Kapitel 31

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Es war eine Woche nach dem Felix den Strampler bekommen hatte. Kein Wort verlor er darüber mit Chan. Er sollte davon nicht erfahren, sonst würde er wieder so traurig schauen, wobei das letztendlich keinen großen Unterschied machen würden, denn Chans Blick waren 24 Stunden traurig. Felix ging es nicht besser. Er aß weiterhin nur das nötigste, war viel zu schwach. „Felix?", fragte Chan, als sie gemeinsam auf Chans Sofa lagen, kuschelnd. „Was denn?", fragte Felix in den Armen seines Freundes. „Wir müssen uns langsam ein Zimmer für das Kleine einrichten...und naja, wie du hier siehst, haben wir kaum Platz dafür...was hältst du davon, wenn wir umziehen? Ich hab mir etwas angespart für schlechte Zeiten...vielleicht können wir auch deine Mutter fragen-"

„Sprich nicht von diesem Menschen!", fauchte Felix und riss sich aus der Umarmung seines Freundes. „Felix...irgendwann musst du aber von ihr reden. Sie verdient doch ein Recht ihr Enkelkind zu sehen auch wenn sie dir das alles angetan hat." Das gefiel Felix gar nicht! Wie konnte Chan wagen so gut von diesem Menschen zu reden?! „Hast du dich mit ihr verbündet? Willst du wissen, was ich wirklich denke?" In Felix Augen flammte Wut und Hass auf. „Von mir aus kann dieses Kind auf der Müllkippe leben. Es interessiert mich nicht. Es soll sterben. Ich hasse es!" Felix Worte bohrten ein tiefes Messer in Chans Herzen. Felix hasste sein Baby. Ihr Baby. Das hatte er heute wieder gezeigt. Sofort musste er sich an Felix Vorhaben erinnern, das arme Kind zu töten. Es lies ihn Schmerzen spüren. Felix atmete tief ein und aus. Er war auf hundertachtzig. Sicherlich spielten seine dummen Hormone dabei eine entscheidende Rolle. „Willst du dir wirklich nicht helfen lassen?", fragte Chan einfach aus dem Nichts. „Nein."

Und Felix blieb dabei. Er litt weiterhin an seiner Angst vor seiner Schwangerschaft und weigerte sich sogar zum Arzt zu gehen, denn das bedeutete, er muss von seinem Baby reden und er wollte jede Konversation davon vermeiden. Chan redete nicht über das Baby und Felix war es recht so. Nur in Felix Träumen konnte er das Thema nicht abschalten, da war es so präsent wie damals der Strampler in der braunen Tüte. Felix verbrachte das meiste seiner Zeit im rumliegen und leer in die Gegend schauen. Wenn er aufstand, war ihm sofort schwindelig. Insgeheim wusste er, dass es nicht nur das Kleine in ihm war, das ihn so fühlen lies. Felix war wegen der Mangelernährung oft schwarz vor Augen. Manchmal war es so schlimm, dass er Tabletten schlucken musste, um den Schwindel in Grenzen zu legen. Er versuchte stets die Grenze zum Schwindel nicht überwinden, doch manchmal war er so schwach, dass er zusammenbrach. Zum Glück war Chan nie da. Nur bei dem einen Mal konnte Felix nicht verhindern, dass Chan es sah.

Es war zwischen den dritten und vierten Schwangerschaftsmonat wo er in Chans Küche torkelte, um etwas Wasser zu trinken, als seine Welt komplett schwarz wurde und er nur den harten Boden unter seinem Hinterkopf spürte. Irgendwann im Laufe seiner Bewusstlosigkeit wird er wieder wach werden und so tun, als wäre nichts passiert. Dieses Mal konnte er nicht vormachen, denn als seine Welt kippte, spürte er eine feste Umarmung. „Felix!", stieß Chan entsetzt aus, seinen schwachen Freund in den Armen haltend. „Hm?", murmelte Felix und sah mit leere, ausdruckslosen Augen auf seinen Freund. „Du bist umgekippt...." Da war tiefes Entsetzen in der Stimme Chans. „Ach...." Er brachte ihn aufs Sofa und kniete sich direkt vor Felix hin. „Scheiße Felix, siehst du nicht, was du da mit dir machst?! Was du mit unserem Baby machst?!" Chan wollte nicht daran denken, dass Felix es töten wollte. Er blendete es einfach aus, schob es in die tiefste Schublade seines Verstandes. „Wieso bist du hier? Musst du nicht arbeiten?" Felix blinzelte ihn müde an. Strengte sich nur so an, wie nötig, denn ihm war immer noch schwindelig. So verdammt schwindelig. „Ich hab etwas vergessen. Zum Glück war ich noch hier! Wir gehen jetzt zu Dr. Hae. Keine Widerrede." Sofort richtete Felix sich auf. „Das kannst du nicht tun!" Chans lies es sich nicht ausreden. „Oh doch!"

Er hob Felix hoch und trug ihn im Brautstil hoch. Wie schrecklich leicht er war! Während Chan Felix besser in seinen Armen positionierte, ging sein weites weißes Shirt etwas nach oben und entblößte ein wenig seinen schwangeren Bauch. Sofort zog Felix den Saum seines Shirts nach unten. Chan sollte ihn nicht so sehen. Er war hässlich. Das Baby machte ihn so hässlich. Felix fluchte, während er versuchte sich zu wehren, doch seine Kraft war so gering, dass er gegen Chans starke Arme nichts anhaben konnte und so fand er sich bald im Ärztezimmer von Dr. Hae wieder.

Mummy is not fine (Chanlix FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt