Kater

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Penny Morris saß müde auf der Bettkante, den Kopf in die Hände gestützt. Ihr tat alles weh, und die Kopfschmerzen pochten in ihrem Schädel wie ein Trommelschlag. Die Party gestern Abend war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen, aber als Feuerwehrfrau in Pontypandy musste sie stets die Fassade der Stärke aufrechterhalten. Vor allem hasste sie die schadenfrohen Kommentare von Ellie. Dann erinnert sie sich, dass da ja auch ein jemand mit ihr nach Hause gekommen war. Sie spürte, dass sich jemand neben ihr im Bett sanft bewegte. Sie drehte sich um und sah den Mann an, der noch halb im Schlaf lag. Ein flüchtiger Moment der Unsicherheit überkam sie, doch sie schob den Gedanken beiseite. „Hey," flüsterte sie leise, „ich muss zum Dienst." Sie musste aber sie wollte nicht. Ihr schmerzte alles. Die Party gestern war spontan gewesen. Eine Freundin hatte sie überrascht. Aber später hatte sie dann doch zu tief ins Glas geschaut. Sie bereute es. Er riss sie aus ihren Gedanken.

Er grummelte nur etwas Unverständliches, und Penny war fast erleichtert. Sie wollte nicht tiefer in dieses unglückliche Zusammentreffen eintauchen, geschweige denn herausfinden, wer er wirklich war oder was er von ihr wollte. Vielleicht war es besser so – eine flüchtige Begegnung ohne Bedeutung. Am besten wollte sie sich nie wieder daran erinnern. Penny stand langsam auf, zog ihre Kleidung an und betrachtete sich kurz im Spiegel. Ihre Augen waren gerötet, und sie fühlte sich, als hätte sie Tage nicht geschlafen. Sie atmete tief ein und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Reiß dich zusammen" murmelte sie zu sich selbst.

Nach einer kurzen Katzenwäsche verlies sie das Haus. Zum frühstücken war ihr viel zu übel. Draußen wehte ein kalter Wind, als sie die Haustür hinter sich schloss. Es tat irgendwie gut. Der Weg zur Wache war kurz, und als sie dort ankam, empfing sie sofort der vertraute Geruch von Motorenöl und Kaffee. Sam war bereits da, ein breites Grinsen im Gesicht, als er sie sah. Zumindest war Ellie noch nicht in der Nähe. Sie hatte also noch ein bisschen Ruhe, bis sie die fröhlichen Kommentare ertragen musste.

„Morgen, Penny! Alles klar? Du siehst ein bisschen... müde aus," bemerkte er mit einem Sanften Lächeln. Penny zuckte nur die Schultern. In letzter Zeit hatte Sam mehr Interesse an ihr gezeigt als sonst. Er war ein wenig aufgetaut. Trotzdem wollte sie nicht wirklich preisgeben wie es ihr ging. Also murmelte sie: „Lange Nacht. Aber alles gut." Sam lachte. „Du und deine Partys. Irgendwann wird's dir zu viel, wenn du nicht aufpasst." Penny verdrehte die Augen. Sie versuchte es dennoch auf die lockere Art. „Mach dir keine Sorgen um mich," sagte Penny und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bin hart im Nehmen."

In diesem Moment betrat Elvis die Wache, wie immer in bester Laune. „Guten Morgen, ihr beiden! Bereit für einen neuen Tag voller Notfälle?" Penny stöhnte innerlich, aber sie behielt ihre Fassade aufrecht. „Klar doch, Elvis. Immer bereit." sagte sie angespannt und wandte sich auch direkt ab. Ihr war es zu viel. Sie wollte ihre Ruhe haben. Während sie sich an ihren Platz setzte und sich auf den kommenden Tag vorbereitete, schloss Penny die Augen für einen Moment. Bis 12 Uhr herrschte auf der Wache völlige Ruhe. Das Geräusch von schnarrenden Telefonen und gelegentliches Klicken auf Tastaturen war alles, was die Stille durchbrach. Penny hatte sich an ihren Schreibtisch zurückgezogen, um den Papierkram zu erledigen, der sich wie immer aufgetürmt hatte. Formulare für Einsätze, Berichte über Sicherheitskontrollen und all die anderen bürokratischen Aufgaben, die nie enden wollten. Ihr Kopf schmerzte immer noch ein wenig von der Nacht zuvor, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht ständig auf die Uhr zu schauen.

Plötzlich hörte sie, wie jemand hinter ihr die Tür öffnete, und bevor sie sich umdrehen konnte, stand Ellie Phillips vor ihr. „Naaa, viel Spaß gehabt gestern Abend?" fragte sie mit einem neckischen Lächeln.

Penny schnaubte und legte den Stift beiseite. Sie hatte absolut keine Lust auf dieses Gespräch. „Was meinst du damit?" fragte sie knapp.

Ellie lachte und stützte sich mit beiden Händen auf Pennys Schreibtisch. „Oh komm schon, Penny. Du warst doch gestern auf der Party, oder? Warum warst du nicht mit Sam da? Ist er nicht dein Liebster?" Ihr Lächeln war breit, fast schon herausfordernd.

Penny spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Sie war schon genervt, bevor das Gespräch richtig begonnen hatte. Sam Jones war in letzter Zeit ein beliebtes Gesprächsthema unter den Kollegen gewesen, besonders bei Ellie. Die ständigen Anspielungen machten Penny langsam wahnsinnig. „Zwischen Sam und mir ist nichts. Wie oft soll ich dir das noch sagen?" Ihre Stimme war schärfer, als sie beabsichtigt hatte, aber es war ihr egal. Sie wollte, dass dieses Gerede endlich aufhörte.

Ellie zog eine Augenbraue hoch und grinste spöttisch. „Ach ja? Und deshalb bringst du nach jeder Party allein gelassene Ehemänner mit nach Hause, nur um deinen Frust zu stillen, ja?" Pennys Augen blitzten auf, und sie spürte, wie sich ihre Wut zusammenbraute. „Das ist nicht fair, Ellie," sagte sie leise, aber mit einem deutlichen Biss in ihrer Stimme. „Du weißt gar nichts über mich." Ellie hob abwehrend die Hände, aber ihr Grinsen verschwand nicht. „Hey, ich mach nur Spaß. Aber komm schon, Penny. Du kannst nicht so tun, als ob es keiner bemerkt hat. Du und Sam – da ist doch was. Ihr hängt ständig zusammen ab, und jedes Mal, wenn du ihn ansiehst, sehe ich, wie du rot wirst."

Penny stand abrupt auf und stieß dabei ihren Stuhl zurück. „Es gibt nichts zwischen mir und Sam!" Sie kniff die Augen zusammen und atmete schwer. „Und was ich nach Partys mache, geht dich überhaupt nichts an. Nur weil ich jemanden mit nach Hause nehme, heißt das nicht, dass du dir irgendeine Geschichte darüber ausdenken kannst."Ellie blieb jedoch unbeeindruckt von Pennys Ausbruch und zuckte nur mit den Schultern. „Du bist vielleicht hart, Penny, aber ich glaube, du versuchst, etwas vor uns allen zu verbergen." Penny ballte die Fäuste und wollte gerade etwas sagen, als die Tür zur Wache aufging und Sam selbst eintrat. Er sah von Ellie zu Penny und runzelte die Stirn. „Was ist hier los?"Ellie grinste wieder, als ob nichts gewesen wäre. „Oh, nichts Besonderes, Sam. Nur ein kleines Gespräch unter Freundinnen."

Penny drehte sich schnell um und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, ohne Sam anzusehen. „Nichts, was dich betrifft, Sam. Geh einfach deiner Arbeit nach." Sam sah sie einen Moment lang fragend an, sagte aber nichts weiter. Er kannte Penny gut genug, um zu wissen, wann es besser war, nicht nachzufragen. Nachdem Sam aus dem Raum gegangen war, lehnte sich Ellie wieder über den Schreibtisch und flüsterte: „Du kannst es leugnen, so viel du willst, Penny. Aber irgendwann wirst du dir eingestehen müssen, was du wirklich willst."Penny war inzwischen so wütend, dass sie kaum noch klar denken konnte. „Verschwinde, Ellie. Ich hab keine Zeit für deine Spielchen."Ellie schüttelte den Kopf und ging, aber nicht ohne ein letztes Grinsen in Pennys Richtung. „Wie du willst. Aber denk dran, ich hab's dir gesagt."

Als Ellie endlich den Raum verließ, sank Penny in ihren Stuhl zurück und starrte die Papiere auf ihrem Schreibtisch an, ohne sie wirklich zu sehen. Ihre Hände zitterten leicht, und sie spürte, wie die Anspannung in ihrem Körper zunahm. Warum musste Ellie immer wieder auf dieses Thema herumreiten? Nur weil sie und Sam gut zusammenarbeiteten, hieß das noch lange nicht, dass da etwas Romantisches lief. Doch tief in ihrem Inneren wusste Penny, dass Ellie zumindest in einem Punkt recht hatte. Sie hatte Gefühle für Sam, und diese Tatsache war das, was sie wirklich frustrierte. Aber es war kompliziert. Viel zu kompliziert, um es jemals zuzugeben – vor allem sich selbst gegenüber.

Eine Weile starrte Penny einfach nur ins Leere, bis das Funkgerät plötzlich laut knackte. „Einsatz für alle Einheiten. Feuer in der Nähe der Hafenanlagen. Verdacht auf Gasleck." Penny sprang auf, ihre persönlichen Probleme sofort beiseitegeschoben. In diesem Moment war sie nicht mehr die verletzte Frau, die sich mit ihren Gefühlen herumschlug. Sie war Feuerwehrfrau Penny Morris, bereit für den nächsten Einsatz. Sie schnappte sich ihre Ausrüstung und eilte hinaus, wo bereits Sam, Elvis und Arnold auf sie warteten.

„Bereit?" fragte Sam, als sie sich zu ihm gesellte.
Penny nickte, fest entschlossen, sich jetzt auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Immer."

Unexpected bounds Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt