Wiedersehen

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Penny stand da, wie erstarrt. Es haute ihr regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Sie kannte seinen Namen nicht einmal, aber sie wusste genau, wie er im Bett war. Der Abend war verschwommen in ihrer Erinnerung, eine Mischung aus Wärme, Leidenschaft und dem leichten Schwindel, den der Alkohol verursacht hatte. Doch eine Sache blieb ihr deutlich im Gedächtnis – sein Parfüm. Dieser unverkennbare Duft, der süß und maskulin zugleich war, hatte sich in ihre Sinne gebrannt, und sie roch ihn noch jetzt, als würde er immer noch in ihren Laken hängen.

Er betrat den Raum, ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen. Er wirkte so lässig, so selbstsicher, als würde ihm die Welt gehören. Während er ihre Kollegen begrüßte, hörte Penny seine Stimme wie durch eine dicke Schicht Watte. Die Gespräche um sie herum waren dumpf, verschwommen. Ihr Herz schlug zu laut in ihren Ohren, als dass sie irgendetwas richtig verstehen konnte.
Warum war ausgerechnet er hier? Hätte Boyce nicht jemanden anderen schicken können? Sie konnte es kaum fassen. Penny hatte gedacht, dass diese Begegnung eine einmalige Sache war, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Und jetzt stand er hier, mitten auf ihrer Feuerwache, und es fühlte sich an, als wäre die Luft zwischen ihnen elektrisch aufgeladen.

Ihre Gedanken wanderten zurück zu jener Nacht. Sie erinnerte sich an seine Küsse, seine warmen Lippen auf ihren, und wie er sie mit seinen starken Armen umschlungen hatte. Er hatte sie so gehalten, als wäre sie zerbrechlich, als könnte sie in jedem Moment zerfallen, und doch war da auch eine gewisse Wildheit in seinen Bewegungen gewesen. Sie hatte sich sicher gefühlt in seiner Nähe, geschützt, obwohl sie wusste, dass sie ihn kaum kannte.

Penny spürte, wie ihre Hände leicht zitterten, während sie unbewusst aneinander vorbeistrichen. Es war eine flüchtige Berührung, aber sie ließ eine Schauerwelle durch ihren Körper jagen. Sie sah, wie er sie aus den Augenwinkeln beobachtete, und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Es war ein winziger Augenblick, aber genug, um all die Erinnerungen wieder hochzuspülen. Sie wollte ihn berühren. Sie wollte ihn küssen. Ihn umarmen.
Aber sie durfte nicht. Nicht hier, nicht jetzt. Das war ihre Feuerwache, und sie war Penny Morris die starke, unabhängige Feuerwehrfrau. Sie hatte sich geschworen, sich nicht in solche Situationen hineinziehen zu lassen, besonders nicht mit einem Mann, dessen Namen sie nicht einmal wusste. Doch ihr Körper schien anderer Meinung zu sein. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust, und sie konnte kaum klar denken.

Er ging langsam an ihr vorbei, die gleiche sanfte Selbstsicherheit in seinem Gang, die sie in jener Nacht so fasziniert hatte. Ihre Hände berührten sich flüchtig, als er an ihr vorbeiging – es war nur eine kurze, kaum spürbare Berührung, aber sie fühlte sich an wie ein Feuerwerk unter ihrer Haut.
Was machen wir hier?*dachte Penny verzweifelt. Sie wusste, dass sie professionell bleiben musste, doch jede Faser ihres Körpers schrie danach, ihm näherzukommen. Sie spürte den Drang, sich umzudrehen, ihn zu rufen, ihm all die unausgesprochenen Worte entgegenzuwerfen, die seit dieser Nacht in ihr brodelten.

Doch stattdessen blieb sie starr, versuchte, ihren Atem zu kontrollieren, während er sich weiter mit ihren Kollegen unterhielt, als wäre nichts passiert.

Jake Miller. So hieß er. Jetzt, da sie seinen Namen kannte, wurde die Situation nicht weniger surreal, sondern noch intensiver. Er hatte sich kurz vorgestellt, als wäre nichts Besonderes passiert, als wäre er nur ein weiterer Feuerwehrmann, der neu im Team war. Doch für Penny war er viel mehr als das. In ihrem Kopf liefen die Erinnerungen an die vergangene Nacht in Endlosschleife ab, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht völlig den Faden zu verlieren.

Jake sprach mit einer tiefen, warmen Stimme, als er von seiner Arbeit und seinen Hobbys erzählte. „Ich liebe meine Arbeit als Feuerwehrmann“, hatte er gesagt und dabei so aufrichtig gelächelt, dass Penny fast vergessen hätte, wie sehr sie sich zusammenreißen musste. „Ich gehe oft ins Fitnessstudio und reite in meiner Freizeit. Das hilft mir, den Kopf freizukriegen.“
Natürlich, dachte Penny. Natürlich geht er ins Fitnessstudio und reitet. Warum auch nicht? Er war fit, stark, hatte diese entspannte Selbstsicherheit, die nur jemand haben konnte, der vollkommen in sich ruhte. Es machte nur Sinn, dass er solche Hobbys hatte.
Als er sich vorgestellt hatte, nickten die anderen Kollegen interessiert, und einer nach dem anderen stellte sich ebenfalls vor. Sam erzählte von seiner langen Karriere bei der Feuerwehr in Pontypandy, und Elvis, immer der Clown, fügte noch ein paar lockere Witze ein, um die Stimmung aufzulockern. Penny hörte das alles nur halb, ihre Gedanken waren zu sehr auf Jake fixiert.

Dann kam ihre Reihe.

Sie spürte, wie ihr Herzschlag schneller wurde, als alle Augen auf sie gerichtet waren. Normalerweise machte es ihr nichts aus, vor ihrem Team zu sprechen, sie war schließlich eine erfahrene Feuerwehrfrau, aber heute... heute war alles anders. Ihre Kehle fühlte sich trocken an, als sie versuchte, ein paar Worte herauszubringen.

„Äh... ich bin Penny... Penny Morris,“ stotterte sie, und ihre Stimme klang irgendwie fremd in ihren eigenen Ohren. Sie räusperte sich, versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Ich arbeite schon seit... einigen Jahren hier.“

Mehr brachte sie nicht heraus. Es war, als hätte sich ihre Zunge verknotet, und die Worte blieben in ihrem Hals stecken. Sie konnte spüren, wie ihre Wangen heiß wurden, während sie in Jakes Richtung schielte. Innerlich hatte sie den drang sich selbst eine Ohrfeige zu geben. Sie fühlte sich wie ein verrückter Tennie. Er lächelte sie an, dieses sanfte, verständnisvolle Lächeln, das sie so gut von der vergangenen Nacht kannte. Seine braunen, welligen Haare fielen ihm locker ins Gesicht, und er strich sie mit einer lässigen Bewegung zur Seite. Er wirkte so... entspannt. Als ob alles völlig normal wäre.

Penny hingegen fühlte sich, als würde sie jeden Moment explodieren. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, und sie spürte, wie ihre Knie fast nachgaben. Seine Sommersprossen, die sie schon in der Nacht fasziniert hatten, zeichneten sich deutlich auf seiner leicht gebräunten Haut ab.

Verdammt, warum musste er auch noch so gut aussehen?, dachte Penny. Es war, als würde er ihre Gedanken lesen können, denn sein Lächeln vertiefte sich für einen Augenblick, und er schien die Spannung zwischen ihnen zu spüren.
Die anderen bemerkten nichts, oder wenn doch, dann ließen sie es sich nicht anmerken. Sie war so froh, dass Ellie nicht da war. Sam redete weiter über die bevorstehenden Übungen, während Penny sich zwang, ihren Blick von Jake abzuwenden und sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren.

Aber es war schwer. Jede kleine Bewegung von ihm, jeder Blick, den sie unabsichtlich in seine Richtung warf, schien die Erinnerung an die vergangene Nacht nur noch stärker in ihr Gedächtnis zu rufen.

Heyy,, hoffentlich geht es euch allen gut. Es freut mich zu sehen, dass meine Story gelesen wird. Über Feedback würde ich mich riesig freuen und natürlich für Ideen für den weiteren Verlauf.

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