Spieltagsfrust (Gregor Kobel & Nico Schlotterbeck)

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In Anlehnung an das (zu unrecht) verlorene Spiel gegen Union Berlin (05.10.24) gibt es einen Spieltags OS, den nordic_writer und ich gemeinsam geschrieben haben🤍

Greg

Frustriert warf ich meine Trainingstasche durch den Flur, nur um dann nochmal dagegen zu kicken. Es konnte doch nicht sein, dass wir in der Champions League so ein Spiel zeigen, nur um in der Bundesliga so einen Mist zusammen zu treten. Ich mochte es nicht einmal nur auf den Schiedsrichter oder diese unfaire Art von Union schieben, aber das hat sehr stark dazu beigetragen.
Seufzend ließ ich mich auf mein Sofa fallen. Klar, die Niederlage schmerzte, aber was noch mir noch tiefer in der Seele brannte ist Nico. Auch wenn wir erst kurz zusammen waren kannte ich meinen Schlotti doch gut genug um zu wissen, dass er sich das alles sehr viel mehr zu Herzen nahm, als er es eigentlich musste. An ihm lag es nun gar nicht und doch hat er genauso nach dem Abpfiff getan. Er war der Erste in der Kabine, der Erste im Bus und er hat kein einziges Wort gesagt. Nur ein knappes “sorry”, bevor er die Kabine verlassen hat. Auch auf der Fahrt selbst war es eine sehr unangenehme Stille, weswegen ich ihn auch nicht gefragt habe, ob ich mich zu ihm gehen soll, damit er nicht alleine ist. Auch wenn ich es gerne getan hätte, weil ich mir jetzt schon wieder viel zu viele Sorgen um ihn machte. Auch wenn Nico ein erwachsener Mann war, so konnte auch er mal die Fassung verlieren. Und wenn nicht ausgerechnet auf dem Platz, dann alleine zu Hause. 
Nach einem ewigen Hin- und Herüberlegen hielt ich es dann doch nicht mehr aus und versuchte ihn anzurufen. Wie zu erwarten ging er nicht ran, auch die Nachricht die ich ihm direkt danach schickte wurde lediglich versendet, aber nicht zugestellt. Auf der einen Seite verständlich, auf der anderen konnte ich gerade wahnsinnig werden. Dieser innere Zwiespalt machte mich fertig. Am liebsten wäre ich sofort zu ihm gefahren, aber ich wollte mich auch nicht aufspielen wie der overprotective Boyfriend. Auch wenn er es eigentlich immer süß fand, wenn ich so war. 
Spätestens als Karim mir schrieb und fragte, ob ich bei Nico war, weil er ein ungutes Gefühl hatte, war es vorbei mit mir. Schnell tippte ich eine Antwort, dass ich bei ihm war und er sich keine Sorgen machen musste. Direkt danach sprang ich in mein Auto und fuhr nicht ganz nach Lehrbuch so schnell es ging zu meinem Schlotti, in der Hoffnung, dass er einfach nur auf der Couch saß und an die Wand starrte. Allerdings war diese Hoffnung schnell erloschen, als ich die laute Musik, die er sonst nur beim Training hörte, schon von draußen hörte. Nico bitte hab keinen Blödsinn gemacht! 

Nico

Die letzten Stunden mit dem Flug von Berlin nach Dortmund und der kurzen Fahrt vom Flughafen bis zum Trainingsgelände waren mehr oder weniger an mir vorbeigegangen, so sehr war ich meinen Gedanken nach gegangen. Nach dem verkorksten Spiel hätte ich alles dafür gegeben nicht erst noch eine halbe Ewigkeit gezwungenermaßen mit meinen Mitspielern zusammenzusitzen, zumal wir uns die meiste Zeit ohnehin nur angeschwiegen hatten. Nicht einmal Gregs besorgte Blicke oder Karims Aufmunterungsversuche via WhatsApp hatten dazu beitragen können mich irgendwie aus dem Loch zu holen, in welches ich spätestens nach Abpfiff gefallen war. Nicht nur hatten wir schon wieder Punkte verschenkt, nachdem wir nach dem Spiel gegen Celtic eigentlich gerade wieder etwas in der Spur gewesen waren, ich hatte auch selbst einen schwarzen Tag erwischt. Schon wieder. 

Denn auch wenn mir die Anderen, allen voran Greg und auch meine Familie, immer wieder versichert hatten, dass ich trotz ein paar nicht ganz idealen Spielen immer noch einen guten Job machte, war ich mir da spätestens nach heute doch nicht mehr so sicher. Schon wieder eine gelbe Karte (wobei auch nicht sehr viel bis zur Zweiten gefehlt hatte), eine unterirdische Zweikampfquote und allem voran ein verursachter Elfmeter sprachen recht deutlich eine andere Sprache.

Da ich also absolut keine Lust hatte mir heute schon wieder pseudo aufmunternde Worte von jemandem anzuhören oder zumindest durchlesen zu müssen, hatte ich mein Handy direkt in Flugmodus geschaltet, nachdem wir in Dortmund angekommen waren und war dann auf direktem Weg zu mir nachhause gefahren. Zwar hatte ich als ich ohne Verabschiedung zu meinem Auto verschwunden war noch kurz Gregs etwas besorgten Blick auf mir gespürt aber ich konnte und wollte ihm meine Laune heute Abend wirklich nicht antun. Das hatte er nicht verdient. Immerhin hatte er einen fast genauso miesen Tag gehabt wie ich. 

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