Kapitel 16

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Natürlich blieb ich in dieser Nacht nicht von meinem Traum verschont. Er war sogar noch lebhafter als zuvor. Doch etwas war anders. Diesmal wusste ich, dass ich nicht alleine lief. Und ich wusste, dass sie mit mir liefen und mir nicht hinterher rannten. Dennoch konnte ich den Kopf nicht drehen um zu schauen, wer es war. Außerdem ging mein Traum weiter als sonst.

Ich lief weiter und weiter. Das Heulen nahm an und wurde immer lauter. Ich flog über den Boden hinweg. In der Ferne kam eine kleine Lichtung zum Vorschein. Als ich noch näher heran kam, sah ich auf der Lichtung einen Schemen. Es saß ein Wolf dort. Er sah aber anders aus, als jeder Wolf den ich je Gesehen hatte. Er war beige. Ich und meine Gefährten hatten die Lichtung schon fast erreicht. Der Wolf öffnete die Augen und sah mich an. Seine Augen waren blau wie der Himmel, wenn die Sonne schien.

Und wieder einmal wachte ich auf. Ich keuchte, als wäre ich einen ganzen Tag gelaufen. Zunächst wusste ich nicht, wo ich war. Ich kniff die Augen zusammen. "Zeyna was ist los?", fragte mich eine besorgte Stimme, die ich allerdings nicht sofort zuordnen konnte. Ich rappelte mich von meinem Bett auf. Dabei stieß ich beinahe mit jemandem zusammen. Ich schüttelte mich und mir viel wieder ein, wo ich war. Ich war in Shanes Bau. Und die Stimme, die mich gefragt hatte, was los sei gehörte niemand anderem, als meinem Alpha. "Es ist alles in Ordnung ich hatte nur wieder diesen Traum.", versuchte ich ihn zu beschwichtigen.

Dies schien jedoch genau das Gegenteilige zu bewerkstelligen. Nervös lief Shane in seinem Bau auf und ab. Mir blieb nichts anderes übrig, als an Ort und Stelle stehen zu bleiben und Shane dabei zuzusehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, blieb er ein wenig entfernt von mir stehen und sah mich eindringlich an. "Ab sofort wirst du nicht mehr alleine mit den beiden Wölfen sein. Du wirst immer Jacopo und Chiara mitnehmen! Haben wir uns verstanden?", sagte er bestimmt und sah mich eindringlich an. Ich seufzte leise und trat einen Schritt auf Shane zu. "Shane sie werden mir nichts anhaben. Wenn sie dies gewollt hätten, dann hätten sie es schon längst getan. Ich brauche keine ..", weiter kam ich nicht denn Shane sprang auf mich zu und baute sich vor mir auf. Er hatte sein Nackenfell hochgestellt und die Zähne gefletscht. "Du wirst mir gehorchen Zeyna.", knurrte er. Dieser Umstand machte mich irgendwie sauer.

Ich baute mich ebenfalls vor Shane auf und sträubte mein Nackenfell. "Du hast mir doch selbst gesagt, dass ich nicht immer so unterwürfig sein soll", fuhr ich ihn meinerseits an. "Warum musst du grade dann anfangen auf mich zu hören, wenn du mal ausnahmsweise auf mich hören sollst?", brüllte er mich an, sodass man ihn höchst wahrscheinlich auf der ganzen Lichtung gehört hatte. Ich ließ mich davon jedoch nicht unter kriegen. Ich blieb bei meiner Meinung.

"Shane du hast mir die beiden anvertraut und dadurch bin ich jetzt nicht mehr nur dir verpflichtet. Ich bin auch ihnen verpflichtet und natürlich auch meiner Pflicht ihnen alles bei zu bringen, was ich weiß.", sagte ich fest, "Und ich kann auf sie keine Autorität ausüben, wenn du mir diese nicht gewährst. Und wenn du sie mir nicht gewährst, - Nein lass mich ausreden-", sagte ich, da er mich unterbrechen wollte. Dann fuhr ich fort.

"Und wenn du mir diese Autorität nicht gewährst, dann muss ich sie mir eben nehmen. Denn ich bin für das Überleben dieser beiden Wölfe verantwortlich. Und wenn ich dafür nicht das mache, was genau du willst, dann muss es wohl oder übel so sein.", beendete ich meine Rede und holte endlich mal wieder Luft.

Shane stand verdutzt und mit offener Schnauze vor mir. Diese Ansprache hatte er wohl nicht von mir erwartet. Er blinzelte ein paar mal und öffnete und schloss dabei die Schnauze. Man sah, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Ich starrte ihm einfach weiter unerschrocken in die Augen. Nach einigen Momenten, entspannte sich seine Haltung. Er hatte wohl eingesehen, dass er mich nicht zwingen konnte mich um zu entscheiden. "Zeyna. Ich möchte dich doch nur beschützen.", sagte er fast mutlos.

Ich entspannte nun auch meine Haltung. Mein Blick wurde sanft und ich lächelte ihn schon fast an. "Shane ich weiß, dass du mich beschützen willst. Aber das brauchst du in dieser Hinsicht wirklich nicht.", setzte ich an. Dann über legte ich kurz, sollte ich ihm den Gefallen tun und doch noch nachgeben? Er wollte ja wirklich nur das beste für mich. Er hatte ja nur Angst, dass mir etwas geschehen könnte. "Aber wenn es dich beruhigt, werde ich sie nicht alleine unterweisen. Ich werde immer zu mindestens Jac oder Chiara mitnehmen, wenn ich außerhalb der Lichtung mit ihnen trainieren sollte.", gab ich ein wenig nach, damit er seinen Frieden finden könnte.

Dankbar nickte Shane dich öffnete dann noch die Schnauze. Wahrscheinlich wollte er mir in dieser Hinsicht doch noch wieder sprechen. "Nein Shane ich kann nicht immer beide mitnehmen. Außerdem wird es ihnen schwer fallen mich und einen der beiden so sehr zu täuschen. Mir wird durch die beiden keine Gefahr drohen und ich werde dir auch nur so weit entgegen kommen. Du kannst nicht andauernd drei deiner Wölfe entbehren. Es sind auch noch andere Dinge zu tun in unserem Rudel.", versuchte ich es mit Vernunft.

Dhane schloss daraufhin auch wieder die Schnauze. Seine Augen funkelten vor verstehen. Meine Argumente waren auch sehr logisch. Dann nickte er. Ich hatte gewonnen in dieser Hinsicht. "Aber du nimmst sie immer Abwechselnd mit, sodass die beiden sich nicht zu schnell an Blake und Coal gewöhnen und dann eventuell doch noch Blind werden und die beiden es schaffen sie zu täuschen.", sagte er mit strengem Ton und ich beschloss ihm diesen Gefallen ebenfalls zu gewähren. So hatte er seine Ruhe und ich meine ebenfalls.

Nun wurde mir die späte Zeit und mein plötzliches Erwachen bewusst. "Shane wir sollten uns jetzt wieder hinlegen. Es ist spät und wir sind mitten in der Nacht aufgewacht. Wir sollten schlafen.", sagte ich zu ihm und konnte mir grade so ein gähnen verkneifen. Shane nickte und ging zu seinem Moosbett. Dann drehte er sich ein paar mal im Kreis um es sich bequem zu machen. Dann legte er sich hin. Ich tat es ihm nach und legte mich hin. Und zum erstem Mal seitdem ich diese Träume hatte, konnte ich danach wieder einschlafen.

Zeyna - die Geschichte einer Wölfin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt