𝔇𝔞𝔯𝔨 𝔯𝔬𝔪𝔞𝔫𝔠 || 𝙏𝙝𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 𝘿𝙧𝙞𝙫𝙚𝙧 ||

11. 𝑫𝒊𝒆 𝑬𝒏𝒕𝒔𝒄𝒉𝒆𝒊𝒅𝒖𝒏𝒈

Sophia spürte, wie sein Atem die Luft zwischen ihnen zerteilte, als die Dunkelheit dichter wurde. Die Schwere seiner Worte lastete auf ihr wie eine sanfte Umarmung, die sie nicht abschütteln konnte, und gleichzeitig schwelte die unheimliche Frage in ihrem Kopf: Was war, wenn sie ihn wirklich loslassen wollte? Konnte sie es überhaupt? Oder war es schon zu spät, zu tief, zu verwoben mit ihrer Seele, um sich je wieder zu lösen?

Sie nahm all ihren Mut zusammen und stellte die Frage, die ihr seit ihrem ersten Kuss durch den Kopf geisterte. „Wenn ich dich verliere... was bleibt dann von mir?"

Er antwortete nicht sofort. Die Stille zwischen ihnen war fast greifbar, als ob selbst die Dunkelheit den Atem anhielt. Schließlich hörte sie ihn leise, fast schmerzlich flüstern: „Es bleibt das, was du immer warst. Doch mit mir hast du dich verändert, Sophia. Ich bin ein Teil von dir geworden, und selbst wenn du mich nicht mehr willst, wird ein Schatten von mir in dir weiterleben. Wir beide wissen, dass du mich nicht vollständig loslassen kannst, selbst wenn du es versuchst."

Die Ungewissheit in seiner Stimme schien zum ersten Mal greifbar, als ob er selbst die Konsequenzen dieser Wahrheit nicht vollständig verstand. Sophia spürte einen Moment der Schwäche in ihm, etwas, das sie unwillkürlich dazu brachte, ihn trösten zu wollen. Doch konnte man überhaupt einen Schatten trösten? Die Frage schoss durch ihren Kopf, und für einen kurzen Moment fühlte sie sich dumm und naiv, als ob sie sich in etwas verstrickt hatte, das sie nie ganz begreifen würde.

„Du musst dich nicht entscheiden, Sophia. Nicht jetzt. Vielleicht nie. Unsere Verbindung kann weiter bestehen, in der Dunkelheit, im Geheimen. Niemand muss davon wissen. Niemand muss jemals erfahren, wie nah wir uns sind... oder waren." Seine Stimme war jetzt tiefer, sanfter, und sie spürte die Wärme seiner Nähe stärker denn je.

Ihre Hand zitterte leicht, als sie ihn erneut berühren wollte, ihn festhalten wollte, damit er nicht verschwand. Aber irgendetwas in ihr hielt sie zurück. Sie wusste nicht, was es war - vielleicht Angst, vielleicht die Erkenntnis, dass sie ihn nicht ganz besitzen konnte, dass er immer außerhalb ihrer Reichweite bleiben würde. „Was, wenn ich dich mehr will?" flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Atemzug in der Dunkelheit.

Er blieb stumm, und die Stille zwischen ihnen war erdrückend. „Wenn du mich mehr willst," begann er schließlich, „musst du mehr von dir selbst opfern. Ich existiere nicht in der Welt des Lichts, Sophia. Ich kann nur in den Schatten leben. Wenn du mich mehr willst, musst du lernen, in dieser Dunkelheit zu existieren - mit mir."

Sein Angebot hing in der Luft, süß und verlockend und doch voller Gefahr. Die Dunkelheit, die sie einst nur flüchtig berührt hatte, breitete sich nun wie ein dichter Nebel um sie aus, zog sie tiefer, als ob sie mit jedem Atemzug ein Stückchen mehr von sich selbst an ihn verlor.

„Und wenn ich das tue? Wenn ich mich entscheide, bei dir zu bleiben? Was passiert dann?" Sophia wagte es kaum, die Frage laut auszusprechen, doch die Sehnsucht in ihr war zu stark, um sie länger zu unterdrücken.

Er trat noch näher an sie heran, und sie spürte die Kälte, die ihn begleitete, wie eine stille Warnung. „Dann, Sophia... gehörst du für immer zu mir. Aber sei dir bewusst - einmal entschieden, gibt es kein Zurück mehr. Die Dunkelheit fordert ihren Preis. Du wirst mich nie mehr loswerden, selbst wenn du es später bereust."

Sophia zögerte. Die Versuchung war groß, und doch spürte sie die drohende Gefahr, die ihn umgab. War sie bereit, alles zu opfern, was sie war, um mit ihm in der Dunkelheit zu existieren? Oder sollte sie sich zurückziehen, die Verbindung kappen, bevor sie endgültig in die Schatten gezogen wurde?