Ich ging zurück zu Shanes Bau. Vor dem Eingang blieb ich kurz stehen und atmete tief durch. Mir war das, was ich alles erfahren habe zu viel. Erst sprach niemand über meine Mutter und dann wussten doch alle bescheid. Zumindest meine Freunde hätten mir etwas berichten können. Aber nein sie mussten ja unbedingt den Mund halten. Sie hatten noch mehr Geheimnisse vor mir und diese schienen nicht unwichtig zu sein. Aber ich hatte ja auch gewisse Geheimnisse vor meinen Freunden. Gewisse fellige Geheimnisse direkt an der Grenze unseres Reviers. Aber das würde ja morgenein Ende finden. Morgen beim Neumondritual würde ich sie zu Shane bringen. Ich atmete noch einmal tief ein und aus. Dann trat in ein. Shane lag schon auf seinem Moosbett. Ich schlich an ihm vorbei, um ihn nicht aufzuwecken. Dann legte ich mich auf mein Moosbett und schloss die Augen. Morgen würde sich mein Leben für immer verändern. Morgen würde ich gegen jegliche Regeln verstoßen und die beiden unbekannten Wölfe zu unserem Neumondritual bringen. Die Gedanken schwirrten in meinem Kopf. Ich konnte jetzt nicht ans schlafen denken. Was würde passieren, wenn Shane wütend werden würde? Konnte er mich dann aus dem Rudel jagen? Was würden Jacopo und Chiara über mich denken?
Nach einer gefühlten Ewigkeit verfiel ich in einen unruhigen Schlaf. Ich träumte zwar nicht meinen Traum, allerdings träumte ich von einem großem Unheil. Ich war der einzige Wolf, das einzige Wesen, welches noch auf diesem Planeten lebte. Ziellos irrte ich umher und suchte irgendein Lebenszeichen.
Ich wachte vor Sonnenaufgang auf. Ich konnte nicht mehr ruhig liegen. Mein Traum und mein heutiges Vorhaben wühlten mich zu sehr auf. Ich stand auf und streckte mich. Dann sah ich zu dem Fleck, auf dem Shane eigentlich liegen sollte. Er war nicht da. Ich ging aus seinem Bau und streckte mich. Ich schaute hinüber zu meinem Stein. Chiara und Jacopo waren auch nicht da. Mein Magen knurrte und ich ging zur Futterstelle. An der Stelle an der ich immer fraß, lag ein Kaninchen. Ich schnupperte misstrauisch an ihm noch gut in Erinnerung, was das letzte mal mit einem Kaninchen war, dass für mich bestimmt war. Genau wie letztes mal konnte ich nichts verdächtiges riechen. Ich tippte es mit der Pfote an und rollte es zur Seite. "Du kannst das ruhig fressen.", sagte eine Stimme hinter mir und ich erschrak. Ich drehte mich um und vor mir stand Malliqua. Ich schaute sie fragend an und sie deutete mit ihrer Schnauze auf das Kaninchen. "Das hat Jacopo dir da heute hingelegt, bevor er mit Chiara und Shane los zum Jagen ist.", war ihre Erklärung und sie ging weg, ohne noch etwas zu sagen.
Ich legte mich schließlich an Ort und stelle hin und begann zunächst zaghaft und dann genussvoll an dem Kaninchen zu knabbern. Ich musste Jacopo danken, wenn er wieder da war. Das Kaninchen schmeckte vorzüglich. Als ich fertig war, leckte ich mir noch Pfoten und Schnauze ab. Dann trug ich die Knochen vom Lager weg und verbuddelte sie. Es war noch sehr früh am Tag und ich beschloss nachzusehen, ob ich irgendetwas im Lager tun konnte.
Im Lager traf ich auf Melanie, die mir einen bösen Blick zuwarf. Ich konnte mir schon denken, weshalb. Sie mochte es bestimmt gar nicht, dass ich in Shanes Bau geschlafen hatte. Er hat sie aus seinem Bau geworfen, als sie ungefähr in dem Alter war, in dem ich nun war. Aber ich konnte doch nichts dafür, dass er meinetwegen momentan so über fürsorglich war. Oder doch?
Es stellte sich raus, dass ich mir darüber nicht länger Gedanken machen konnte. Denn kurz darauf kam einer der Ältesten auf mich zu, den wir alle nur unter Narbengesicht kannten. Er hatte eigentlich einen anderen Namen, allerdings wusste ich ihn nicht. Außerdem war er ziemlich verschlossen und redete kaum mit uns jüngeren Wölfen, sodass wir seinen wahren Namen nicht kannten. "Hey Zeyna. Holst du neues Moos für unser Lager? Unseres ist schon durch gelegen und gar nicht mehr weich.", fragte beziehungsweise sagte er zu mir. Wenn die Ältesten was sagten, sagte man nicht nein. Nicht einmal Shane verweigerte ihnen ihre Wünsche. Ich nickte also und ging in den Wald.
Ich brauchte eine gefühlte Ewigkeit um das passende Moos für ein Bett zu finden. Zu dieser trockenen Jahreszeit wuchs das Moos nicht besonders gut, wohingegen es wenn es regnete geradezu gedieh. Ich schnappte mir also ein Maul voll und trat den Heimweg an. Moos schmeckt wiederlich. Schon nach kurzer Zeit hatte ich einen schlimmen modrigen Geschmack im Maul und beschloss deswegen einen kleinen Umweg zu laufen, um an einem Wasserloch vorbei zu kommen. Ich legte das Moos sorgfältig ein paar Schritte vom Wasser entfernt ab, damit es auch ja nicht nass wurde. Nasses Moos schimmelt sehr schnell. Und wenn das Moos der Betten schnell schimmelt, dann musste man schnell wieder los um neues, übel schmeckendes Moos zu holen. Ind das wollte ich vermeiden.
Das Wasser war herzlich erfrischend. Als ich den ekligen Geschmack endgültig hinaus gespült hatte, nahm ich das Moos wieder ins Maul und lief schnell zum Lager zurück. Angekommen ging ich in die Ecke, in denen die Alten lagen und legte es ab. Narbengesicht war nicht da. Es wäre aber auch zu viel verlangt gewesen, wenn er mir gedankt hätte. Die Alten dankten einem nicht für die Sachen, die man für sie tat.
Mittlerweile waren Jacopo, Chiara und Shane wieder zurück vom Jagen. Ich ging zu ihnen rüber um sie zu begrüßen. Ich verbeugte mich kurz vor Shane und begrüßte dann meine Freunde, indem ich sie mit der Schnauze berührte. Ich war ihnen immer noch ein klein wenig böse, weil sie mir verheimlicht hatten, was sie über meine Mutter wussten. Aber all zu böse konnte ich ihnen auch nicht sein, weil ich ja auch etwas vor ihnen verheimlichte. "Hi", sagte ich zu ihnen. Sie antworteten, indem sie mir entschuldigend in die Seite stupsten. "Ist ja schon gut.", sagte ich, während ich an mein heutiges, schwarzfelliges Vorhaben dachte. Vielleicht wäre es einfacher für mich, wenn ich die beiden einweihen würde? Nein bestimmt nicht. Sie würden versuchen es mir auszureden und ich konnte Blake und seinen Bruder Coal schließlich nicht einfach so im Stich lassen.
"Zeyna?", befreite mich Jac's Stimme aus meinen Gedanken. "Hmmm?", machte ich und sah ihn fragend an. "Ich habe dich grade drei mal gefragt, ob du mit uns etwas durch den Wald laufen möchtest.", sagte er und schaute mich mit einem nachdenklichen Blick an. "Ja natürlich", antwortete ich erfreut darüber, dass die beiden etwas mit mir machen wollten.
So Leute hier ist endlich das nächste Kapitel. Ihr dürft mich ruhig erschlagen, weil es so lange gedauert hat. Allerdings habe ich im Moment echt viel mit meinen Abi Vorbereitungen zu tun :/ ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein Kommi da lassen würdet.
Liebe Grüße eure Vannyfee
DU LIEST GERADE
Zeyna - die Geschichte einer Wölfin
FantasyZeyna ist eine junge Wölfin mit ihr noch unbekannten besonderen Fähigkeiten.In ihrem Rudel ist sie nicht grad Beliebt, da sie anders ist als alle anderen. Ein unheil wird über ihr Rudel kommen und es fängt alles mit einem Traum an.