Die Dunkelheit umhüllte Sophia wie ein schwerer Mantel, als sie den Pfad betrat. Jeder Schritt, den sie machte, schien von der Dunkelheit verschluckt zu werden, und die Geräusche ihrer eigenen Bewegungen verklangen, als wären sie niemals da gewesen. Sie tastete sich vorsichtig vorwärts, ihre Hände streiften die kalten, rauen Wände des Labyrinths, während das Flüstern in ihrem Kopf lauter und deutlicher wurde.
**„Komm näher..."**
Seine Stimme war jetzt allgegenwärtig, als ob sie aus der Dunkelheit selbst sprach, und mit jedem Schritt, den sie machte, fühlte sie die Verbindung zu ihm stärker werden. Es war nicht mehr nur die Angst, die sie antrieb, sondern etwas Tieferes, Unerklärliches. Eine Macht, die sie zu ihm zog, trotz allem, was ihr Verstand ihr einzureden versuchte. Ihr Körper reagierte darauf, als ob sie schon lange auf diesen Moment gewartet hätte. Der Gang vor ihr schien sich endlos zu erstrecken, doch plötzlich bemerkte sie ein Licht in der Ferne. Es war schwach, fast wie das Flackern einer einzelnen Kerze, doch es schnitt durch die Dunkelheit wie ein Rettungsanker in einem Meer aus Schwärze. Sophia beschleunigte ihre Schritte, das Herz raste in ihrer Brust, und der Sog, der sie zu ihm zog, wurde stärker. Als sie dem Licht näherkam, erkannte sie, dass es aus einer Öffnung in den Labyrinthwänden kam. Sie trat hindurch, und der Raum, der sich vor ihr ausbreitete, ließ ihr den Atem stocken. Sie stand in einer kreisrunden Halle, deren Wände von uralten, vergilbten Fresken bedeckt waren. Die Darstellungen zeigten Szenen von Begegnungen zwischen Menschen und dunklen Gestalten, halb im Licht, halb im Schatten, wie in einem ewigen Tanz gefangen.
In der Mitte der Halle stand er - der Biker. Doch er sah nicht mehr aus wie der Schatten, der sie all die Nächte verfolgt hatte. Sein schwarzes Leder war wie mit der Dunkelheit des Raumes verwoben, und seine Augen leuchteten in einem seltsamen, kalten Glanz, der nichts Menschliches mehr an sich hatte. Sophia blieb stehen, ihr Atem stockte. Ihr Herz schlug so laut, dass sie befürchtete, er könnte es hören. Doch er sprach nicht. Stattdessen ließ er ihren Blick nicht los, als wäre sie die einzige Person in diesem Raum, die jemals wirklich existiert hätte. „Warum?" flüsterte Sophia, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. Sie wusste nicht einmal, was sie damit meinte. Warum hatte er sie verfolgt? Warum hatte er sie zu diesem Ort gebracht? Oder vielleicht: Warum konnte sie nicht aufhören, an ihn zu denken? Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Weil du mich gerufen hast", sagte er leise, und seine Stimme hallte durch den Raum, obwohl er kaum sprach. „Du hast mich vermisst, mehr als du zugeben willst."
Ihre Knie wurden weich, als ob die Kraft sie plötzlich verließ. **Hatte sie ihn wirklich gerufen?** Etwas in ihr wollte widersprechen, wollte die Verbindung zu ihm leugnen, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er Recht hatte. Irgendetwas in ihr hatte sich nach ihm gesehnt, nach der Dunkelheit, die er mit sich brachte. Es war keine gewöhnliche Angst mehr, es war etwas Größeres, Tieferes. Ein Teil von ihr hatte ihn gebraucht.
Er trat näher, sein Blick bohrte sich in ihren, während die Luft um sie herum kälter wurde. Sophia stand wie erstarrt da, unfähig, sich zu rühren, doch sie konnte den Drang nicht ignorieren, ihm entgegenzutreten.
„Was passiert jetzt?" fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Er hob die Hand, und ohne dass sie es wollte, tat sie das Gleiche. Ihre Finger trafen sich in der Mitte des Raumes, doch diesmal war es kein kaltes Glas, das sie berührte. Es war seine Haut - kalt, aber lebendig. Ein Schauer durchlief sie, als ihre Hände ineinander griffen. Sophia spürte die Kälte, die von ihm ausging, während ihre Hände ineinandergriffen. Ihre Gedanken rasten, doch er hielt ihren Blick fest, fast als würde er direkt in ihre Seele blicken. Der Raum um sie herum schien sich noch weiter zu verdunkeln, die Fresken an den Wänden verschwammen, und die einzige Realität, die für sie zählte, war er.
„Warum hast du mich all die Zeit verfolgt? In meinen Träumen?" Ihre Stimme zitterte, und sie konnte kaum glauben, dass sie ihn das fragte. Er schwieg einen Moment, seine Augen leuchteten in dem schummrigen Licht des Raumes auf eine Weise, die ihr Herz schneller schlagen ließ. „Ich war immer bei dir, Sophia. Schon seit dem Moment, als du mich erschaffen hast." Sein Lächeln war sanft, doch seine Worte hallten kalt in ihrem Kopf wider.
„Erschaffen?" flüsterte sie verwirrt.
„Du hast mich nicht nur in deinen Träumen gesehen, weil ich dort sein wollte. Du hast mich gerufen. Seit du denken kannst, hast du diese Geschichten gelesen - dunkle Romane, von verlorenen Seelen und Schatten, die durch die Nacht streifen. Und irgendwann, durch dein Verlangen, durch deine Sehnsucht, wurde ich mehr als nur eine Idee." Er trat näher, seine Hand umfasste ihre noch fester. „Ich war der Schatten, der in den Büchern lebte, aber du hast mir Leben eingehaucht. Und jetzt... jetzt bin ich mehr als nur ein Traum."
Sophia schauderte bei seinen Worten, doch es war kein reiner Schrecken, der sie überkam. Etwas in ihr, tief verborgen, wusste, dass er die Wahrheit sprach. Sie hatte ihn sich immer gewünscht, diesen dunklen Begleiter, ohne es wirklich zu verstehen. „Aber..." Sie zögerte, die Worte formten sich schwer auf ihren Lippen. „Was bist du wirklich? "Sein Lächeln verschwand, und für einen Moment sah sie etwas Trauriges in seinen Augen. „Ich bin ein Schatten, Sophia. Verbannt in die Welt der Dunkelheit. Vor langer Zeit war ich wie du - ein Mensch. Doch ein Unfall hat alles verändert." Er hielt kurz inne, als die Erinnerung an die Vergangenheit durch seinen Blick flackerte. „Ein Motorradunfall. Die Flammen... sie haben mich verzehrt, haben mich in etwas anderes verwandelt. Jetzt bin ich an die Dunkelheit gebunden, unfähig, das Licht zu betreten. Ich kann dir nur in der Nacht begegnen, im Schatten, wo unsere Welten sich überschneiden." Sophias Herz schmerzte bei seinen Worten, doch noch mehr bei der Vorstellung, dass er wegen ihr in diese Welt zurückgekehrt war - aus einem Teil von ihr, der ihn so sehr ersehnt hatte. „Und warum jetzt?" flüsterte sie, obwohl sie die Antwort bereits ahnte.
Er ließ ihre Hand los und trat zurück, seine Gestalt wirkte größer, fast bedrohlicher, doch seine Stimme blieb sanft. „Weil heute Mitternacht der Tag beginnt, an dem du geboren wurdest. Dein Geburtstag, Sophia. Der Moment, an dem unser Schicksal sich erfüllt. Du wirst mich jetzt endgültig sehen können... aber nur, wenn du bereit bist, die Dunkelheit zu akzeptieren."
Sophia spürte, wie ihre Knie weich wurden. Ihr Geburtstag? Sie hatte den Überblick über die Zeit verloren, doch es stimmte - bald würde sie ein Jahr älter werden. Doch es war nicht der Tag, der sie erschreckte, sondern das, was er andeutete. „Und wenn ich dich sehe?"
„Wenn du mich wirklich siehst, wirst du mich nie wieder vergessen können. Aber..." Er hielt inne, seine Stimme wurde leiser, dunkler. „Wenn du deine Augen öffnest, bevor du bereit bist, werde ich verschwinden. Für immer."
Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Der Gedanke, ihn zu verlieren, obwohl sie ihn noch nie wirklich gesehen hatte, schnürte ihr die Brust zu. „Was soll ich tun?" fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Schließe deine Augen." Seine Worte waren wie ein Befehl, und obwohl alles in ihr dagegen ankämpfte, gehorchte sie. „Lass mich näher kommen, und ich werde dir alles zeigen."Sie fühlte, wie er vor ihr stand, die Nähe seiner Präsenz fast erdrückend. Sein Atem streifte ihre Wange, und obwohl sie ihn nicht sehen konnte, wusste sie, dass er sie beobachtete. „Mach die Augen nicht auf, Sophia," flüsterte er. „Vertraue mir."
Sie hörte ein leises Klicken - den Helm, den er immer trug. Sie wusste, dass er ihn abnahm, und der Gedanke daran ließ ihr Herz rasen. Ihr Körper zitterte, ihre Hände waren zu Fäusten geballt, als sie den Drang unterdrückte, die Augen zu öffnen.
„Ich bin kein Mensch mehr," sagte er sanft. „Aber ich bin immer noch da, nur halt anders" Dann, ganz plötzlich, spürte sie seine Lippen auf ihren - kühl, sanft und doch voller einer seltsamen Lebendigkeit. Es war ein Kuss, wie sie ihn nie zuvor erlebt hatte, und für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Ihre Hände suchten instinktiv nach Halt, und sie griff nach seinen Armen, fühlte die Kraft, die von ihm ausging. Als der Kuss endete, hielt sie die Augen immer noch fest geschlossen. Sie wagte nicht, sie zu öffnen, obwohl jeder Teil von ihr es wollte. „Jetzt... jetzt kannst du sie öffnen," sagte er, doch seine Stimme klang anders, als ob sie aus einer anderen Welt käme.
Sie zögerte, kämpfte mit sich selbst, und dann - ganz langsam - öffnete sie die Augen.
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𝔇𝔞𝔯𝔨 𝔯𝔬𝔪𝔞𝔫𝔠 || 𝙏𝙝𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 𝘿𝙧𝙞𝙫𝙚𝙧 ||
Novela Juvenil"The night Driver " ist die Grenzen zwischen Furcht und Verlangen von Dark romance. Begleite Sophia auf ihrem düsteren Weg der Selbstfindung, während sie in das Leben eines geheimnisvollen Bikers gezogen wird, dessen dunkles Geheimnis sie mehr koste...