Kapitel IX

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     »I'll drive that stake through the center of my heart. Lonely vampire. Inhaling its fire. I'm chasing the dragon too far. There's blood on that blade. Fuck me, I'm falling apart. My assassin. Like Casper the ghost. There's no shade in the shadow of the cross« Textpassage aus dem Lied »No Shade in the Shadow of the Cross« von dem Musiker »Sufjan Stevens«

     Der Weg zurück zum Lager schien endlos. Um mich herum lachten und feierten die Menschen, als wäre die Welt perfekt. Doch in mir fühlte sich alles falsch an. Ich war gefangen in meinen Gedanken. Jaxon und dieses Mädchen - das Bild verfolgte mich, viel schmerzhafter, als ich erwartet hätte.

     »Hey, Süße!«, rief plötzlich eine lallende Stimme hinter mir. Instinktiv beschleunigte ich meinen Schritt, doch die Stimme ließ nicht locker. »Warte mal, hast du 'ne Zigarette?«

     Ich drehte mich um und sah zwei Typen und ein Mädchen, alle betrunken, schwankend auf mich zukommen. Sie lachten laut, einer stützte sich auf den anderen, während das Mädchen hinter ihnen albern kicherte.

     »Nein, ich rauche nicht...«, brachte ich schnell heraus und wollte weitergehen, doch sie stellten sich mir in den Weg.

     »Was? Du rauchst nicht?«, der Größere musterte mich abschätzig und lachte. »Hätte ich nicht gedacht. Du siehst eigentlich cool aus.« Sie hatten nicht bemerkt, dass ich geweint hatte...

     Das Mädchen neben ihm boxte ihm lachend in die Seite. »Kommt schon, wer raucht denn bitte nicht auf einem Festival?«

     Obwohl ich wusste, dass sie betrunken waren und ihre Worte keine Bedeutung hatten, fühlte ich mich klein und verletzlich. Warum jetzt? Warum ausgerechnet heute? Ich wollte nur weg, aber meine Beine schienen wie festgeklebt.

      »Lasst sie doch in Ruhe, wenn sie nicht will«, sagte der zweite Typ grinsend und sah mir direkt in die Augen. »Aber vielleicht können wir sie ja noch überzeugen, oder?«

     Mein Herz raste. Die Situation wurde mit jedem Moment unangenehmer, und die Tränen drohten erneut, hervorzubrechen. Ich wollte fliehen, doch sie hatten mich umzingelt, und meine Beine weigerten sich zu gehorchen.

     »Komm schon, nur eine Zigarette... Wir können gemeinsam schnorren«, drängte der Größere und trat noch einen Schritt auf mich zu.

     Die Panik in mir wuchs, und meine Gedanken rasten, als ich nach einem Ausweg suchte. Doch plötzlich hörte ich eine vertraute, beruhigende Stimme hinter mir. »Hey, lasst sie in Ruhe! Nicht jeder braucht Zigaretten, um cool zu sein.«

     Ich drehte mich um, und da stand Jaxon. Seine Haltung war locker, doch in seinen Augen lag eine Entschlossenheit, die mich sofort beruhigte. Er stellte sich schützend zwischen mich und die Gruppe, sein Blick durchdringend. »Sucht euch jemand anderen für eure Party. Sie ist mit mir verabredet.«

     Verabredet? 

     Das Wort hallte in meinem Kopf wider. Ich schluckte und wischte schnell die übrig gebliebenen Tränen weg, bevor er es bemerken konnte...

     Die drei Betrunkenen sahen sich kurz an, dann lachten sie höhnisch, bevor sie abwinkten und abzogen. »Was für ein Spaßverderber«, murmelte einer von ihnen, doch sie gingen endlich weiter und ließen mich in Ruhe.

    Ich atmete tief durch und spürte, wie die Anspannung langsam nachließ. Jaxon war da... Aber warum? Hatte er mich die ganze Zeit beobachtet? »Danke«, flüsterte ich leise, unsicher, ob ich ihm in die Augen sehen sollte.

     Jaxon blieb ruhig stehen, seine Augen suchten nach meinem Blick. »Kein Problem«, sagte er sanft und legte eine Hand auf meine Schulter. »Alles in Ordnung, Harp?« 

Als der Regen fielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt