Kapitel 5

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Ich stand da jetzt alleine im Lager und hatte genug Zeit zum nachdenken. Warum schickte Shane alle aus dem Lager und ließ mich einfach so da liegen? Warum war er mir gegenüber so offen, wenn er den anderen doch ein strenger Rudelführer war? Warum hatte ich das Gefühl ihm als einzigem Vertrauen zu können? Warum bot er mir sein Fressen an? Fragen, auf die ich wohl nie eine Antwort erhalten werde. Ich stand auf und ging wider zu Shanes Bau. Ich erwartete fast, dass Shane genauso wie vorhin aus dem Bau kam, aber das ging ja gar nicht. Also ging ich in den Bau. Tatsächlich lag in einer Ecke ein kleines Schnee weißes Kaninchen. Eigentlich wusste ich, dass ich langsam essen sollte. Aber bei dem Anblick, lief mir das Wasser im Mund zusammen und ich machte mich schnell über mein Fressen her. Das Kaninchen schmeckte herrlich frisch. Nur war es zu schnell aufgefressen. Die Knochen und das Fell schob ich zu einem Haufen. Ich setzte mich davor und wartete. Warum brauchte Shane so lange? Wie weit musste er das Rudel weg geschickt haben, wenn er so lange brauchte? Um es mir ein wenig gemütlicher zu machen, legte ich mich hin. Eigentlich hätte ich ja hell wach sein müssen, da ich so lange durch geschlafen hatte, aber dennoch fielen mir die Augen nach wenigen Augenblicken zu. Mein Traum setzte ein. Jedoch später als sonst.

Ich stand am Wasserloch und wollte trinken, als ich ein Gesicht sah welches aussah wie meins, nur dass das Fell gräulicher war als meines und die Augen komplett weiß wie die Augen eines Geistes. Schnell drehte ich mich um, um zu sehen, ob jemand hinter mir steht. Doch da war keiner. Schnell drehte ich mich zurück aber das Gesicht war auch aus dem Wasserloch verschwunden. "Mama", flüsterte ich traurig und beugte mich runter um zu trinken. Plötzlich hörte ich ein weit entferntes Heulen. Sofort lief ich los und wurde immer schneller und schneller. Meine Pfoten schwebten praktisch über den Waldboden hinweg. Ich kam dem Heulen immer näher und näher. Ich musste nur noch um eine Ecke biegen und dann wäre ich da. Auf einmal störte etwas meine Aufmerksamkeit. "Zeyna!", hallte es zunächst leise doch dann immer lauter. Es hörte sich fast panisch an.

Ich öffnete die Augen. "Zeyna!", Shane stand vor mir er sah besorgt aus. "Zeyna du bist wach! Göttin sei Dank!", rief er aus. Ich stand auf und schüttelte mich. "Entschuldige Shane ich wollte nicht einschlafen", erwiderte ich. Da viel mir auf, dass wir in seinem Bau waren. Das musste heißen, wenn er wieder hier war, dass Jacopo und Chiara auch wieder da sein mussten. "Du warst so unruhig in deinem Schlaf. In habe mir Sorgen gemacht. Wegen dir bekomme ich noch graue Haare.", sagte er. Ich musste lachen. Shane war sonst ja nicht zu Witzen aufgelegt aber das war grade zum brüllen. "Warum lachst du so Zeyna? Was ist so lustig?", fragte er erzürnt. Jetzt wurde mir klar, dass Shane gar keinen Scherz gemacht hatte bezüglich seiner Fellfarbe. Ich verstummte augenblicklich und sah zu Boden. "Ich dachte du hättest einen Witz gemacht. Du sagtest du bekommst wegen mir graue Haare und nun ja ... Du bist ja komplett grau", sagte ich langsam. Shane machte einen komischen Laut. Dann auf einmal lachte er laut los. Ich hob meinen Kopf an und sah ihn fragend an. Was genau er nun daran so lustig fand, wusste ich nicht genau. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, trat ich nervös und ungeduldig von einer Pfote auf die andere. "Shane möchtest du noch was mit mir besprechen oder darf ich jetzt zu meinen Freunden gehen?", fragte ich ihn. "Geh nur aber komm bitte bei Einbruch der Dunkelheit noch einmal her dann reden wir.", gab er mir als Antwort und ich drehte mich um und ging aus Shanes Bau.

Zeyna - die Geschichte einer Wölfin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt