Kapitel 8

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Das Wochenende war, wie erwartet, wunderschön gewesen. Ari und ich hatten viele Spiele gespielt, teils sogar zusammen mit Jovanna und Alicé aus unserem Jahrgang.
Mit Titus und Darwin waren wir albernd durch das Schloss und seine Ländereien gestreift, wobei wir uns natürlich des Öfteren verlaufen hatten.

Das Wetter war rauer geworden und die Temperaturen stark gesunken, was auch der Grund war, warum immer weniger Schüler draußen anzutreffen waren.
Stattdessen hatten sich die Gemeinschaftsräume in summende Bienenstöcke verwandelt: jeder Sessel war besetzt und auch auf den Fensterbänken hatten die Schüler es sich bequem gemacht.
Die Kamine brannten die gesamte Zeit und schafften eine gemütliche Atmosphäre.

Alles in allem fühlte ich mich wie in einem schönen Traum. Das beste dabei war das Wissen, dass ich nicht träumte.

Die neue Woche hatte nun wieder angefangen und ich hatte mich mit Feuereifer in den ganzen neuen Lernstoff gestürzt. Es machte mir großen Spaß mehr über die Magie zu lernen und ganz besonders, sie auch anzuwenden.

Heute, am Mittwoch der zweiten Septemberwoche, hatten wir Slytherins uns gemeinsam mit den Ravenclaws im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste eingefunden.

Der Platz neben mir war allerdings nicht wie sonst von Ari besetzt, sondern von Titus; denn meine beste Freundin hatte sich eine ordentliche Erkältung eingefangen und war von Madame Pomfrey für heute krankgeschrieben. Sie war darüber ganz und gar nicht begeistert gewesen, denn Verteidigung hatte es ihr bisher am meisten angetan.

Zu Beginn der Stunde sollten wir erneut den Protego üben, der inzwischen ausnahmslos allen gelang, manchen leichter anderen schwerer.

Professor Lloyd lobte uns und meinte erfreut:
,,Dann seid ihr jetzt bereit für euren ersten Angriffszauber! Wer von euch kann mir denn einen solchen Zauber nennen?"
Einige Schüler meldeten sich und nannten Sprüche, die ich noch nie gehört hatte.

,,Super, ihr kennt ja schon wirklich einige. Heute werden wir uns dem Stupor widmen, einem leichten Schockzauber."

Die Professorin zeigte uns die zugehörige Bewegung und wir sollten sie nachmachen. Danach sprachen wir den Zauber im Chor.
Als alle die Bewegung präzise beherrschten und unsere Aussprache klar war, lies sie uns in Zweierpaaren aufstellen.

Eine Person sollte den Schild-Zauber aufrecht halten, die andere Person durfte den neuen Zauber ausprobieren. Titus und ich beschlossen, dass er er zuerst den Stupor üben durfte.

Auf das Zeichen Professor Lloyds hin sagte mein Freund, genau wie die anderen, mit klarer und bestimmter Stimme: ,,Stupor!", und ein blauer Lichtstrahl zerschlug mein Schutzschild.
,,Super gemacht Titus, du hast es geschafft!", rief ich ihm zu und er strahlte.

Noch ein paar Mal übte er das ganze, dann fragte er mich:
,,Willst du jetzt?"
Mein Herz schlug aufgeregt schneller und ich schluckte, bevor ich mich zu einem Nicken überredete.
Was war schon dabei, dass ich auf einmal so ein komisches Gefühl hatte?!

Titus und ich tauschten die Plätze und ich warf einen Blick auf meine Mitschüler. Sie schienen alle mehr oder weniger erfolgreich zu sein.
Ein Gryffindor wurde gerade von den Füßen gerissen und blieb dort liegen, unsere Lehrerin war sofort bei ihm und half, ihn wieder aufzurichten.

Trotz der tapferen Mine, die er machte, kam ich nicht umhin den Schmerz zu bemerken, den er zu verbergen versuchte. Wie oft hatte ich das gleiche getan?

Ich wendete mich ab und fühlte mich direkt schwindelig. Da waren wieder diese Bilder.
Erinnerungen.
Sie waren nicht real, nicht mehr. Doch in diesem Moment verschwand dieses Wissen in meinem Unterbewusstsein.

In memoria tenereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt