𝟏. 𝐃𝐢𝐞 𝐒𝐜𝐡𝐚𝐭𝐭𝐞𝐧 𝐢𝐦 𝐓𝐫𝐚𝐮𝐦

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Der Regen prasselte unaufhörlich gegen das Fenster, als wolle er die Welt draußen ertränken. Sophia lag in ihrem Bett, eingewickelt in die weichen Decken, die sich um sie schlangen wie ein schützender Kokon. Doch der Schutz, den sie in diesen Stoffschichten suchte, war nur eine Illusion. Nichts war sicher - nicht mehr. Nicht seit dieser Präsenz, die sie jede Nacht in ihre Träume verfolgte, eine Präsenz, die nicht mehr bloß ein flüchtiger Schatten war.

Es hatte vor Wochen begonnen, so subtil, dass sie es kaum wahrgenommen hatte. Zuerst waren es nur undeutliche Bilder gewesen, ein Gefühl des Beobachtetwerdens, das ihre Träume durchzog wie ein leiser Atem, der sie mit einer unbestimmten Beklemmung erfüllte. Doch jedes Mal, wenn sie erwachte, konnte sie sich nur an einen Schemen erinnern. Ein Schatten in der Ferne, der sich im Dunkel ihrer Träume bewegte, ohne Gestalt, ohne Worte. Nur mit einem Blick, der sie durchdrang, selbst in den Stunden des Tages, in denen sie versuchte, den Albtraum hinter sich zu lassen.

Doch dieser Schatten wurde mit der Zeit deutlicher. Immer wieder tauchte er in ihren Träumen auf, als sei er ein dunkler Geist, der nur darauf wartete, dass sie die Augen schloss. Anfangs sah sie ihn nur aus den Augenwinkeln, eine Bewegung in der Dunkelheit. Dann wurden die Konturen schärfer - breitschultrig, dunkel gekleidet, die Augen wie glühende Kohlen in der Nacht, die direkt in ihre Seele sahen, doch konnte sie nicht das ganze Gesicht des mysteriösen erkennen. Denn sein Gesicht war mit einem schwarzen engen Helm beschmückt, dass sie nur vorne durchs Visier seine stechenden Augen erkannte. Sein Blick war mehr als nur ein flüchtiges Gefühl. Es war, als würde er sie tief in ihrem Innersten berühren, als würde er jeden ihrer geheimsten Wünsche und Ängste kennen.

Heute Nacht war es wieder so weit. Sophia kämpfte gegen die Müdigkeit, doch ihre Lider waren schwer, ihre Gedanken verworren. Der Raum um sie herum begann zu verschwimmen, die vertrauten Konturen ihres Zimmers lösten sich auf, während die Dunkelheit kam - die Dunkelheit, in der er auf sie wartete.

Da war das tiefe, bedrohliche Brummen eines Motors in der Ferne. Ein Motorrad. Der Sound vibrierte durch ihre Träume, kroch in ihre Adern, ließ ihr Herz schneller schlagen. Und dann, wie immer, tauchte er auf. Groß, mit breiten Schultern, eine Gestalt, die halb im Schatten verborgen war. Seine Augen, glühend und doch eiskalt, fixierten sie. Sophia spürte, wie ihr Atem stockte. Sie konnte sich nicht rühren, konnte nicht einmal blinzeln. Es war, als hätte die Dunkelheit ihre Glieder umklammert, als wäre sie eine Gefangene in ihrem eigenen Traum.

"Du kannst nicht entkommen, Sophia." Seine Stimme war rau, wie das Grollen eines nahenden Gewitters. Sie vibrierte in der Stille, hallte in ihrem Kopf wider, bis ihr ganzer Körper von dem Klang erfüllt war.

Sie wollte schreien, wollte ihm entgegentreten, doch ihre Beine waren schwer, ihre Stimme erstickt. Der Boden unter ihr schien sich zu verschieben, als würde sie ins Nichts stürzen. Sie spürte seinen Blick auf ihrer Haut, wie kalte Finger, die sich um sie legten. Dann war er plötzlich vor ihr, seine Präsenz überwältigend, der Raum um sie herum schien sich zusammenzuziehen. Der Geruch von Leder, Rauch und etwas Metallischem lag in der Luft, intensiv und bedrückend.

Seine Hand schoss vor, umfasste ihr Kinn mit einer Zärtlichkeit, die im krassen Widerspruch zu der Bedrohung in seinen Augen stand. Er zwang sie, ihm in die Augen zu sehen, und in diesem Moment hätte sie alles gegeben, um sich loszureißen, um wegzulaufen. Doch stattdessen war da nur diese unheimliche Mischung aus Angst und etwas, das sie selbst nicht begreifen konnte - ein Verlangen, das so fremd und doch so vertraut war.

„Du gehörst mir", flüsterte er mit einer sehr dunklen Stimme, seine Worte ein starkes Versprechen, das sich in ihre Seele brannte. Sie wollte widersprechen, wollte schreien, dass es nicht wahr war. Doch die Worte blieben in ihrer Kehle stecken, und stattdessen spürte sie nur diesen unerklärlichen Sog, der sie tiefer in die Dunkelheit zog.

Plötzlich verschwamm alles. Der Raum, seine Gestalt, der Druck auf ihrem Kinn - alles löste sich auf, als würde sie durch einen Nebel hindurchgleiten. Dann war sie wieder wach. Ihr Körper schoss aus dem Bett, das Adrenalin pumpte wild durch ihre Adern. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, und ihr Herz schlug so heftig, dass es schmerzte. Ihre Hand tastete nach dem Lichtschalter, und als das sanfte Licht ihres Nachttischs den Raum erfüllte, war sie allein. Der Schrecken blieb dennoch. Sie blickte sich hektisch im Raum um, suchte nach dem Schatten, nach einer Spur von ihm. Doch nichts war da. Nur die Stille. Und die Dunkelheit, die hinter den Vorhängen lauerte.

„Nur ein Traum", flüsterte sie sich selbst zu, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. Doch sie wusste, dass es mehr war als das. Diese Träume waren nicht bloß Hirngespinste. Sie fühlte es tief in ihrem Inneren, dass etwas - oder jemand - sie wirklich beobachtete. Vielleicht sogar jetzt, während sie in die leere Dunkelheit starrte.

Trotz des erhellten Raums konnte sie nicht zurück in den Schlaf finden. Jeder Schatten, jede Ecke ihres Zimmers schien seine Präsenz zu bergen, als wäre er immer noch bei ihr, lauernd, unsichtbar, aber spürbar. Sie versuchte, sich zu beruhigen, doch ihr Herzschlag blieb unruhig, ihr Verstand gefangen in der Angst, dass der Albtraum nicht mit dem Aufwachen endete.

𝔇𝔞𝔯𝔨 𝔯𝔬𝔪𝔞𝔫𝔠 || 𝙏𝙝𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 𝘿𝙧𝙞𝙫𝙚𝙧 || Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt