𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟕

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Celia

Lautes poltern nehme ich plötzlich irgendwo aus dem Bunker war und werde dadurch aus meinem Schlaf gerissen. Erschrocken, schrecke ich sofort hoch und steige vorsichtig aus meinem Bett. Meine Tür war diese Nacht nicht einmal verschlossen, also konnte ich ganz leicht in den Flur gelangen. Scherben, Bilderrahmen und zerrissenes Papier füllten die dunkel grauen Fliesen. Vorsichtig versuchte ich nicht durch alles hindurch zu laufen und rannte den langen Gang entlang. Ein wütender Schrei, aus der letzten Tür, war das, was ich hörte, bevor es einen lauten Knall gab und Glas zu Boden viel. Hektisch öffnete ich die Tür zum großen Saal und sah Nicolai, der völlig ausrastete und nicht mehr er selbst war. Dieser Raum war komplett verwüstet und durcheinander. Alles lag überall verteilt und die große Porzellan Statur, lag in großen Teilen gesplittert, auf den Boden verteilt.

Mein erster Instinkt war es, auf ihn zu zugehen und ihm alles abzunehmen, ihn anzuschreien, für dass, was er mir die letzten Wochen zugemutet hatte und dafür, dass er mich in Gefahrensituationen gebracht hat. Doch in dieser Verfassung, ließ er garantiert nicht mit sich reden. Er ist zu einer wahr gewordenen Bestie geworden, der nur noch um sich schlägt und rein gar nichts von der Realität wahrnehmen konnte. Denn, keine Kontrolle über sich selbst zu haben, ist verdammt hart und in diesen Momenten sieht man nur noch rot. Du blendest alles aus und wirst jemand, den du nicht mit dir selbst identifizieren kannst. Nicolai, war in genau so einer Situation. Doch es beängstigte mich nicht, dass er so war und völlig ausflippte. Ganz im Gegenteil. Ich machte kleine Schritte auf ihn zu, während er schon die nächste Vase in der Hand hat, die er gegen die Wand hinter sich werfen will. Er drehte sich ruckartig um und sah mir direkt in die Augen. Sein ganzer Körper bebte und in seinen Augen sah ich nur Wut. Wut und Verzweiflung. Doch jetzt wo ich ihn so ansehe auch einen Funken Vernunft. 

Wie angewurzelt blieb er vor mir mit der Vase stehen und musterte mich von oben bis unten. Ich hatte das Gefühl, dass es dieses mal eine andere Art von Musterung war, denn ich hatte dabei nicht das gleiche Gefühl wie sonst, wenn er dies tat. Anstatt an die Wand, ließ er die Vase zu Boden fallen. Im nächsten Moment stützte er sich auf seine beiden Knie und viel in sich zusammen. Meine Arme legten sich behutsam und schützend um ihn und strichen behutsam über seinen Rücken. Noch nie in meinem Leben habe ich das Bedürfnis verspürt, einem Menschen Liebe und Geborgenheit zu schenken, wie jetzt in diesem Augenblick. Damals gab es nur Dario und später dann auch Jules, die einzigen Menschen, die mir wirklich wichtig waren im Leben. Doch auch wenn Nicolai mein Entführer und auch ein Detektiv ist, der den Fall seiner Schwester allein übernimmt, habe ich genau jetzt das Gefühl endlich eine Bindung zu ihm zu haben.

Er begann mich wegzuschieben und zu schreien, sehr laut zu schreien. Der Schrei kam aus purer Verzweiflung, doch ich hielt ihn fester und bückte mich zu ihm herunter. Seine Augen waren gefüllt mit Tränen, einige nahmen schon den Weg über seine Wange herunter. Ich wollte, und konnte ihn einfach nicht los lassen. Ein lautes schluchzen entfährt ihm und seine Arme hängen schlapp an seinem Körper. »Ich bin da, Nicolai. Du bist nicht allein, okay?«, versuchte ich ihn zu beruhigen, ihm aber auch nicht zu nahe zu treten. Ein ironischer Lacher drang aus seiner Kehle. Nun sah er mir doch richtig in die Augen, die leerer denn je aussahen. »Ich habe dich entführt, dich beschuldigt, eingesperrt und gedemütigt und jetzt wurde sie an irgendeinen Bastard verkauft, der sonst etwas mit ihr anstellen wird. Gott, ich will mir garnicht ausmalen welche Dinge er mit ihr tut, mit meiner kleinen Schwester.«

 Ein Rückblick der letzten Tage und Wochen, den ich selbst nicht glauben wollte spielte sich in meinem Kopf wie eine Bilderbuch Geschichte ab. Allein, dass ich hier sitze und ihn tröste ist völlig banal eigentlich, denn ich sollte wegrennen oder einen Ausweg aus allem suchen. Ich tröste meinen Entführer, der mich in irgendeinem abgegrenzten Zimmer einsperrt, um Hinweise zu finden, die ich selbst nicht kenne. Hätte mir das einer, vor allem was passiert ist erzählt, hätte ich wahrscheinlich gelacht und die Person nicht ernst genommen. Doch es ist meine Realität. »Ich möchte dir helfen. Wir werden sie von diesen Kerlen befreien.« Nicolai legt seinen Kopf schief und sieht mich mit Fragezeichen im Gesicht an. Ich lache und nehme ihm die Vase aus seiner Hand. »Wir könnten ein gutes Team abgegeben, meinst du nicht?«, fragte ich, während ich mir auf meine Unterlippe biss und ihn verführerisch ansah. Sein Blick glitt zu meinen Lippen, die leicht geschwollen waren. Fragend sah er mir in die Augen und abwechselnd zu meinen Lippen. 

Auch wenn ich mich noch an den Kuss von Sylvain und mir von vor einer Woche erinnere, der atemberaubend war und mich Dinge fühlen lassen hat, die ich so lange nicht mehr fühlte, war das etwas völlig neues. Die Verbindung zwischen mir und Nicolai war anders, doch ich wollte herausfinden, wie anders sie war. Ich wollte mehr über diesen finsteren Mann wissen, der töten würde, für die Menschen, die er liebt. Mehr von der dunklen Seite und auch von den kleinen Provokationen. Überbrück doch endlich diesen Scheiß Abstand. Er überlegte, doch nicht lange und zog mich an sich. Seine Lippen umhüllten meine. Der Kuss war zärtlich und voller Schmerz und Liebe zugleich. Ich fühlte auf eine Weise, wie ich lange nicht fühlte und wusste nicht, wie ich mit diesen neuen Gefühlen umgehen sollte. Doch ich vergaß wo ich war und mit wem ich war und ließ mich einfach von meinen Gefühlen treiben. 

Er legte eine Hand an meine Wange und drängte seine Zunge vorsichtig aber bestimmend zwischen meine Lippen. Ich gab ihm Einlass. Einlass in meine Gefühlswelt und ein Stück zu meinem Herzen. Ein leises Stöhnen entfährt mir, was ihn einen Moment inne halten ließ. »Kotyonok, du bist so verboten für mich, dass ich dich umso mehr haben will. Und ich weis nicht, ob das für uns beide glücklich enden wird. Doch ich will dich, und ich beschütze dich genauso wie Natalya, komme was wolle.«

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Xoxo Blossom💋

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