wusste ich nicht, doch am liebsten hätte ich genau zu diesem Zeitpunkt aufgegeben. Genau an diesem Punkt.

Eine Gestalt bewegte sich auf mich zu. Nahm den Raum mit seinem Schatten ein. Ich wurde am Arm in die Ecke dieses kleinen Kellerraumes gezogen und weggerissen. Ich wollte schreien, doch ich konnte nicht. Von da an, wurde mein Leben zu meiner Persönlichen Hölle.

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Xoxo Blossom💋

Secret MurderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt